Kapitel 3.2 - Kapt. J. Hook

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Ein Instinkt, eine Vermutung oder eine Ahnung, die ihm das Schicksal einhauchte? James war sich nicht sicher, wollte es nicht unbedingt wissen... er dachte schlichtweg nicht mehr darüber nach. Etwas hatte seine Aufmerksamkeit ganz abrupt abgelenkt und ihn dazu gebracht, Inne zu halten. An genau dieser Stelle. Mondlicht bahnte sich einen fadenscheinigen Weg durch dichte Blätter, festes Geäst, rutschte an taubedeckten Blütenköpfchen herab und zeichnete schließlich ein Muster aus Schatten und weißem Licht auf die geschliffenen Züge von Kapitän James Hook, dem Schrecken der Neverseas.


Es dauerte einige Augenblicke, bis sich sein Atem beruhigt hatte. Der Sprint durch den Wald war selbst für einen ausdauernden Kämpfer anstrengend gewesen, denn die kleinen Biester wussten das eine ganze Crew ihnen durchs Unterholz folgte und wer erwischt wurde... für den ging die Sonne nicht mehr auf. Hooks Brust hob und senkte sich, während er zu lauschen begann und seine Sinne konzentrierte. Geräusche von Tieren, die sich im Unterholz bewegten – doch nur diejenigen, die noch zu tapsig waren um ihre Pfoten, Klauen oder Hufe lautlos zu setzten. Daneben aus unzähligen Richtungen ersticktes Knacken, raschelndes Laub – fliehende Kinder, die um ihr Leben in die Wälder rannten und nicht einmal wussten, ob sie vielleicht mit dem nächsten Schritt einem Bären auf die Pfote traten. 


Es käme Hook zwar nur gelegen, wenn ihm die Bestien in Neverland die Arbeit abnahmen... doch gleichzeitig steigerte es seine Verachtung für den sogenannten Anführer Peter Pan noch weiter – sofern das überhaupt möglich war. Neben diesen, doch recht gewöhnlichen Dingen war aber noch weit mehr zu vernehmen. Ein Surren wie von Regentropfen auf einer Wasseroberfläche, helle Töne, ausgelöst von winzigen Flügeln so transparent wie Glas. Vor langer Zeit musste dieser Singsang den ganzen Wald erfüllt haben, doch seit die Feen seltener und seltener wurden hörte man nur noch manchmal ihre summenden Flügelschläge. In diesem Moment zog der Hauch eines Lächelns über die ernste Miene und verriet, dass seine Wut durch die Schönheit der Insel einen Atemzug lang erstickt war. Hier draußen zwischen all dem Chaos, dem Dreck und der Unordnung gab es letztendlich auch für ihn ein Stück Frieden. Selten gekostete Ruhe, die in James Hook Wellen schlug... er war nie alleine hier, so gut wie nie zumindest. Die Gefahren dieser Wälder durften – Kampf hin oder her – niemals unterschätzt werden.


Wachsame Augen durchstreiften das Unterholz, suchten vielleicht genau den widerlichen Mistkerl, den er schon so lange zur Strecke bringen wollte. Doch der Kobold würde wohl kaum den Mumm besitzen, sich seinen Brüdern im Tode anzuschließen. Nein. Lieber verweilte er in Sicherheit, weit weg vom Geschehen und ließ sie Prüfungen bestehen die er selbst scheute.

Feigling.


Ein wenig resignierend hörte James seine eigenen Männer durch das Unterholz brechen, wie sie sich ihre Wege trampelten und dabei so wenig mit der Umgebung verschmolzen wie man nur wenig mit der Umgebung verschmelzen konnte. Innerlich verdrehte er die Augen und fragte sich, wie man nur so arm an Sinnen sein konnte. Doch vor den ruppigen Hunden brauchte er erst gar nicht mit Contenance und Haltung anzufangen... sie hätten es ohnehin weder verstanden, geschweige denn verinnerlicht.Das unterschied sie von Hook und machte ihn zu ihrem Anführer. Der Denker, der Stratege, der Grund für ihren Zusammenhalt und ihren Ruf.


Noch einmal ließ er die letzten Minuten Revue passieren. Stillos wie sie waren, hatten sie die Flucht ergriffen... mit seinem Mantel. Hook wollte brüllen, toben, vor Wut und Verzweiflung weil der Mantel noch immer hier irgendwo durch die Wälder streunte. Was wenn der Junge dumm genug war, sich von den Bestien zerreißen zu lassen? Nicht auszumalen in welchem Zustand der Mantel gewesen wäre... und der Bursche. James wusste selbst nicht genau, warum ausgerechnet das ihm etwas ausmachen sollte, aber trotzdem saß der Gedanke quer in seinem Verstand. Möglicherweise, weil das Kind etwas angestoßen hatte, das in Hooks Seele eine ganze Zeit lang unbewegt verstaubt war. Jetzt wirbelte der Staub in das fahle Licht und ein paar kleine Hände zupften an Saiten, von denen sie keine Ahnung hatten wie lange kein Ton mehr von ihnen geflossen war.

A Neverland Tale - HOOKED (de)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt