Kapitel 20: Atlas

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Irgendetwas an ihrem Gesicht ließ mich zweifeln, dass sie meiner Anweisung Folge leisten würde, wenn es darauf ankäme

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Irgendetwas an ihrem Gesicht ließ mich zweifeln, dass sie meiner Anweisung Folge leisten würde, wenn es darauf ankäme. Vielleicht waren es ihre bernsteinfarbenen Augen, die für einen Sekundenbruchteil einen verschreckten Ausdruck angenommen hatten, ehe sie wieder ihre Unschuldsmiene aufsetzte. Oder es waren ihre rosigen Lippen, die sie immer leicht kräuselte, wenn sie etwas verbrochen hatte.

Sie räusperte sich und setzte dieses ansteckende Lächeln auf, bei dem ich jedes Mal das Gefühl hatte, die Sonne würde aufgehen.

,,Keine Sorge. Ich glaube nicht, dass Athanasios mich in sein Reich lassen würde, wenn ich noch lebe.''

Ich glaubte ihr nicht. Kein bisschen.

Diesem Mädchen würde ich zutrauen, dass sie alles tun würde, um ihre Liebsten zu retten. Unabhängig davon, ob sie dabei selbst in Gefahr wäre.

Ich sollte mir keine Gedanken machen, da sie sowieso niemals die Grenze zur Schattenwelt übertreten könnte, und doch hatte ich ein ungutes Gefühl im Bauch. Sol hatte die missliche Eigenschaft, sich immer in Gefahren zu bringen. Dazu kam, dass seltsamerweise unsere Gesetze bei ihr nicht zu gelten scheinen. Vielleicht war sie sogar in der Lage zwischen den Welten zu wandeln, ohne dabei sterben zu müssen. Wer wusste das schon?

Hast du es auch gespürt?, unterbrach Horus meine Gedanken, als er fertig war, die letzten Stücke der Pizza zu verspeisen, die eigentlich für Sol gedacht waren. Doch Horus hatte die Gunst der Stunde genutzt und sich still und heimlich bedient.

Ich runzelte die Stirn und warf dem Raben einen kurzen Blick zu.

Was meinst du?, antwortete ich ihm in Gedanken, während ich Sol dabei beobachtete, wie sie mit den Fingern die Haut an ihren Nägeln abschabte.

Ihre Energie ist heute anders. Stärker.

Der Rabe rückte näher an Sol heran und setzte sich auf ihren Schoß. Sie lächelte daraufhin noch breiter und begann, dem Raben eine Kopfmassage zu geben.

Ich unterdrückte ein Augenverdrehen, als ein Knurren seinen Schnabel verließ.

Konzentriere dich, Horus, erinnerte ich ihn an unser Gespräch, das er kurzweilig vergessen zu haben schien.

Als ich Sol näher in den Blick nahm, musste ich zugeben, dass der Rabe recht hatte. Ihre Seele brannte schon seit dem Moment, als ich sie das erste Mal gesehen hatte wie ein Inferno. Doch um dieses Feuer lag nun eine hauchdünne Schicht. Eine Energie, die nicht ihre eigene war.

Ich fühle eine Verbindung zu ihr, die ich gestern noch nicht gespürt habe. Zumindest nicht so stark wie heute. Was kann das bedeuten, Herr?

In diesem Moment erinnerte ich mich an Dantes Worte. Es hat bereits begonnen. Du kannst nun nicht mehr zurück. Deine Seele hat schon längst für dich entschieden, bevor du es selbst realisiert hast.

Soulless - Auf ewig verbundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt