Sexuell frustriert

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Abby war nicht sie selbst, als sie sich auf den Heimweg machte. Die Umgebung um sie herum nahm sie nur gedämpft wahr. Ihre Gedanken kreisten um das Hotel, um die merkwürdige Atmosphäre und das Seltsame, das Peinliche, das sich darin abgespielt hatte. Dieselbe Aufforderung, andere Location. Ihre Wangen glühten, wenn sie daran dachte, wie feucht sie geworden war, als Julian vor ihr stand. Sie zerfleischte sich, weil er sexuelle Begierde in ihr geweckt hatte. Statt ihn dafür zu verabscheuen, dass er sie erpresste, hatte sich ihr Trieb zu einer unmöglichen, unpassenden Zeit gemeldet. Das Schlimmste war jedoch, dass die Lust Abby beinahe dazu gebracht hatte, Phil zu betrügen. Phil, den treuen, anständigen Mann, der in ihrer Gegenwart keinem schwingenden Rock und keinen langen Beinen nachschaute.

Na ja, dachte sie, kein Wunder, dass ich so erregt war. Der eigene Freund sieht in mir fast sowas wie eine Schwester.

Vor der Haustür blieb Abby stehen und rieb sich vorsichtig das Gesicht, um das Make up nicht zu ruinieren. Sie holte tief Luft und betrat die Wohnung. Ab jetzt war sie wieder Abby, die feste Freundin, nicht das Call-Girl.

Um die Bilder aus dem Kopf zu vertreiben, stürzte sich Abby auf das Gemüse. Sie schnitt Zwiebeln, Champignons und Bohnen, briet etwas Speck an und löschte alles mit etwas Milch und Sojasoße ab. Während das Ganze zugedeckt vor sich hinkochte, portionierte sie Tomaten, eine Gurke und schnitt Salat in mundgerechte Stücke. Später gab sie Crème fraîche in das Pfannengericht und würzte es kräftig.

Phil freute sich, dass sie eines seiner Lieblingsgerichte zubereitet hatte, und Abby freute sich zu sehen, mit welchem Hunger er seinen Teller leerte. Sie hörte ihm zu, als er davon erzählte, wie sich Kollegen während eines falschen Feueralarms davongestohlen hatten, um ein Bier trinken zu gehen. An den richtigen Stellen setzte sie „Ah!" oder „Oh." ein, doch sie war nicht wirklich bei der Sache.

Sie betrachtete Phil, während er nur Augen für sein Essen hatte. Aber auch so sah er sie kaum an, wenn er sprach. Diese Tatsache versetzte Abby einen kleinen Stich. Nun ja, dachte sie bei sich, sie waren schon eine Weile lang zusammen. Da war es nun mal natürlich, dass er sie nicht mehr wie am Anfang begehrte. Oder sie ihn.

Trotzdem wollte Abby das Feuer neu entfachen. Beim gemeinsamen, abendlichen Fernsehen robbte sie an ihn heran und fing an, seine Hand zu streicheln. Da Phil nicht reagierte, setzte sie sich aufrecht und küsste ihn sachte auf die Wange. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, was Abby zu mehr ermunterte. Es war schon eine Weile her, dass sie ihn verführt hatte. Deshalb war es an der Zeit, es wieder zu tun.

Lüstern grinsend setzte sich Abby auf sein Schoß und fing an, sein Gesicht mit Küssen zu bedecken.

„Was ist denn los?", fragte Phil amüsiert.

„Ich habe dich vermisst", schnurrte Abby wie eine Katze.

„War ich so lange fort? Steckte ich in einer anderen Zeitschleife fest?"

Die Bartstoppeln kitzelten ihre Lippen. Ihre Hand wanderte zu seinem Hosenbund. „Sei nicht albern."

„Ich bin heute erschöpft." Phil lachte, weil sie seinen Hals küsste. Sie wusste, dass es ihn kitzelte.

„Komm schon", raunte sie ihm ins Ohr. Doch Phil versuchte, ihre Hände abzufangen und sie daran zu hindern, in seine Hose zu dringen.

Abby sah ihn an und grinste. Bevor er etwas erwidern konnte, verschloss sie seine Lippen mit den ihren. Ihre Zunge drängte sich sanft, aber bestimmt zwischen seine Lippen und gelangte in den Mundraum. Sie schmeckte Bohnen und Speck.

Plötzlich kniff Phil sie leicht in den Bauch. Ein Mal, zweimal, dreimal. Dann schob er sie sanft weg. „Wer hat sich da eine kleine Plauze angefuttert?", witzelte er.

Abby zog die Brauen zusammen, lächelte jedoch weiter. Sie nahm sich vor, sich nicht ärgern zu lassen, sondern schmiegte sich an ihn. Ihre Finger arbeiteten sich die Oberschenkel hoch, da kniff Phil sie erneut in den Bauch und lachte vergnügt wie ein Kind.

„Na, hast du in meiner Abwesenheit den Chipsschrank geplündert?"

Anstatt darauf zu antworten, zog Abby ihr Shirt aus und öffnete den BH. Sie hoffte, ihre nackten Brüste würden ihre Wirkung auf ihn nicht verfehlen. Wie früher. Aber Phil sah sie so emotionslos an wie Kohlköpfe und sagte, er wäre zu müde für Bettsport.

„Aha", entgegnete Abby schmallippig und stieg von ihm runter.

„Ehrlich, es tut mir leid", sagte er und streichelte Abby über den Rücken, während sie den BH wieder anzog und das Shirt überstreifte. „Doch heute war echt was los im Büro."

„Das verstehe ich", log sie und mied den Blickkontakt. Schon wieder müde. Oder überfressen. Oder Migräne. Oder Halsweh. In den letzten vier oder sechs Wochen war Phil recht kreativ gewesen, wenn es um die Vermeidung von körperlicher Nähe ging. Es schmerzte sie, dass Phil beim Anblick ihres Busens überhaupt nicht empfunden hatte. Nichts. Er hatte nicht einmal das Bedürfnis verspürt, die Brüste zu berühren. Sie war ihm also doch zu dick. Dick, fett und abstoßend. Und das nur dank ein paar überflüssiger Kilos, die sich an ihre Taille und Hüften geschlichen hatten.

Sexuell frustriert ging Abby vor ihm ins Bett. Sie lag da und blinzelte im Halbdunkel die Tränen weg, die in die Augen traten. War wirklich sie das Problem, oder Phil selbst? Denn Julian hatte sie ganz anders angesehen und ihr das Gefühl vermittelt, begehrenswert zu sein.

Abbys Hand wanderte zwischen die Schenkel, dorthin, wo es warm und feucht war, und sie fing an, ihre Perle zu reiben. Ein Kribbeln ging durch ihren gesamten Körper. Der Stoff ihres Höschens wurde nass. Die Perle schwoll an unter der rhythmischen Bewegung, und plötzlich konnte Abby nicht anders, als sich vorzustellen, wie Julians Zunge die Klitoris liebkoste und sie zum Höhepunkt trieb.

Rise of Theseus (Continuum-Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt