Kapitel 14: Sol

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Ich lächelte, als Atlas sich mit einem Gesicht, das nicht seines war, vor mir mit dem dunklen Schatten an seiner Hand im Nebel auflöste

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Ich lächelte, als Atlas sich mit einem Gesicht, das nicht seines war, vor mir mit dem dunklen Schatten an seiner Hand im Nebel auflöste.

Als er verschwunden war und ich allein mit Horus in der dunklen Gasse zurückließ, die mich an meine Nahtoderfahrung von vor ein paar Wochen erinnerte, spürte ich, wie die Kälte in meine Knochen zog. Das Gefühl, allein gelassen worden zu sein, setzte sich in meinen Gliedern fest, sodass ich mich augenblicklich schwach und ausgelaugt fühlte. Ich taumelte zurück und hielt mich an den feuchten Steinen der Häuserwand fest.

Es war wie jedes Mal, wenn Atlas mich verließ. Er nahm all das Licht und die Kraft, die ich in mir spürte, einfach mit sich und ließ nichts außer meiner leeren Hülle zurück. Die Mischung aus Erbrochenem, Urin und verwesten Essensresten kroch mir in die Nase und ließ die Übelkeit in mir aufsteigen. Es hätte mir von Anfang an klar sein sollen, dass die Pommes nicht in mir bleiben würden.

Doch ehe mich der Schwindel komplett einhüllte und der Brechreiz einsetzte, tauchte Atlas plötzlich wieder vor mir auf. Erleichterung durchflutete mich und ich konnte nicht anders, als meine dünnen Arme um seinen Oberkörper zu schlingen und mich an ihn zu drücken. Ich wusste nicht, woher ich diesen Mut hatte, doch es fühlte sich richtig an. Vielleicht hatte mir der Abend doch mehr zugesetzt, als ich jemals ihm gegenüber zugeben würde.

Als unsere Körper sich berührten, nahm wieder diese wärmende Kraft Besitz von mir und vertrieb das Übelkeitsgefühl. Der Nebel in meinem Kopf lichtete sich. Ich hob meinen Blick und sah vorsichtig zu Atlas hinauf. Sein Gesicht war wieder das seine und sofort spürte ich, wie mein Herzschlag sich unter seinem durchdringenden Blick beschleunigte und die Schmetterlinge in meinem Bauch wild umhertanzten.

Ich sollte Angst vor ihm haben. Vor diesem Wesen, das in ihm ruhte und mich fühlen ließ, als würde ich unter seinem Blick ausgenommen werden. Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass ich keine Angst vor seiner wahren Gestalt gehabt hätte. Aber dieses Gefühl hatte nur für wenige Augenblicke angehalten. Hinter all der Verdammnis, die er in diesem Moment förmlich ausgestrahlt hatte, hatte ich dennoch eine Verbindung zu ihm gespürt. 

Trotzdem schien irgendwas mit meinem Gehirn nicht zu funktionieren. Amy musste mit ihrem fetten Hinterteil meine Angst -Rezeptoren blockieren. Anders konnte ich meine tiefen Gefühle, die ich auch in diesem Moment zu diesem Mann gespürt hatte, nicht erklären. Oder vielleicht lag es auch einfach daran, dass er mir noch keinen Grund gegebenen hatte, ihn zu fürchten. Atlas hatte mir, seit wir uns kennen, kein Haar gekrümmt. Auch nicht, als er sich zu einem Skelett gewandelt hatte. Warum auch immer hatte er mich verschont und mich beschützt vor diesen Männern in der Gasse.

Das war es, was er immer machte. Er wachte über mich. Auch, wenn ich dachte, er wäre nicht da, schien er immer ein Auge auf mich zu haben. Wie vor ein paar Stunden, als meine Sehnsucht zu ihm mir körperliche Schmerzen zugefügt hatte und ich aus einem mir unergründlichen Grund auf die befahrene Straße getaumelt war, hatte er mich vor meinem Schicksalstod bewahrt.

Soulless - Auf ewig verbundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt