Ethan, Chuck, Kendra und Zoe schlenderten auf ihn zu. Nach so vielen Wochen sah er sie wieder, die Menschen, die ihn schon früher bei seinem Kampf so tatkräftig unterstützt hatten. Dankbarkeit durchflutete Julian, als er sie auf dem Messegelände sah. Er lächelte scheu.
„Julian Randol", begann Ethan und verstellte dabei seine Stimme, sodass sie tief und bedrohlich klang wie die eines Inquisitors klang. „Für deine früheren Untaten und Verfehlungen sollst du geteert und gefedert werden. Aber aus Mangel an Folterwerkzeugen bleibt dir als Strafe, von jedem eine Kopfnuss zu kassieren, den du auf irgendeine Art und Weise verletzt hast."
Julian musste grinsen.
„Doch da ein Schädel voller tennisballgroßer Beulen eher abschreckend wirkt, haben wir uns entschieden, dich einfach in den Schwitzkasten zu nehmen ..." Damit packte Ethan ihn und zerzauste sein Haar. „... und dich mit den unerträglichen Ausdünstungen unserer Achseln zu quälen. Schnupper Gestank, Bösewicht!"
Alle lachten. Das Eis war gebrochen und die Stimmung war wieder so ausgelassen, wie sie es vor vielen Wochen in Chucks Keller gewesen war.
„Legen wir mit dem Aufbau los?", fragte Zoe.
Julians Blick schweifte über die Fahrzeuge, die ausgeladen wurden, über die Menschen, die Plakate und Kisten in die gigantische Halle trugen, und er spürte einen Stich. Abigail war nicht da. Um vor Enttäuschung nicht übermannt zu werden, entschied sich Julian, mit dem Standaufbau zu beginnen.
Zu fünft stürzten sie sich in die Arbeit. Sie trugen Kartons, bauten Regale und den Messetisch auf, wischten noch mal über die Flächen und verteilten die Ware, wo sie gut sichtbar war. Jason und Terry, die Gründer von Re-Start, freuten sich über die Hilfe und packten genauso mit an.
„Die kleineren Leuchten funktionieren nicht", stellte Julian fest, nachdem alles aufgebaut worden war.
„Mist." Jason rieb sich die Stirn. „Was machen wir?"
„Hey, Chuck, hast du nicht eine beachtliche Sammlung an Lichtern daheim?", rief Julian über das Stimmgewirr und den Krach von Metall und Hartplastik hinweg.
„Ich kann die holen. Dauert aber ein wenig."
„Kein Problem." Julian wollte sich wieder Jason zuwenden, als sein Blick auf Abby fiel. Sein Herz schlug schneller. Sie war doch erschienen.
„Kann ich helfen?", fragte sie.
Ihr Lächeln setzte eine Flut an ungeahnter Energie in ihm frei.
Jeder hatte seine Aufgabe im Team. Manchmal überschnitten sich diese, sodass immer zwei zusammenarbeiteten. So hatte Abby mal das Vergnügen, mit Ethan, Zoe oder mit Chuck etwas gemeinsam zu machen. Nur mit Julian überschnitten sich die Aufgabenbereiche leider nicht. Aber Abby war dankbar für die Möglichkeit, ihn aus der Nähe beobachten zu dürfen.
Der junge Mann, der nur wenige Meter von ihr entfernt dastand und angeregt mit Terry, einem der Gründer des Start-ups, plauderte, war das absolute Gegenteil desjenigen, den Abby vor Monaten kennengelernt hatte. Julian, der damals die Zuhörer vor dem Einfluss der Konzerne gewarnt hatte, wirkte verbissen, misstrauisch und sandte aggressive Signale aus. Sein Gesichtsausdruck war ernst gewesen, der Ton warnend. Dieser Julian hingegen sprühte vor Enthusiasmus und guter Laune, grinste und half, wo immer er gebraucht wurde.
Als sich ihre Blicke trafen, schenkte Julian ihr ein Lächeln und beschloss, alle um sich herum zu versammeln.
„Die Vorbereitungen sind soweit abgeschlossen", fing er an und blickte in die Runde. „In Kürze beginnt die Messe, und da werden wir alle noch mal gebraucht. Zoe, was machen die Give-aways?"
Zoe hielt eine Tüte mit Werbegeschenken in die Luft. „Fertiggepackt."
„Haben wir genug Flyer?"
Kendra nickte und deutete auf einen Stapel hinter ihr.
„Wann kommen die beiden Journalisten, die ihr eingeladen habt?", wandte er sich an Jason und Terry.
Während sie besprachen, wer mit der Presse reden würde, musste Abby schmunzeln. Es amüsierte sie, wie er auftrat. Denn Julian hatte das Ruder an sich gerissen und vermittelte das Gefühl, er hätte die Firma gegründet, die sich hier präsentierte. Die beiden Gründer waren automatisch zu Statisten in ihrem eigenen Film degradiert worden. Aber Julian schien sich nicht bewusst in den Vordergrund zu drängen. Viel eher hatte sie den Eindruck, als sei ihm die Rolle des Anführers einfach zugeflogen und als hätte er keine andere Wahl, als sie zu spielen.
Letzten Endes war es Julian, der dem Team Erfolg wünschte und das Meeting wieder auflöste.
Menschen kamen und gingen. Abby verteilte kleine Tüten mit Werbegeschenken oder Prospekte, kehrte auch mal den Boden oder nahm die eine oder andere Bestellung mithilfe des Tablets auf. Ab und an sah sie heimlich zu Julian hinüber. Er hatte sich vor dem Messeauftritt vorbereitet und ergriff immer wieder das Wort, wenn Interessenten Fragen zum sozialen Engagement der Firma hatten. Sie fand, dass Julian richtig aufblühte, was sie aufrichtig freute.
„Holst du bitte noch mehr Gummidrops aus dem Wagen?" Jason war neben ihr erschienen.
Abby fühlte sich wie beim Spannen ertappt und spürte, wie Wärme sich in ihren Wangen ausbreitete. „Ja, sicher."
Mit dem Schlüsselbund in der Hand begab sie sich zum kleinen weißen Transporter, der auf dem großen Gelände geparkt worden war. Den Karton mit den Gummidrops zu finden stellte sich als schwieriger heraus, als Abby angenommen hatte. Im Fahrzeug befanden sich mehrere Kartons, und die meisten von ihnen waren verschlossen.
Abby stieg in den Wagen und fing an, ein paar von ihnen auf die freie Fläche hinter sich zu schichten, die beim Ausräumen freigeworden war. Leider waren die Kisten nicht beschriftet, sodass sie nicht drumherum kommen würde, sie zu öffnen.
„Kommst du zurecht?", hörte sie jemanden fragen.
Ihr Herz machte einen Sprung, als sie sich umdrehte.
Ohne eine Antwort abzuwarten, stieg Julian ein. Ihr wurde mit einem Schlag ganz warm. Sie hielten sich zu zweit auf weniger als sechs Quadratmetern aus.
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Rise of Theseus (Continuum-Fanfiction)
FanfictionUm ein Anführer zu werden, muss der 21-jährige Julian Randol selbstbewusster und aggressiver werden. Zum "Üben" sucht er sich Abby aus. Er wollte die 28-Jährige schon immer mal nackt sehen ..., sich aber auf keinen Fall verlieben.