Kapitel 16: Sol

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Ich drehte mich um die eigene Achse und suchte nach einem Orientierungspunkt in diesem weißen Nichts

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Ich drehte mich um die eigene Achse und suchte nach einem Orientierungspunkt in diesem weißen Nichts. Es gab weder Boden noch Himmel. Nur sanfte Nebelschwaden, die sich schlängelartig um meine Glieder wanden. Mein Herz klopfte alarmierend gegen meine Brust. Das Gefühl, beobachtet zu werden, ließ mich nicht los. Ich war nicht allein in dieser gottverlassenen Gegend. Also rannte ich los, ohne dass ich ein Ziel vor Augen hatte. Immer wieder drehte ich mich um. Doch da war niemand. Nur die ohrenbetäubende Stille und mein wummerndes Herz, das sich einen Kampf mit meinem rasselnden Atem lieferte.

Als ich am Ende des Horizonts einen schemenhaften dunklen Fleck ausmachte, beschleunigte ich mein Tempo. Der Schatten nahm immer mehr Gestalt an, je näher ich ihm kam. Pure Erleichterung durchströmte mich, als ich erkannte, wer am Horizont auf mich wartete. Wir würden zusammen einen Weg hier herausfinden. Ich streckte den Arm nach ihm aus, doch ehe ich ihn berühren konnte, verlor ich jeglichen Halt und stürzte in ein bodenloses Loch, das mich unter sich begrub. Ich fiel in ein schwarzes Nichts. Der grelle Schlund über mir verkleinerte sich, bis er gänzlich verschwand und nichts als Dunkelheit zurückließ.

Ich schloss die Augen, bereitete mich auf den Aufprall vor, doch er kam nicht. Irritiert blinzelte ich und war wieder in diesem weißen Nichts gefangen. Nur, dass ich dieses Mal tatsächlich nicht allein war. Eine unheilvolle Präsenz hüllte den gesamten Raum ein und ließ mich innerlich zusammenzucken. Um mich herum verdichteten sich in einem Kreis dunkelgraue Nebelschwaden, die sich zu einer Mauer formten, sodass ich eingeschlossen war. Wer auch immer hinter dem dichten Rauch auf mich lauerte, hatte eine solche einnehmende Kraft, dass ich mir schmerzend die pochenden Schläfen hielt.

Ein unangenehmer Druck bildete sich plötzlich um meinen Hals, als würde mich jemand mit seiner Hand packen. Doch da war niemand. Nur der graue Nebel, der sich um meinen Körper schlängelte.

,,Du solltest schon längst bei mir sein'', zischelte plötzlich eine raue Stimme an meinem linken Ohr. Mir lief es kalt den Rücken herunter. Schnell wandte ich den Kopf in die Richtung, aus der ich die Stimme gehört hatte, doch der Nebel war zu dicht, als dass ich hätte jemanden erkennen können.

Eine ungeheure Angst durchflutete mich schockwellenartig und lähmte mich. Der Druck um meine Kehle verstärkte sich zunehmend.

,,Wer bist du?'', fragte ich erstickt, während ich krampfhaft versuchte, Luft zu holen.

Die verhängnisvolle Stimme lachte amüsiert auf.

,,Ich habe viele Namen und doch kennst du mich bereits. Eine Tatsache, die mir nicht gefällt. Besonders, da du noch immer unter den Lebenden wandelst'', fauchte er, während der Rauch sich immer weiter auftürmte. Der Nebel verätzte meine Lungen. Ich beugte mich nach vorne, würgte und hustete die toxischen Gase aus, nur um sie im selben Atemzug wieder aufzunehmen.

,,Warum bin ich hier?'', flüsterte ich zwischen meinen Hustenkrämpfen, die mich mittlerweile in die Knie gezwängt haben.

Der grelle Raum verlor mit jeder verstrichenen Sekunde mehr an Licht. Stattdessen zogen pechschwarze Rauchschwaden über mir entlang.

Soulless - Auf ewig verbundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt