Kapitel 32: Atlas

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Noch ehe die Klinge sich durch ihren Hals schneiden konnte, sah ich, wie sie panisch die Augen aufschlug und ihre geweiteten Pupillen auf mich trafen

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Noch ehe die Klinge sich durch ihren Hals schneiden konnte, sah ich, wie sie panisch die Augen aufschlug und ihre geweiteten Pupillen auf mich trafen. Es war nur ein Sekundenbruchteil, doch in diesem Augenblick sah ich in ihren Blick alles, was ich wissen wusste. All ihren Schmerz, ihre Angst und die Liebe, die sie für mich empfand. Einem Wesen, das nicht dazu fähig sein sollte zu lieben und nicht auf diese Weise geliebt werden sollte.

Doch all das spielte in diesem Moment keine Rolle mehr, denn ein markerschütterndes Beben überfüllte plötzlich den Raum, als die Tür aus ihren Angeln sprang und Kain quer durch den Raum flog.

Sofort schoss mein Blick zu der göttlichen Macht, die das Zimmer in helles Licht erstrahlen ließ und die Dunkelheit vollständig verdrängte. In der Tür stand ein wutentbrannter Dante, der sich schützend vor seine Seelenpartnerin stellte, die mit einem entsetzen Gesichtsausdruck zu ihrer großen Schwester starrte. Sie schlug die Hände vors Gesicht und wollte sich an Dante vorbeidrängen, doch er versperrte ihr den Weg.

,,Schieb deinen göttlichen Astralkörper beiseite und lass mich zu meiner Schwester'', schrie Hailee mit schriller Stimme und trat ihm gegen das Schienbein. Doch Dante ignorierte sie. Seine blonden Locken standen ihm zu allen Seiten ab. Sie schienen förmlich durch die Elektrizität in der Luft zu schweben.

,,Du bleibst, wo du bist'', knurrte er und versperrte ihr die Sicht auf das Zimmer. Aus seinen Augen war jegliche Emotion gewichen. Sie funkelten pupillenlos in einem solch intensiven Goldton, dass es mir für einen kurzen Moment die Luft zum Atmen nahm. Um ihn herum bildete sich ein leichter Schimmer. Zum ersten Mal, seit ich den Schicksalsgott kannte, entfesselte er seine wahre Macht. Nur mit seinem Blick hielt er Kain gegen die Wand gepresst, der schmerzverzerrt den Mund verzog.

,,Vielleicht kann Atlas sie nicht beschützen, aber ich kann es'', echote Dantes göttliche Stimme wutverzerrt durch den Raum. Durch die Gewalt seiner Kraft krachten die Fenster zurück in ihre Halterung.

,,Dante'', stieß Kain zähneknirschend hervor, während er sich unter seiner Macht schmerzhaft windete.

Der Schicksalsgott war wie ausgewechselt. Er schien förmlich über den Boden zu schweben, während sein Blick erbarmungslos auf Kain lag. Es war nichts mehr von seiner lebenslustigen Art zu spüren, die einem dreijährigen Kind im Bällebad glich und die mir sonst meinen letzten Nerv raubte. Stattdessen offenbarte Dante uns eine Seite von ihm, von der ich nie wirklich geglaubt hatte, dass er sie besaß.

,,Du hast gesündigt, Erstgeborener'', donnerte Dantes göttliche Stimme durch den Raum. Sie klang unnatürlich verzerrt in meinen Ohren. ,,Es ist dir verboten, die Seele eines Menschen zu holen, wenn dieser noch einen Funken Leben in sich trägt. Dir sind die Gesetze bekannt. Nur Seelen von bereits verstorbenen Menschen darfst du dir aneignen. Dein Schöpfer wird die Konsequenzen für deinen Auftrag tragen!''

Kain knurrte etwas Unverständliches. Auch er war nur eine Marionette des Bruders der Dunkelheit.

,,Du bist kein Mörder, Erstgeborener. Vergiss das nicht!''

Soulless - Auf ewig verbundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt