30. ignorieren

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Ich packte also meinen Rucksack und wir bereiteten ein kleines Picknick vor. Ich packte noch die Flasche Wein ein, welche ich noch da hatte und zwei Gläser. Als ich fertig war stand Simon schon angezogen im Flur und war bereit loszugehen. Er hatte die Tasche mit den zwei Decken dabei.

Simon strahlte und ich zog mir auch schnell meine Schuhe an, damit wir los konnten. „Ich hoffe da sind nicht zu viele Menschen." seufzte Simon nach einer Weile. „Wir sollten uns von sowas nicht ablenken lassen und wenn dann finden wir bestimmt auch einen Platz weiter weg von den anderen." „Du hast recht. Wir gehen da ja auch nicht wegen den anderen hin." versuchte er sich jetzt selber noch weiter aufzubauen und nahm dann entschlossen meine Hand.

Am See waren zwar ein paar Leute, aber auch nicht mehr viele, es war ja auch schon später Nachmittag. Trotzdem breiteten wir uns erst etwas abseits aus, wir wollten ja auch niemanden stören. Ich breitete die Decke aus und wir setzten uns hin.

„Simon?" „Ja?" er drehte seinen Kopf wieder zu mir und nahm meine Hand. „Ich wollte dir noch danke sagen, dass du deinen Freunden von uns erzählt hast. Ich hab das irgendwie durch gestern Abend voll vergessen, dabei war das ja wirklich ein großer Schritt. Aber es war wirklich schön." es viel mir doch etwas schwerer als gedacht, das alles zuzugeben aber es war wichtig, dass er das wusste. Auch Simon lächelte mich verlegen an, fing aber immer mehr an zu grinsen.

Er rückte näher an mich ran und nahm mich feste in den Arm. Es fühlte sich so gut an und ich schloss meine Arme auch um ihn. „Danke Finn, ich bin froh das wir in der Schule auch Zusammensein können. Ich liebe dich." sprach er dann mit ruhiger Stimme und küsste meinen Mundwinkel. „Ich liebe dich auch." lachte ich zufrieden und holte die Musikbox hervor. Ich machte einfach ruhige Hintergrund Musik an.

Die Sonne fing schon an langsam unter zugehen, weshalb ich die zweite Decke nahm und sie über uns legte. Dazu holte ich noch den Wein raus und schüttete uns was ein. Der Wein war nicht wirklich romantisch oder so, es ging einfach um den Spaßfaktor.

„Sollen wir was Karten spielen?" fragte ich Simon, er nickte und lächelte mich ruhig an. Es gab mir ein so warmes Gefühl, dass ich einfach auch lächeln musste und wir uns kurze Zeit einfach nur anguckten. Er war wirklich hübsch und seine Ausstrahlung wurde seid wir zusammen waren, wie eine Art Schutzblase für mich, vor allen schlechten Dingen und Menschen. Ich fühlte mich einfach mehr als wohl bei Simon und ich hoffte ihm ging es genauso.

Ich holte die Karten aus der Tasche und teilte aus. Wir hatten einfach was UNO gespielt, dabei konnte man sich dazu noch sehr gut unterhalten.

„Wie denkst du wäre es eigentlich mit uns weitergegangen, wenn wir uns nicht auf der Party geküsst hätten?" fragte mich Simon und legte eine weitere Karte auf den Stapel. „Wir würden bestimmt noch weiterhin unsere Minderwertigkeitskomplexe an uns auslassen." lächelte ich und Simon grinste.

„Ich hatte immer Angst das du irgendwann meine Mutter kennenlernen würdest und herausfinden würdest wieviel Angst ich vor ihr hab. Das war so die eine Sache von der ich als aller letztes wollte, dass du sie herausfinden würdest. Hattest du auch sowas?" wurde er dann plötzlich wieder ernst, aber das war okay.

Es fiel mir mit ihm viel leichter über ernstere Sachen zu reden, ohne Angst zu haben was der andere denken könnte oder es bereuen zu müssen. Warum konnten wir uns eigentlich so gut zuhören?

Ich nickte „Ich hatte Angst, dass du herausfinden würdest, wie sehr ich es eigentlich gehasst hatte alleine zu sein. Keine Ahnung wie das hätte passieren sollen, aber vorher hätte ich dir auch gesagt das ich schwul bin." lächelte ich und Simon setzte ein gespielt empörte Miene auf „Dachtest du ich bin homophob? Oh man...". „Ob du es warst oder nicht das wollte ich nicht riskieren und ich denke es hätte dich nicht dran gehindert mich, deshalb fertig zu machen." „Wir waren schon echt gemein zueinander. Das tut mir wirklich Leid." seufzte Simon und trank einen Schluck.

Ich nickte „Es tut mir auch Leid. Schon recht kindisch gewesen das ganze." „Gewonnen!" rief Simon triumphierend und jubelte leicht vor sich hin. Oh man, ich hatte mich kaum noch auf das Spiel konzentriert gehabt, aber was soll's nächste Runde pass ich besser auf.

(Trigger Warnung: Panikattacke)

„Ich dachte du wolltest einfach keine Freunde haben... Warum hast du mir davon nicht schon vorher erzählt?" fragte er mich dann wieder ernst und nahm dabei die Karten, um neu mischen zu können. Ich zuckte mit den Schultern und überlegte kurz.

„Es war mir einfach was peinlich und ich wollte die Zeit mit dir einfach genießen. Außerdem sollst du dich nicht verpflichtet fühlen Zeit mit mir zu verbringen oder so." „Ich versteh das du es mir nicht sagen wolltest... Aber ich will ja auch Zeit mit dir verbringen, denk nicht dass ich mich zu irgendwas gezwungen fühle. Ich hoffe ich kann dir irgendwie damit helfen. Aber weißt du wie? Ich bin mir da was unsicher irgendwie." überlegte Simon, war das nicht zu viel verlangt von ihm?

„Ich liebe dich Simon und es gibt nichts schöneres als mit dir Zeit zu verbringen. Mehr kann und will ich nicht von dir verlangen. Ich denke es ist einfach etwas womit ich mehr lernen muss klarzukommen. Wenn du glücklich bist, dann bin ich das auch." „Ich weiß nicht genau Finn. Das sind Gefühle, die nicht so leicht verschwinden. Du solltest sie nicht verdrängen, sonst kommt alles auf einmal hoch. Guck, du weinst schon." er kam direkt zu mir und nahm mich feste in den Arm. Diesmal war ich der, der weinte. Warum hatte ich nur damit angefangen?

Ich wollte doch nur einen schönen Nachmittag mit ihm verbringen. Aber er hatte recht, ich hab diese Gefühle versucht zu ignorieren, damit ich einfach glücklich mit ihm sein konnte.

„Das war der erste Schritt in die richtige Richtung. Ich bin stolz auf dich und ich liebe dich so sehr Finn." redete Simon auf mich ein und strich mir über den Kopf. Ich nickte und wir schwiegen eine kurze Zeit lang, während ich einfach in seinen Armen weinte.

„Warum sind wir nur so?" „Probleme können nicht einfach verschwinden. Magst du mir vielleicht erzählen, wie es dir geht?" fragte Simon mich vorsichtig und nahm wieder die Decke um sie über uns zu legen. Ich war so dankbar, dass ich ihn hatte. Niemals hätte ich gedacht das jemand sich so viel Zeit für mich nehmen würde. Ich kam mir schon wieder erbärmlich vor. Aber ich sollte wirklich mit ihm reden.

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Raucherpausen (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt