Vabid

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Alle versammelten sich um Julian, um die Details noch einmal durchzugehen. Dann breiteten sich fast zwanzig Anwesende großflächig aus und fingen an, Plakate in die Luft zu recken und im Chor zu rufen: „Entschädigt die Angehörigen!"

Julian packte das Megafon auf und forderte das Unternehmen auf, auf strenge Sicherheitsstandards zu achten und die Arbeitsbedingungen in Bangladesch, wo die Produkte hergestellt wurden, erheblich zu verbessern. Schaulustige versammelten sich hinter den dunkelblauen, bodenlangen Fenstern des Gebäudes. Einige Wachmänner mit Schlagstöcken und Pfeffersprays im Gürtelholster positionierten sich vor dem Eingang und blickten finster drein.

Nach einer Stunde, in der er gelegentlich mitgebrüllt hatte, war Julians Stimme rau geworden. Sämtliche Angestellte, die die Demonstrierenden beobachtet hatten, hatten sich in ihre Büros zurückgezogen. Bis auf die Security schenkte ihnen niemand Aufmerksamkeit.

Allmählich gab Julian die Hoffnung auf, dass seine Forderungen irgendeinen Entscheidungsträger erreichen könnten. Die Sache sah düster und hoffnungslos aus. Er nahm Anlauf und kickte voller Frust eine Dose. Scheppernd kullerte sie über den Asphalt und verteilte braune, mit Kohlensäure versetzte Flüssigkeit auf dem Boden. Mit beiden Händen fuhr er sich durchs Haar und stieß ein Knurren aus.

„Wir erreichen sie nicht." Es war, als hätte Bill Julians Gedanken gelesen. „Von der Presse ist auch keiner da."

Genervt entgegnete Julian: „Was schlägst du vor?" Eigentlich war Bills Meinung das letzte, was ihn interessierte. In letzter Zeit lief allerdings alles gewaltig schief. Erst hatte er Abigail endgültig vergrault und Kendra verjagt. Nun kam er in dieser Angelegenheit kein Stück voran. Wonach Bill auch immer der Sinn stand, schlimmer könnte seine Situation wohl kaum noch werden.

„Ich sage euch, wir treten den Scheißkerlen in den Hintern!" Bill schwang die Faust.

Ethans Stirn bewölkte sich. Offenbar roch er Ärger. „Wie meinst du das?"

„Lasst uns das Gebäude stürmen", schlug Bill enthusiastisch vor. Julian fiel auf, wie sich immer mehr und mehr Menschen um sie gruppierten.

„Dumme Idee. Letztes Mal kamen wir glimpflich davon. Dieses Mal könnte alles aus dem Ruder laufen", bemerkte Ethan mit einem Seitenblick auf Julian.

Julians Lider wurden schmal. Was zur Hölle dichtete Ethan ihm an, nur weil er sich ein Mal nicht unter absoluter Kontrolle hatte?! Sämtliche Augenpaare waren auf Julian gerichtet. Man erwartete eine Entscheidung von ihm. Gehen oder gewaltsam eindringen? Der Druck wuchs und mit ihm die innere Unruhe. Wut brodelte in ihm.

„Okay." Julian klatschte in die Hände. Er hatte sich entschieden. „Rückt alle näher zusammen."

Julian hatte innerhalb kurzer Zeit eine simple, aber – wie er hoffte – erfolgreiche Strategie entwickelt. Keine zehn Minuten später schwirrte die erste Gruppe aus besonders eloquenten und lauten Mitstreitern aus und belagerte die Security. Die zweite folgte kurze Zeit später und sorgte für mehr Lärm und Verwirrung. Als ein paar von ihnen versuchten, ins Innere zu gelangen, kam es wie erwartet zur Rangelei zwischen den Wachmännern und den Aktivisten.

Julian, Ethan und Bill hatten aus einer größeren Entfernung dabei zugesehen, wie die Security alle Hände voll zu tun hatte, und liefen los, als der richtige Zeitpunkt gekommen war. Rennend gab Ethan zu bedenken, dass sie sich ernste Probleme einhandeln könnten. Aber Julian ignorierte seine Worte.

Kaum hatten sie die Türschwelle übertreten, blieb das Trio einen Moment lang stehen, um die Lage zu checken.

„Jemand erzählte mir, der Boss sitze auf dem höchsten Stockwerk", meinte Bill.

Rise of Theseus (Continuum-Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt