Kapitel 6.2 - Fiona

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Seife perlte wie der Schleier eines Hochzeitskleides, eine ganz besondere Schleppe um Fiona herum ins Wasser, löste sich als milchiger Nebel auf und färbte es weißlich. Sie hatte nicht vor die Chance eines Bades verstreichen zu lassen, schrubbte Salz, Algen und Sand beeindruckend präzise von sich bis schließlich alles im Badewasser versickert war. Allmählig fühlte Fiona sich besser - vor allem war sie wieder einigermaßen aufgewärmt und fühlte sich weniger steif als zuvor.


Ein vorsichtiger Seitenblick rutschte zu Filou, ehe sie bemerkte, dass er nicht einmal versucht hatte wegzusehen. Fiona unterdrückte das leise Schnauben und obwohl sie gerne die zierlichen Rauchkringel seiner Zigarette weiter betrachtet hätte, wandte sie demonstrativ den Blick ab. Sollte er starren, ändern konnte sie es ohnehin nicht.


Fiona wusste, dass sie ihre Zeit im Zuber viel zu sehr genoss. Eigentlich hätte sie versuchen sollen ihm vielleicht ein paar Informationen über diesen Ort zu entlocken, vielleicht über den Captain? Nein... sie ging nicht davon aus, dass Filou ihr irgendetwas erzählt hätte. Mit jedem Wort würde sie ihm nur mehr und mehr zeigen wie verloren sie eigentlich war. Schon jetzt fühlte sie sich unter dem forschenden Blick als könnte er all ihre Gedanken auf einem Silbertablett sehen. Es kostete Fiona einiges an Kraft, den Blick doch wieder von den Seifenstückchen loszureißen und ihm zuzuwenden. Was er wohl dachte?


Einen Augenblick betrachtete Fiona das Gesicht des Piraten, jetzt wurde er von den spärlichen Kerzen am Sims beleuchtet. Sie verliehen seinen Zügen mehr Weiche, ließen ihn weniger bedrohlich wirken. Der Bartschatten war gepflegt, wie es ihr schon zuvor aufgefallen war, sein Haar schimmerte im Kerzenlicht... es hatte die Farbe einer Rabenfeder. Fiona ertappte sich bei der Vorstellung es zu berühren und... er war ein attraktiver Mann, doch das änderte nichts an seiner Unberechenbarkeit. Sicher grollte er ihr, weil er für sie nun einen Streit mit seinen Männern angefangen hatte und jetzt auch noch den Aufpasser spielen musste. Wobei - Fiona war sich recht sicher, dass die Kerle vom Strand ihm diese Aufgabe gerne abgenommen hätten. Hm, trotzdem war sie bisher nicht unbedingt dankbar für seinen Schutz oder das heiße Bad gewesen.


Als hätten ihre Gedanken Filou angelockt, stieß er sich mit einem Mal vom Fenster ab. Fiona drehte den Kopf und richtete ihren Blick wieder aufs Wasser. Langsam tauchte sie die Bürste ein und wusch den Rest Seife heraus. Mit gemächlichen Schritten näherte er sich, die ledernen Stiefel hinterließen ein dumpfes Pochen auf dem feuchten Holzboden. Fiona schloss kurz die Augen, sammelte Kraft für - was auch immer folgen würde. Oh ja, sie ahnte, dass ihm die Antwort weder gefallen hatte, noch für ein Ende der Fragerei ausreichte. Eigentlich rechnete sie sogar damit... nur was sollte sie jetzt tun? Was würde er tun? Wie wichtig war ihre Antwort?


Raue Finger legten sich an ihr Kinn und Fiona wäre beinah zusammengezuckt, doch er packte nicht fest zu... es war mehr ein bestimmter Druck mit dem er ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich lenkte. Die vollen Lippen kräuselten sich unzufrieden, während Fiona noch mit dem Gedanken spielte ihn nicht anzusehen, dann aber doch dem leichten Zug folgte und den Blick hob. Es war gut, dass er ihr wild klopfendes Herz nicht hören konnte... es hätte ihm vielleicht sofort verraten wie viel Angst ihr seine Drohungen machten. Doch es war nicht nur das, seine Nähe machte Fiona auch auf eine andere Art nervös, sodass sie die Lippen ohne es zu bemerken etwas fester aufeinanderdrückte.


»Ist das wirklich alles?« Er schwieg kurz, der dunkle Ton verklang. »Sag mir alles was du weißt. Unser Captain wird nicht nachsichtig oder geduldig sein, wenn du nicht redest.« (Filou)

A Neverland Tale - HOOKED (de)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt