Kapitel 10: Sol

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Letztendlich hatte ich mich für alle drei Gummibärenpackungen entschieden, die ich nun mit großer Zufriedenheit an die Kinder verteilte

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Letztendlich hatte ich mich für alle drei Gummibärenpackungen entschieden, die ich nun mit großer Zufriedenheit an die Kinder verteilte. Wir hatten uns jeder eine Decke und ein paar Kissen geschnappt und saßen nun auf dem weichen Teppichboden des Spielzimmers und erzählten uns gegenseitig von den Erlebnissen der letzten beiden Wochen.

Ich bemühte mich, all den Geschichten der acht Kinder zuzuhören, doch ich erwischte mich immer wieder dabei, wie meine Gedanken abdrifteten und in einem leeren Nichts hängen blieben. Mittlerweile war ich mir sicher, dass ich all das, was ich in den letzten vier Tagen erlebt hatte, nur meiner grenzenlosen Einbildung zu verdanken hatte. Wahrscheinlich spielte Amy mir die ganze Zeit einen großen Streich. Mein Gehirn hatte Atlas erschaffen, damit ich mich nicht der Realität stellen musste. Er war meine Zuflucht und meine Ablenkung, damit ich mich nicht mit der Frage beschäftigen musste, dass der Tod mir direkt im Nacken saß. All das war nur eine einfache Verdrängungstaktik meines Gehirns.

Meine Krebsdiagnose musste mich in einer Art Schockzustand versetzt haben. Es war sozusagen kein Wunder, dass ich kurz darauf Atlas begegnet war. Weil mein Gehirn mich schützen wollte.

Dass Hailee ihn im Supermarkt nicht gesehen und mich dabei beobachtet hatte, wie ich Selbstgespräche geführt hatte, war der eindeutige Beweis für meine Halluzinationen. Es war so weit. Ich hatte offiziell den Status einer Verrückten erlangt. Was kam als nächstes? Sah ich Vampire oder Werwölfe, die die Weltherrschaft an sich reißen wollten? Und wann würde ich nicht mehr wissen, was Realität und was Einbildung war? Ich war doch nicht einmal jetzt in der Lage dazu.

Denn auch, wenn ich alle Beweise hatte, dass Atlas nun mal nicht real war, kämpfte ein Teil von mir gegen diese Behauptung an. Etwas in mir wollte den Mann, der mir mit seiner Präsenz dermaßen unter die Haut ging, nicht als bloße Wahnvorstellung abstempeln. Es war so viel passiert, dass ich rational gesehen nicht erklären konnte, und doch hatte es sich echt angefühlt.

Mein Innerstes führte einen inneren Kampf. An der einen Front stand meine Stimme der Zuversicht und meine dämliche, unersättliche Hoffnung, die sich eisern gegen die Lanzenspitzen von Amys Armee behaupteten. Ich war mir nicht sicher, wer gewinnen würde.

Zumal ich von Atlas nie eine vernünftige Antwort darauf erhalten hatte, ob er tatsächlich real war. Stattdessen war er meiner Frage ausgewichen und hatte in Rätseln gesprochen.

Vielleicht war die Sache mit der Einbildung doch nicht so abwegig.

Ich genieße meinen Siegeszug in vollen Zügen, Schwester, flüsterte Amy zufrieden. Ich konnte mir förmlich ihr Grinsen auf dem Gesicht vorstellen. Dieses bipolare Ding, das ich einfach nicht abstellen konnte, würde mir noch den letzten Nerv rauben.

Hailees Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich schüttelte benommen den Kopf.

,,Da wir jetzt alle auf dem neusten Stand sind, wird es nun Zeit, dass wir entscheiden, was wir heute machen wollen. Scotti, heute bist du dran mit Aussuchen.''

Soulless - Auf ewig verbundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt