Alles in mir wurde still.
Die Geräusche um mich herum hörte ich nur verschwommen. Mein Geist löste sich aus meinem Körper und verlor sich im weißen Nichts.
Während meine Augen sich wieder auf den Bildschirm richteten, stellte ich mir vor, wie sich Menschen fühlen mussten, die jahrelang krank waren und auf eine Organspende angewiesen waren. Was sie wohl empfanden, wenn sie tatsächlich ein Spenderorgan erhielten, dass ihr Körper nicht abstieß?
Was fühlten wohl Menschen, die ein Spenderherz erhielten? Immerhin schlug das Herz eines anderen in ihnen. Ich versuchte mich in diese Menschen hineinzuversetzen. Waren sie voller Glück, ein Teil von jemandem anderem in sich selbst zu spüren, als gehörte es zu einem? Oder sahen sie es als Fremdkörper an?
Je länger ich auf das erbsengroße Geschwür in meinem Gehirn starrte, umso klarer wurde die Antwort. Ich wusste es nicht, wie sich diese Menschen fühlen mussten, aber ich für meinen Teil wollte mich am liebsten übergeben. Als könnte ich mich auf diese Weise reinwaschen.
Ich spürte kaum etwas. Stattdessen nahm ich alles wie durch einen Schwarz-Weiß-Filter wahr. Meine Hände lagen zusammengefaltet auf meinem Schoß. Sie zitterten, doch ich spürte es durch die einsetzende Taubheit kaum.
Von dem, was Dr. Forster noch zu mir sagte, bekam ich kaum etwas mit. Sie forderte wohl noch weitere Tests, wahrscheinlich um sicherzugehen, dass die Ergebnisse nicht doch falsch waren.
Aber das waren sie nicht.
Ich hatte es in Atlas' Gesicht gesehen. Es hatte mir alles gesagt, was ich wissen musste.
Es hat nur einen Sekundenbruchteil gebraucht, bis ich es verstanden hatte. Wir waren verbunden durch unsere Seelen. Ein Band, das ewig währte. Sensenmänner waren nur am Leben, weil sie noch eine Seele in sich trugen. Sie starben nur, wenn sie ihre Seelen verloren.
Ich wusste nicht, wie er es gemacht hatte, aber nun konnte ich die fremde Kraft einordnen, die seit einigen Tagen immer stärker durch meine Venen pulsierte. Es war seine Energie, seine Seele, die nun in mir weiterschlug. Deswegen konnte ich Horus in meinen Gedanken hören und sah die Seelen der Todgeweihten.
Schnell presste ich die Lippen aufeinander und blinzelte, um die aufkommenden Tränen aufzuhalten. Der Druck um meine Brust vergrößerte sich mit jeder verstrichenen Sekunde, die ich in diesem Zimmer saß.
Alles in mir drohte zu zerbrechen.
Ganz langsam atmete ich ein, doch es machte alles nur noch schlimmer. Denn obwohl alles um mich herum immer leise wurde, tobte mein Innerstes. Ich führte einen Kampf, den ich nicht gewinnen würde. Die Stimmen in meinem Kopf schrien mich an und verurteilten mich.
Das, was ich die ganze Zeit nicht wahrhaben wollte, wurde mit einem Schlag plötzlich Realität.
Atlas starb. Wegen mir.
DU LIEST GERADE
Soulless - Auf ewig verbunden
Fantasy„Ihre Zeit ist gekommen", ertönte Athanasios' dunkle Stimme durch den dichten Nebel. ,,Ich werde sie nicht sterben lassen." ,,Das ist nicht deine Entscheidung!", schrie er aufgebracht. Die Welt um mich herum begann zu beben. ,,Das Gleichgewicht mu...