22. Direktor

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Ich nahm also meine Sachen wieder und ging. Wäre ich eine Petzte, wenn ich jetzt zum Direktor gehen würde? Aber ich wollte nicht, dass er das mit allen Schülern machte, es war einfach nicht richtig.

Der Direktor müsste doch Verständnis dafür haben, er war doch so Stolz auf das Schild „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage." ach ja. Ich nahm also meinen ganzen Mut zusammen und ging zu seinem Büro.

Ich klopfte an, aber es machte mir keiner auf. War vielleicht auch besser so, ich wollte gerade wieder gehen, da ging die Tür doch nochmal auf. Der alte Mann guckte mich etwas verwundert an und ich fragte ihn, ob er kurz Zeit für mich hatte, dann wurde ich in sein Büro gebeten. Hoffentlich dauert das nicht zu lang, ich will zu Simon.

„Wie kann ich dir weiterhelfen?" „Naja also ich komme gerade aus meinem Religionsunterricht, da ich rausgeschmissen wurde, weil ich schwul bin. Ich war leider was zu spät gekommen und dann hatte er mich halt gefragt, was ich von Homosexuellen halten würde. Ich hab halt gesagt das ich schwul bin und dann hatte Herr Müller dem ganzen Kurs eine Predigt gehalten, wie falsch es doch sei nicht Hetero zu sein." ich war schon ein Arsch. Ich gefährdete die ganze Kariere dieses Lehrers aber vielleicht half ich auch ein paar Schülern.

„Ich wollte Sie das einfach nur wissen lassen, weil ich das nicht für richtig halte. Hätte man mir sowas vor ein paar Jahren gesagt, hätte ich das wahrscheinlich nicht wirklich verkraftet." der Schulleiter schaute mich ein bisschen erschrocken an.

„Natürlich, da versteh ich dich voll und ganz. Sowas steht ja wohl auch nicht auf dem Lehrplan. Schade ich mochte Herr Müller eigentlich. Aber vielen Dank, dass du den Mut gefasst hast zu mir zu kommen. Warte einen Moment hier bitte." der Direktor stand auf und verschwand im Sekretariat. Wie lange ist es noch zur ersten Pause? Noch 50 Minuten!? Zumindest konnte ich mir hiermit die Zeit vertreiben, irgendwie. Kurze Zeit später ertönte ein Gong und man hörte eine Durchsage, der Sekretärin „Herr Müller wird einmal zum Sekretariat gebeten.". Ach du Scheiße.

Ich hätte nicht gedacht, dass der Direktor das so ernst nimmt. Ich schaute mich im Büro um und dann sah ich es.

Ein Foto vom Direktor mit einem anderen Mann und einem Kind auf dem Arm... Warte was!? Oh nein nein nein, ich musste mich zusammenreißen nicht komplett loszulachen. Man muss sich vorstellen man ist Beamter und sein Chef ist schwul und man weiß es nicht und hält dann so peinliche Predigten. Wie doof konnte Herr Müller sein?

Dann kamen die beiden auch wieder und Herr Müller schaute leicht verschwitzt rein. Ich musste mich wirklich zusammenreißen. „Herr Müller setzten Sie sich doch einmal neben Finn. Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie Ihren Schüler vor der Klasse bloßgestellt haben und Ihren Schülern erklären wollten, dass Homosexualität unnatürlich ist, ja?" hatte der Direktor Spaß an der Sache?

Mein Lehrer nickte vorsichtig „Schauen Sie mal ich hab hier ein Bild auf meinem Tisch stehen von mir, meiner Tochter und das hier ist mein Mann. Wir sind seid 10 Jahren verheiratet. Solange kann man das ja schließlich auch noch nicht. Ach ja, wissen Sie wir sind seid fast 30 Jahren zusammen. Würden Sie sagen ich bin unnatürlich, Herr Müller?" er schaute ihm tief in die Augen.

Er schüttelte heftig den Kopf „Nein, es tut mir wirklich Leid. Ich wusste nicht dass Sie einen Mann haben. Bitte verzeihen Sie mir, das war wirklich unangebracht von mir und wird nicht nochmal vorkommen." „Ich möchte das meine Schüler sich hier frei entwickeln können. Sie sollten sich bei Ihrem Schüler entschuldigen!" „Es tut mir wirklich Leid Finn! Ich hätte Sie nicht bloßstellen sollen und an Ihnen ist natürlich nichts falsch oder unnatürlich!" „Vielen Dank Herr Müller, gehen Sie für heute lieber nach Hause." nickte der Direktor. Herr Müller rannte auch schon fast wieder raus aus dem Raum.

Mein Schulleiter seufzte und lehnte sich nach hinten in seinem Stuhl. „Falls sowas nochmal vorkommen sollte, hab keine Angst und komm einfach direkt zu mir." ich nickte dankend „Ich wusste garnicht, dass Sie einen Ehemann haben." brachte ich schüchtern hervor. Aber mal ganz ehrlich wer hatte denn jetzt sowas erwartet.

„Woher auch" lachte er „Ich wünschte ich hätte damals den Mut gehabt mich gegen meine Lehrer zu wehren. Aber ich muss jetzt auch leider weiter arbeiten. Aber vielen Dank, dass du dich bei mir gemeldet hast." „Danke, dass Sie sich die Zeit für mich genommen haben." und damit verließ ich sein Büro wieder.

Wer hätte gedacht, dass er so ein interessanter Mensch ist. Ich ging raus auf den Schulhof, da kamen mir schon Leute aus meinem Religionskurs entgegen. „Hey Finn! Herr Müller hat den Unterricht schon vorher beendet. Warst du wirklich beim Direktor?" fragte mich Marvin. Er kam freudig auf mich zu und bot mir an mich zu den anderen zu setzten.

Eigentlich wollte ich eine rauchen, aber Marvin war ja wirklich nett. „Ich weiß nicht was mich geritten hat, aber tatsächlich schon." „Sag schon, was ist passiert?" drängte er mich. „Naja ich hab dem Direktor halt erzählt was passiert ist und dann musste sich Herr Müller persönlich bei mir entschuldigen. Wusstet ihr das unser Direktor seid 10 Jahren mit einem Mann verheiratet ist und eine Tochter hat? Das hat er Herr Müller richtig vorgehalten und der hat sich in Grund und Boden geschämt." erzählte ich und lachte.

„OH MEIN GOTT WAS!?" riefen einige und fingen auch an zu lachen. „Ey, aber ich wusste garnicht das du auch schwul bist oder hast du das nur so gesagt?" fragte mich dann Marvin. „Ne, ich bin wirklich schwul." gab ich zu. Es gab keinen Grund mehr für mich das zu verheimlichen.

„Krass wusste ich garnicht. Dann ist es wirklich gut, dass du zum Direktor gegangen bist." „Tut uns voll Leid was er zu dir gesagt hat. Du hättest ihn davor schon sehen müssen, wie er uns alle fertig gemacht hatte, was wir für eine beschissene Generation doch seien." „Oh man wirklich? Wie nervig..." seufzte ich und dann klingelte es zur Pause. Endlich!

Ich verabschiedete mich schnell von allen anderen und ging wieder hinter die Schule und zündete mir eine Zigarette an.

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Raucherpausen (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt