34. Nur so

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„Mittlerweile weiß ich auch nicht mehr genau, was da los ist. Aber vielleicht könnt ihr sie ja überzeugen, dass sie euch in Ruhe lassen soll. Ihr seid ja auch keine Kleinkinder mehr. Sie erwartet euch übermorgen in der Mittagspause dann. Tut ihr den Gefallen und geht einfach hin." seufzte unser Lehrer unbeholfen. „Es ist aber auch schon unsere Mittagspause, die immer dafür drauf geht." überlegte Simon laut und zuckte mit den Schultern.

„Ist mir eigentlich auch egal." seufzte unser Lehrer und schickte uns mit den anderen zum einlaufen. „Gehen wir da jetzt hin?" fragte ich Simon leicht verwirrt, als wir losgelaufen waren. Beide Ideen gefielen mir nicht wirklich „Außerdem ist Mittwoch der einzige Tag, an dem ich früher Schluss hab.", fügte ich noch hinzu. „Mhm meiner auch. Kann ich dann nach der Schule mit zu dir?" fragte mich Simon und schien weiterhin zu überlegen, ob wir nun zur Sozialarbeiterin gehen sollten.

„Klar, kannst du gerne machen." „Dann las uns auch dahin gehen. Sonst wird das wahrscheinlich sowieso einfach nur nach hinten verschoben. Da hab ich dann auch keine Lust drauf." und somit war es irgendwie dann auch beschlossene Sache. „Von mir aus. Alle guten Dinge sind drei oder so." ich hoffte wirklich, dass es sich hier um ein letztes Mal handeln würde.

„Und wir gehen da jetzt wirklich hin?" quengelte Simon, als wäre es garnicht seine Idee gewesen. Gestern hatte er sich größtenteils auch nur noch über die Sozialarbeiterin beschwert oder wir hatten uns mit seinen Freunden unterhalten. Wobei ich nicht viel geredet hatte, dafür Simon umso mehr.

Auf jeden Fall waren wir gerade auf dem Weg zum Büro der Sozialarbeiterin und Simon bekam immer schlechtere Laune, aber vielleicht war das auch ganz okay, weil ich mich nicht wirklich trauen würde dieser Frau zu sagen, dass sie uns in Ruhe lassen soll.

„Machen wir gleich einen Mittagsschlaf?" fragte mich Simon und seufzte zufrieden als ich kräftig nickte. Da unser Schlaf immer sehr begrenzt war zur Schulzeit und wir beide keinen richtigen Schlafrhythmus hatten, war das einer unser Hauptbeschäftigungen. So konnten wir Zeit miteinander verbringen und aber auch dringend nötigen Schlaf nachholen. Ich gab Simon einen kurzen Kuss und dann setzten wir uns auf die Stühle vor dem Büro.

„Weißt du noch als ich dir gesagt hab, du sollst dafür sorgen, dass wir nie wieder hier hin müssen?" fragte ich in die entstandene Stille. Es war keine unangenehme Stille gewesen, wir waren beide einfach nur erschöpft. „Was kann ich denn dafür, dass sie besessen von uns ist?" motze Simon beleidigt, „Ist mir gerade nur so eingefallen. Aber hiermit hätte ja auch keiner rechnen können oder?" versuchte ich ihn wieder zu beruhigen. Er seufzte und dann öffnete sich die Tür und Frau Albert erblickte uns freudig.

„Wie schön, dass ihr gekommen seid! Kommt rein." somit setzten wir uns in ihr Büro und schauten Sie erwartungsvoll an. „Nun dann, mir ist zu Ohren gekommen, dass ihr euch jetzt ziemlich gut versteht. Ich wollte mal fragen wie es dazu gekommen ist?" fragte sie uns unschuldig und es trat eine Stille ein. Für sowas hatte sie uns herbestellt?

„Was meinen Sie?" fragte ich verwirrt, ob ich die Frage vielleicht falsch verstanden hatte. Das ging sie nämlich eigentlich sowieso garnichts an und war auch irgendwie ziemlich unverschämt. „Ich wollte wissen, ob es irgendeinen bestimmten Auslöser dafür gab, dass ihr jetzt plötzlich zusammen seid? Vielleicht kann ich so auch den nächsten Kindern helfen, die solche Streitigkeiten haben wie ihr. Es würde mich brennend interessieren wie es so läuft und was ihr alles noch so besprochen habt." erklärte mir die Sozialarbeiterin nochmals und lächelte mir blöd ins Gesicht.

„Alkohol." sagte Simon einfach stumpf und funkelte die Frau böse an. „Bitte?" „Alkohol hat uns geholfen." wiederholte sich Simon und wollte schon wieder aufstehen, da versuchte die Sozialarbeiterin ihn mit einem Handzeichen wieder zu besänftigen und gleichzeitig ihn aufzufordern sitzen zu bleiben. „Ich bin kein Hund, wissen Sie?" motze Simon jetzt ein bisschen lauter. Ich legte vorsichtig meine Hand auf seinen Oberschenkel, da die Frau es sowieso nicht sehen konnte.

Simon stockte kurz, weshalb Frau Albert wieder ihre Chance ergriff. „Bist du sauer auf mich Simon? Das versteh ich nicht, ich hab dir keinen Grund dafür gegeben." überlegte sie aber stattdessen laut und ich musste ein genervtes Seufzen unterdrücken.

„Sie haben Recht, es ist nämlich nicht nur ein Grund. Die ganze Zeit nerven Sie uns beide schon und merken es nicht mal. Sie können mich mal, nerven Sie jemand anderen mit Ihren komischen Spielen!" Simon schrie zwar nicht, maulte sie aber doch recht laut an.

Ich stand also auf und deutete ihm an, dass wir einfach gehen würden. „Nochmal brauchen Sie mit uns nicht zu rechnen! Ich muss mich von Ihnen nicht weiter erniedrigen lassen!" keifte Simon bevor ich die Tür hinter uns schloss.

Ich nahm seine Hände und schaute ihn ruhig an. Simon atmete tief ein uns seufzte dann genervt. Sein Gesicht war immernoch recht angespannt, weshalb ich ihn vorsichtig in den Arm nahm. Währenddessen taumelte ich langsam mit ihm den Flur hinunter, Richtung Treppenhaus.

„Warum hast du eigentlich nichts gesagt?" „Du hast doch alles gesagt gehabt." lachte ich, „Fandest du nicht, dass ich übertrieben hab irgendwie?" „Bestimmt, aber ist mir eigentlich auch egal. Braucht sie sich garnicht wundern." „Aber jetzt lässt sie uns bestimmt in Ruhe." das schien ihn deutlich glücklicher zu machen und wir gingen nun auch endlich raus, um zu mir nach Hause zu gehen.

„Meinst du wir kriegen nochmal Ärger deswegen?" fragte Simon mich, als wir bei den Fahrradständern waren. Aber da ich es ihm nicht sagen konnte, zuckte ich nur mit den Schultern „Wir werden es noch herausfinden. Aber ist auch egal, wir haben jetzt schließlich frei." seufzte ich zufrieden und auch Simon nickte zufrieden. Wie konnten wir nur immer so müde sein?

„Sag mal, damals in der siebten Klasse, da hab ich dir wirklich nicht extra ein Bein gestellt gehabt." fing ich ein komplett neues Gespräch an aber mir war eingefallen, dass ich ihm das noch erzählen wollte. Simon kicherte „Ich weiß, um ehrlich zu sein war ich damals nur eifersüchtig, weil du dich mit so einer Anna gut verstanden hattest und ich wollte dich schlecht dastehen lassen. Ich war vielleicht etwas sauer und war mir da aber auch nicht sicher, ob du das extra gemacht hattest. Woher hätte ich wissen können, dass du schwul bist.". „Hätte ja keiner ahnen können was dann passieren würde." „Stimmt, tut mir auf jeden Fall Leid." „Mir tut es auch Leid." „Ist deine Mutter da?" „Ne eigentlich nicht, wieso?" „Nur so, nur so." wich er mir aus und wechselte das Thema.

„Nochmal kurz wegen vorhin, ja? Ich hab garnicht ganz verstanden, was die Sozi von uns wollte. Also klar sie hat uns diese eine Frage gestellt aber dafür hat sie uns doch nicht wirklich zu sich bestellt oder?" „Soweit ich das verstanden hab schon, aber ich weiß nicht ob sie noch was wollte." überlegte ich mit und Simon schüttelte nur wieder den Kopf.

„Ich mein selbst unser Sportlehrer findet die nervig, was soll das?" „Es kommt halt von alleine keiner zu ihr und irgendwie muss sie sich ja beschäftigen." überlegte ich. Kurze Zeit später waren wir dann auch Zuhause und zogen erstmal unsere Schuhe aus.

Danach gingen wir direkt in mein Zimmer und legten uns in mein Bett. „Weißt du, mindestens einmal am Tag, spielt sich der Moment in meinem Kopf ab, wie du meinen Namen gestöhnt hast." „Oh mein Gott, was ist nur falsch mit dir?" motze Simon mich an. „Ich mein ja nur." kicherte ich und drückte Simon fest an mich. „Irgendwie ist das schon ein bisschen unfair."

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Raucherpausen (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt