A Neverland Tale - HOOKED (de)

Kapitel 5.4 - Kapt. J. Hook

Dieses Gleichgewicht in Neverland, nachdem alle Bewohner der Insel tanzten ohne die betörende Melodie jemals mit den Ohren wahrzunehmen, war so zerbrechlich und fragil wie der zierliche Verlorene vor Hook. Das alles... Pan und Hook... Peter und James – Angriff für Angriff, Rache für einen Überfall, ein toter Verlorener für einen ermordeten Piraten. Hook lebte lange genug in dieser Welt um gewisse Dinge zu begreifen. Der Überfall heute war absehbar gewesen, er hatte ihn beinah in der Luft schmecken können, im Salz des Meeres und dem Rauschen der Wellen. Und genauso würde es Konsequenzen haben, dass die Jungen einmal mehr hier an Deck eingefallen waren und das Leben seiner Männer gefordert hatten um sich zu beweisen. Nur ein paar der Kielratten hatten sie verletzten können, doch für heute musste er ihnen den Sieg in diesem Gefecht zugestehen. Tote und Verletzte... das waren keine guten Neuigkeiten und in Hooks Brust grollte es unzufrieden als er das von dem zweiten Maat hörte, bevor er sich abwandte und den Stoff seines Mantels über der Schulter des Gefangenen fester griff. 

Oh ja, der Schrecken der Neverseas war wütend – doch ließ er sich nur selten tatsächlich von seiner Wut blenden. Vielleicht machte ihn das gerade so gefährlich? James war ein sehr beherrschter, kontrollierter Stratege und er vermochte die eigenen Gefühle in den Hintergrund zu schieben um logisch zu denken. Dieser Bursche war anders als die Kinder, die Peter bisher nach Neverland gebracht hatte – zumindest glomm etwas in seinen Augen, dass ihn auf so unübersehbare Weise verriet und Hook dem einfach auf die Spur kommen musste. Der Captain war neugierig, es gab nicht viel Abwechslung zwischen den Kämpfen, kurzen Momenten der Ruhe und der Verantwortung auf seinen Schultern. 

Auch er hatte gelernt den Augenblick am Kragen zu packen und anders als Luke, hatte er nicht vor seine Gelegenheit verstreichen zu lassen. Jetzt war vielleicht der Moment um Peters kleines Nest voll Ratten zu infizieren, mit der Krankheit der Erkenntnis... wenn sie anfingen darüber nachzudenken, dass ihr heiliger Anführer sie möglicherweise sinnlos opferte? Hrm – Geschichten und Denkanstöße waren so schöne Werkzeuge, so überaus praktisch. Eine Schlacht wurde nicht immer nur mit Stahl und Blut ausgetragen, doch wie sollten Kinder das verstehen? Es waren immer noch Kinder und ihre Aufmerksamkeit konzentrierte sich (nach James Erfahrung) immer nur auf das, was sie in genau diesem Moment interessierte. Morgen? Übermorgen? Oder gestern? Wen kratze das schon? Das eine würde sowieso früh genug kommen, dass andere war schon verstrichen. Wozu sich mit Dingen beschäftigen die man nicht beeinflussen konnte? Warum nicht den Augenblick genießen wie er daherkam? Ja, es war leicht sich der Verantwortung des Morgen zu entziehen. James wusste, dass es auch in seinem Leben eine Zeit gegeben haben musste in der er so dachte... jeder Mensch wurde mit der Leichtigkeit geboren, die ihm jedes zusätzliche Lebensjahr Stück für Stück genommen wurde. Dafür kam die Pflicht, das Gewissen... Erwachsen werden brachte einem Moral. Etwas, vor dem Peter zurückschreckte wie so mancher Pirat vor der Seife.

Nun... dieser Junge war nicht Pan. Vielleicht konnte Hook die Saat des Zweifels noch rechtzeitig sähen? Und wenn nicht, so verbrachte er eben einen relativ interessanten Abend mit einem... etwas ungewöhnlichen 'Gast'.

Diese Gedanken im Hinterkopf schob er Luke vor sich her über das Deck und auf die imposante Treppe zu, welche sich zu beiden Seiten zweier großer Flügeltüren (die nach unten zu den Mannschaftsquartieren, Lagerräumen, der Küche und allen anderen Räumen führten) emporwand. Der Captain zog Luke die erste Treppe nach oben, wo sie das Steuerrad passierten und schließlich eine aufwändig verzierte Holztür erreichten. Hübsche Ornamente, die nur noch von notdürftiger Politur zum Glänzen gebracht wurden, schlangen sich um das massive Holz der Pforte. Ranken und Schnitzereien die an Unterwasserpflanzen erinnerten und noch von dürftiger, teilweise bereits abgeplatzter Goldfarbe schattiert waren, ringelten sich beeindruckend detailliert um ein kleines Schild. In schwungvollen, überraschend eleganten Buchstaben verkündete die Aufschrift mit stilvollen Goldlettern in wessen Kajüte man sich hier wagte.