Arians Sicht
Der Unterricht hatte schon vor zehn Minuten begonnen und die Tür öffnete sich nochmal. Max stand im Türrahmen und entschuldigte sich für seine Verspätung. Ich hielt ihn schon für irre, denn er hatte lange dicke Sachen an. Sonderlich glücklich sah er auch nicht aus, aber das war ganz ehrlich nicht mein Problem. Die zwei Stunden Mathe verflogen wie im Winde.
„Arian, bleib mal bitte stehen", rief Max mir zu, der noch auf seinem Platz saß. „Geh schonmal vor", meinte ich zu Danny. „Was möchtest du?", fragte ich. „Mich entschuldigen. Es war falsch von mir beim Spiel betrunken aufzutauchen. Ich hab auch das Video gelöscht", sagte Max. „Warum sollte ich dir das glauben?", fragte ich skeptisch. „Du kannst gerne auf meinem Handy schauen, aber du musst mir auch nicht glauben. Mir reicht es, dass du mir zugehört hast", meinte Max. „Kommst du zum Training?", fragte ich weiter. „Wenn es für dich inordnung ist dann sehr gerne", sagte Max mit einem Lächeln. „Dann bis später", verabschiedete ich mich.
Irgendwas stimmte doch mit dem Jungen nicht. Ich dachte nicht, dass er sich jemals für irgendwas entschuldigen würde. Auf dem Schulhof schaute mich ein verwirrter Danny an. Zum Glück fragte er nichts. Aufeinmal kam Paulina zu uns.
„Ari, kann ich dich mal alleine sprechen?", fragte Paulina vorsichtig. „Was ist los?", fragte ich, als wir ein bisschen an die Seite gegangen waren. „Einer aus meiner Klasse, Tom, hat mir etwas erzählt über einen aus deinem Team", redete Paulina um den heißen Brei. „Und jetzt?", ließ ich genervt von mir. „Maximilian wird zuhause geschlagen", rückte sie endlich mit der Sprache raus. „Ich hab bis jetzt noch nichts gesehen", meinte ich. „Schau bitte heute mal genauer hin", bat sie mich und ging dann.
Es würde natürlich die langen Klamotten erklären, aber es ging mich eigentlich nichts an. Die Stunden bis zum Training gingen irgendwie rum auch wenn ich schon wieder Kopfschmerzen hatte. Ich schmiss mir zwei Tabletten ein und ging mit Danny zu den Umkleiden. Die meisten waren schon da eher gesagt alle außer Maximilian. Ein paar Minuten blieb ich noch in der Umkleide sitzen bis Max dann auch kam. Ich tat so als wäre ich am Handy, aber in wirklichkeit schaute ich Max beim umziehen zu. Paulina hatte recht.
„Woher sind die blauen Flecken?", fragte ich. „Bin auf dem nach Hause weg auf die Fresse gefallen", log Max mich an. „Sag mir die Wahrheit", befahl ich. „Ist die Wahrheit", gab er frech von sich.
Ich ging mit langsamen Schritten auf ihn zu womit ich ihn in eine Ecke drängte. Meine Hand legte ich auf seinen Arm genau auf einen der blauen Flecken. Max zuckte direkt zusammen. Ich sah Angst in seinen Augen.
„Sag mir die Wahrheit oder ich drücke zu", drohte ich. „Arian, es geht dich einen scheiß dreck an. Ich hab mich zwar bei dir entschuldigt, aber das bedeutet nicht, dass ich alles mache was du möchtest", meinte Max und er hatte eigentlich recht. „Du hast recht, ich will dich in zwei Minuten in der Halle sehen", ließ ich von ihm ab und ging.
Die meisten liefen schon Runden. Max ließ ziemlich lange auf sich warten, aber ich wollte selber nicht hingehen wodurch ich Flo schickte. Wäre ich selber hingegangen hätte ich ihm wahrscheinlich auch nur wehgetan. Die Frage für mich war, warum wird er geschlagen. War er vielleicht deswegen so wie er war? Florian kam schließlich nach ein paar Minuten mit Max in die Halle. In den kurzen Sachen sah man nur noch die Flecken auf seinen Armen. Ich wollte die Sache eigentlich auf sich beruhen lassen, aber es ging mir selbst nach dem Training nicht aus dem Kopf.
„Kommst du mit zu mir?", fragte ich. „Ja klar", meinte Danny. „Was machst du in meinem Zimmer?", fragte ich Paulina, die auf meinem Bett saß. „Hast du auf Max geschaut?", fragte Paulina. „Ja, wollte mit ihm reden, aber er nicht mit mir, hab ihm fast selber weh getan", sagte ich. „Was ist denn mit Max?", fragte Danny verwirrt. „Haufenweise blaue Flecken, so ein Tom meint, dass er zuhause geschlagen wird", erklärte ich. „Wo hatte der denn blaue Flecken? Ich hab keine gesehen", meinte Danny. „Bauch, Brustkorb und Arme", zählte ich auf. „Willst du dich nicht drum kümmern?", nervte Paulina weiter. „Nein, er hat mir klar zu verstehen gegeben, dass er keine Hilfe möchte", sagte ich.
Paulina schaute mich sauer an und quetschte sich zwischen Danny und mir durch. Ich verstand nicht warum sie sich solche Sorgen machte. Mir war es dann egal, denn ich schmiss Danny auf mein Bett. Seine Hände legte er um meine Hals und zog mich zu sich runter. Er wurde immer verlangender, aber wir kamen nicht zu mehr, denn es klopfte an der Tür.
„Wer stört?", fragte ich genervt. „Manuel", kam es von der anderen Türseite. „Was möchtest du?", fragte ich während ich von Danny runter ging. Zum Glück saß ich rechtzeitig neben ihm, denn Daniel kam einfach rein. „Essen ist fertig, warum ist Danny hier?", fragte Manuel. „Ich kann auch gehen, kein Problem", sagte Danny. „Das wäre super", meinte Manuel und Danny stand auf. „Warum musste er jetzt gehen?", fragte ich genervt. „Weil ich mit dir reden muss", gab Manuel von sich. „Dann rede auch", maulte ich rum. „Nicht in so einem Ton mit mir. Darf ich mich setzen?", fragte Manuel. „Wenn es sein muss", seufzte ich auf. „Du weißt ja, dass deine Mutter und ich schon länger zusammen sind", fing er an. „Ja zu lange, so lange, dass sie Dad betrogen hat", unterbrach ich ihn. „Ja es war kein gutef Start, aber trotzdem möchte ich dich fragen ob es für dich inordnung ist, wenn ich sie frage, ob sie meine Frau werden möchte", ließ ich ihn ausreden. „Mach was du für richtig hälst, ich kann dir weder was verbieten noch erlauben. Wir leben eh zusammen also welchen Unterschied würde das schon machen außer das Paulina und ich dann offiziell Stiefgeschwister wären. Denk aber erst garnicht daran, dass ich dich dann Papa nenne", sagte ich.
Er schaute mich überrascht an, aber nickte dann. Ich wollte nicht egoistisch sein, aber es stimmt ja, einen Unterschied würde es nicht mehr machen. Schließlich folgte ich ihm nach unten wo Paulina und Mama schon am Tisch saßen. Viel lieber hätte ich Danny mit dabei gehabt, aber der Vollpfosten hatte ihn ja weggeschickt. Wäre aber vielleicht auch unangenehm geworden, wenn er uns erwischt hätte. Ich wollte es zwar öffentlich machen, aber dann nicht auf so eine Art und Weise, denn das würde Danny verunsichern.
„Was steht diese Woche bei euch beiden an?", fragte Mama. „Ich hab ein Date am Wochenende", sagte Paulina leise so das man es kaum verstand. „Training und am Wochenende Party, penne dann auch bei Danny", meinte ich. „Du machst in letzter Zeit wieder viel mit ihm", bemerkte Mama. „Ja seitdem wir uns wieder verstehen, wir sind ja auch beste Freunde", sagte ich.
Paulina lächelte mich nur wissend an, aber hielt zum Glück ihre Klappe. Sie wusste, dass Danny noch immer ziemlich verunsichert war.
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Du&Ich oder WIR
Teen FictionArian, 18 Jahre alt, hat alles was man sich wünscht. Ist schlau, ist gut in Sport, kann jeden haben wen er will und hat Geld. Aber was bringt das alles, wenn man eine Person liebt, die man nicht lieben sollte? Wie lange wird das gut gehen? Kleiner A...