33. Mutter

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Der Unterricht zog sich gefühlt bis ins unendliche und ich wippte ungeduldig auf meinen Stuhl rum. Warum dauerte das nur so lange? Ich kritzelte irgendwas auf meinem Block rum, aber selbst darauf konnte ich mich nicht konzentrieren. Ich wollte einfach Simon sehen.

Aber Herr Müller, welcher seinen Unterricht machte als sei nichts passiert, las höchsterfreut etwas aus der Bibel vor und der Rest des Kurses schien auch noch halb am schlafen zu sein. Wie konnte dieser Mann am Morgen so viel Energie an den Tag legen?

Sobald es aber geklingelt hatte, rannte ich schon förmlich aus dem Raum hinter die Schule. Eigentlich mussten wir uns hier nicht mehr wirklich treffen, aber erstmals wollte Simon mir etwas sehr privates erzählen und ich wüsste nicht wo ich sonst hätte warten sollen.

Wenig später kam Simon auf mich zu und er lächelte mich erleichtert an, als er mich sah. „Guten Morgen." begrüßte er mich und gab mir einen kurzen Kuss. „Guten Morgen, wie geht's dir?" fragte ich, seine Stimmung konnte ich nicht wirklich deuten. „Okay hör gut zu!" fing Simon endlich an und nahm meine beiden Hände in seine. Ich nickte nur aufgeregt.

„Also ich bin nach Hause gekommen und dann kam mein Vater zu mir und hat mir gesagt ich soll meine Sachen abstellen und ins Wohnzimmer kommen. Wie mein Vater aber nunmal ist, hatte ich keine Ahnung wie die Stimmung war. Ich bin dann also ins Wohnzimmer und auf dem Sofa saßen dann meine Eltern und schauten mich so komisch an, als würde ich in ein Verhör kommen." erklärte er mir aufgeregt und überlegte kurz bevor er weiter erzählte.

„Ich hab mich dann halt auch dazu gesetzt und meine Mutter hat nichts gesagt. Da hab ich dann richtig schiss bekommen. Mein Vater hat dann halt angefangen zu erzählen, dass sie miteinander geredet hatten und das meine Mutter mir was sagen wollte. Wirklich die haben das so hinausgezögert, das war der Horror." lachte Simon und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Leicht nervös spielte er mit meinen Fingern und erzählte weiter.

„Naja meine Mutter hat mir dann erzählt, dass mein Vater ihr halt erzählt hat dass ich einen Freund hab und dass sie so unfreundlich zu dir eben war. Das tut ihr auch Leid, aber sie versteht es noch nicht ganz. Sie denkt glaub ich aber immernoch, dass du ein schlechter Einfluss sein könntest oder so. Meine Eltern haben aber überlegt, ob meine Mutter vielleicht eine Therapie macht, sie will irgendwie damit klarkommen und braucht in letzter Zeit wohl was Unterstützung auch." damit war Simons Erzählung beendet und er schaute mich an.

Ich musste einmal tief einatmen, da ich erstmal die ganzen Informationen verarbeiten musste. „Okay wow, aber das klingt doch für einen Anfang nicht schlecht oder?" Simon nickte zufrieden und nahm mich feste in den Arm. „Ich bin wirklich glücklich, dass meine Mutter das für mich macht. Ich bin froh das sie es jetzt auch weiß." seufzte er, während er die Umarmung in vollen Zügen genoss.

„Du kannst wirklich stolz auf dich sein. Ich hoffe das war befreiend für dich." und wie stolz er auf sich seien konnte. Ich war es auf jeden Fall und ich hoffe ihm würde es jetzt leichter fallen, falls wir mal wieder einen doofen Kommentar bekommen würden.

„Oh warte, ich hab noch was für dich!" fiel mir plötzlich ein und ich ließ Simon los um nach der Packung Pralinen in meinem Rucksack zu gucken. Irgendwie war es mir doch jetzt was unangenehm ihm diese so zu übergeben. Trotzdem nahm ich sie aus meiner Tasche und hielt sie ihm hin.

„Die wollte ich dir mitbringen, falls es mit deiner Mutter nicht so gut laufen würde oder wie auch immer es ausgehen würde. Ich wollte dir zumindest eine kleine Freude machen." stammelte ich verlegen vor mich hin, während Simon mich ein bisschen belustigt anguckte. Als ich aber fertig mit reden war fing er an breit zu lächeln und nahm mich wieder in den Arm.

„Danke Finn." flüsterte er und küsste mich liebevoll. „Ich mag das, wenn du so verlegen bist, dann fühl ich mich nicht immer so unterlegen." lachte Simon und legte seinen Kopf auf meine Brust. „Ich liege dir zu Füßen, das weißt du." lachte ich mit und küsste ihn nochmal.

Dabei war es ernst gemeint, ich war ihm einfach komplett verfallen. Aber ich denke, dass hatte er auch verstanden.

In der Mittagspause saßen wir wieder hinter der Schule und teilten uns die Pralinen, welche ich gekauft hatte. „Es ist zwar irgendwie ein komisches Gefühl, aber gleichzeitig fühl ich mich auch einfach viel besser." erklärte mir Simon gerade, wie es ihm so ging.

„Irgendwann musst du meine Mutter nochmal neu treffen. Es dauert vielleicht noch was aber es könnte gut werden. Trotzdem sollte ich wohl erstmal abwarten, was sich so entwickelt." bremste Simon schlussendlich sich selbst. „Wenn es soweit ist dann machen wir das, obwohl ich zugeben muss, dass ich was Angst davor hab. Aber du bist gerade wichtiger." beichtete ich, woraufhin Simon nur lachte.

„Was meintest du eigentlich damit, dass deine Mutter was Unterstützung bräuchte?" durch die ganze Aufregung hatte ich das irgendwie vergessen gehabt nachzufragen. „Um ehrlich zu sein, weiß ich es auch nicht zu 100 Prozent aber sie ist was überarbeitet. Ich hoffe auf jeden Fall das hilft ihr irgendwie, in allen Richtungen. Ich hoffe das klappt irgendwie alles und die Wartezeiten sind nicht zu schlimm." versuchte er mir zu erklären und versank kurz in Gedanken.

„Stimmt, die sind manchmal echt schlimm." stimmte ich ihm zu und nahm seine Hand. Nicht unbedingt um ihn aufzumuntern, da er das nicht zu gebrauchen schien, aber ich fühlte mich einfach danach. Simon seufzte „Ich hab keine Lust auf Sport jetzt." „Ich auch nicht. Aber wir müssen auch schon los..." stellte ich fest, als ich auf die Uhr meines Handys geschaut hatte.

Wir standen also auf und gingen zu den Umkleiden mit allen anderen und anschließend in die Halle. Dort begrüßte unser Sportlehrer den Kurs und erklärte uns dann ein allgemeines Aufwärmen, welches er vorbereitet hatte.

„Simon, Finn kommt ihr noch einmal kurz zu mir, bitte?" beendete er seine Erklärung und wir schauten uns verwirrt an. „Was gibt's?" fragte Simon als die anderen losgelaufen waren. „Ich hab nicht so schöne Nachrichten für euch beide. Obwohl ich auch einmal angemerkt haben wollte, dass ihr den Lehrern einen riesengroßen Gefallen getan habt, wenn ihr euch jetzt so gut versteht." „Sie meinen aber nicht die-?" Simon stockte als der Lehrer anfing zu nicken.

„Kann die uns nicht einfach mal in Ruhe lassen, wer hat diese Frau denn überhaupt einstellen lassen!" beschwerte Simon sich direkt und auch ich schaute entsetzt rein als ich verstanden hatte, dass wir wieder zur Sozialarbeiterin hin mussten.

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Raucherpausen (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt