Kapitel 15: Sol

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Wenn es stimmte, was er sagte, dann verstand ich nicht, warum ausgerechnet ich ihn überhaupt wahrnehmen und sogar berühren konnte

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Wenn es stimmte, was er sagte, dann verstand ich nicht, warum ausgerechnet ich ihn überhaupt wahrnehmen und sogar berühren konnte.

,,Warum kann ich dich sehen und meine Schwester nicht?''

Er kniff die Augen zusammen.

,,Ich bin mir nicht sicher. Normalerweise kann ein Mensch uns Schatten erst wahrnehmen, wenn er gestorben ist. Aber du kannst mich sehen und sogar berühren. Das sollte dir unter normalen Umständen nicht möglich sein und doch kannst du es.''

Die Beweise, dass ich augenscheinlich verrückt war, verdichteten sich zunehmend.

,,Aber ich bin doch ein Mensch, oder?'', rief ich mit quietschender Stimme. Eine leichte Panikwelle überfiel mich, während ich unauffällig meinen Körper abtastete.

Atlas schmunzelte, während er mir über meine Haare fuhr.

,,Keine Sorge. Das bist du. Ich vermute, es liegt an unserer Verbindung. Die Welten verbergen viele Geheimnisse, von denen nicht einmal ich etwas weiß. Aber mach dir keine Gedanken. Ich werde schon noch herausfinden, was das alles zu bedeuten hat.''

Erleichterung durchströmte mich und ich atmete hörbar aus.

Seine Hand lag warm und beschützend in meiner, als er sich von mir abwandte und hinaus auf die Stadt schaute, die mit all ihren bunten Lichtern um die Wette funkelte.

Ich nahm mir den Moment und betrachtete sein Seitenprofil, das auf mich düster und gleichzeitig anziehend wirkte. Dabei fiel mir das große, schwarze Tattoo auf, das an beiden Seiten seines Halses prangte. Im Nacken zierte sich der Körper eines Raben, der seine Flügel kraftvoll ausbreitete. Die Flügel waren schwungvoll gestaltet und umschlossen fast seinen gesamten Hals, nur sein Kehlkopf war frei von den Verzierungen. Wie gerne wäre ich den einzelnen Linien nachgefahren, doch ich hielt mich zurück. Dieses Tattoo zeigte nur, wie tief seine Verbindung mit Horus war, auch wenn ich noch nicht wusste, welche Rolle Horus bei seiner Aufgabe spielte. Doch ich war mir sicher, dass er für Atlas zu einem unverzichtbaren Teil seiner Existenz geworden war.

Ich riss mich von ihm los und folgte seinem Blick. Dabei konnte ich nicht verhindern, wie die Neugier mich packte und wieder einmal die Kontrolle über mein loses Mundwerk übernommen hatte.

,,Du sagst, es gibt noch mehr da draußen. Gibt es also doch Aliens? Oder einen Gott? Und wenn ja, welcher ist? Und überhaupt, wenn es Sensenmänner gibt, wo bringt ihr die verstorbenen Seelen hin? Ist die Hölle real? Hm, oder ist es eher wie in der griechischen Mythologie. Du weißt schon, der Styx, die Elysischen Felder, der Tartaros. Das würde auch erklären, warum du einen griechischen Namen hast...''

Ich plapperte, ohne Luft zu holen. Mal wieder.

Seine Mundwinkel zuckten verräterisch, als er sich meine wilden Theorien anhörte, doch er unterbrach mich nicht.

,,Also, was ist es?'', fragte ich noch einmal vorsichtig, da ich mir mittlerweile ziemlich blöd vorkam. Unruhig wippte ich auf den Fußballen vor und zurück.

Soulless - Auf ewig verbundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt