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•Y/N•

Wenn das Essen schon so anstrengend gewesen ist, will ich mir gar nicht ausmalen, wie die Bescherung erst wird. Generell habe ich das Gefühl, dass die Bescherung eher ein Muss geworden ist, und bestimmte ehrliche Freude nicht mehr im Vordergrund steht. Mein Gefühl bestätigt sich, als meine Mutter ihr Geschenk von mir auspackt, sie es kommentarlos anstarrt und sich ein Lächeln aufzwingt. Mit den Worten "das ist aber schön, danke!", die rausstechen, wie bei einer schlechten Farce, gibt sie dem Kuchen noch das gewisse Sahnehäubchen.
Mein Vater hingegen freut sich wirklich über seine Zigarre.
„Neeeee!", staunt er.
„Die Dinger kosten ein Schweine Moos!" Das wiederum hätte er nicht zwingend erwähnen müssen, da meine Mutter jetzt glaubt, ich würde ihn mehr wertschätzen, als sie. Und das scheint mein Vater ebenfalls zu merken, weswegen er sich räuspert.
„Heißt ja nichts. Die Sorte schmeckt halt gut, nicht?!", grinst er und nimmt mich in die Arme. Ich bekomme von meinen Eltern zwei gute Bücher geschenkt. Das eine ist ein Psychothriller, das andere ein Roman. Ich freue mich stets über Bücher. Denn wer regelmäßig liest, stimuliert die eigenen Gehirnzellen, trainiert seine kognitiven Fähigkeiten und verbessert Vokabular und Konzentrationsfähigkeit. Auch die emotionale Intelligenz werde verbessert, so steht es im WorldWideWeb. Und dies ist für jemanden, der gerne ein Buch veröffentlichen möchte, von Vorteil.

Den restlichen Abend, der nicht ganz so lange verläuft, da ich ja noch etwas vorhabe, und das auch kein Problem für meine Mitmenschen, außer für meine Mutter darstellt, verlief eigentlich ganz in Ordnung. Ich habe das Gefühl, mein Vater hat sich meine Mutter gepackt und ihr ins Gewissen gerufen, dass sie ihren toxischen Charakter doch bitte bei familiären Veranstaltungen zügeln sollte. Jedenfalls war sie relativ erträglich.
Wir verabschieden uns dann bald voneinander.
„Du schaffst das. Bleib stark", flüstert mir mein Vater noch ins Ohr, bevor er mir einen Kuss auf den Scheitel drückt und mich noch ein letztes Mal in den Arm nimmt.

Onkel Erwin fährt mich dann nach Hause. Zu meinem zu Hause. Denn ich wollte noch einige andere Sachen mitnehmen und habe Erwin darum gebeten, mitzukommen. Aus Sicherheitsgründen, bezüglich Evan. Mir springt allerdings jetzt schon das Herz aus der Brust, als wir aussteigen und auf die Wohnungstür zulaufen. Ich weiß nicht wieso, aber ich fühle mich hier nicht mehr wohl. Ich weiß wieso. Es liegt an Evan und den Dingen, die hier passiert sind.
Wir betreten den Flur und kommen dann an Evan's Tür vorbei, der ich mit einem mulmigen Gefühl hinterherschiele. In meiner Wohnung angekommen, packe ich dann eben noch die restlichen Sachen.
„Süß hast du es hier", lobt mein Onkel, der das völlig ernst meint.
„Dein Verschulden", sage ich nur, weswegen er kurz auflacht.
Dein Einrichtungsstil."
„Von DEINEM Geld."
„Touché", antwortet Erwin nur und gibt sich geschlagen. Dann verlassen wir meine Wohnung wieder, gehen gerade an Evan's Tür vorbei, als diese aufgeht.

„(Y/N)! Hey!", begrüßt er mich mit einem Strahlen, sieht dann zu Erwin und wirkt plötzlich ernster, als er wohl wollte. Erwin schaut ihn monoton an und mich würde brennend interessieren, was er gerade denkt.
„Hi, ich bin Evan. (Y/N)'s Freund", stellt er sich vor.
Freund?!", betont Erwin.
Ein Freund, ja. Ein ziemlich guter sogar", grinst Evan und lässt absolut keinen Anschein erwecken, er könnte in irgendeiner Form Dreck am stecken haben.
„Ich habe Ihrer Tochter beim Einzug geholfen und unternehme viel mit ihr."
„Sie ist meine Nichte", sagt Erwin, was Evan überraschen lässt.
„Oh. Entschuldigung", sagt er, doch Erwin zuckt nur mit den Schultern.
„Wir müssen auch wieder weiter. Schönen Tag noch", wünscht er Evan, doch dieser hält uns noch kurz auf.
„Wie? Wohin gehst du?", fragt er mich. Und ich weiß, dass er weiß, wohin ich gehe.
„Zu Freunden", antworte ich nur.
„Mir ist es hier zu unheimlich."
„Wegen dem Mord?"
Und wegen dir.
„Das kann dir überall passieren", antwortet er nur, was Erwin hellhörig werden lässt.
„Und das ist jetzt Grund genug, um ihre Angst von der Situation zu befreien?", fragt Erwin ihn. Evan schaut erst verdutzt, grinst dann aber.
„Nein, Sie haben recht. Mit Sicherheit ist es dort, wo sie hingeht, am Sichersten. Obwohl man ja nie wissen kann, mit wem man so zusammenwohnt."

Stalked! (Levi X Reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt