Kapitel 7

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Ein Geräusch zog mich aus diesem bedeutungsvollen Augenblick.

„Verdammt, der Hausmeister!", schimpfte Simon. Soviel dazu, dass er taub war.

„Macht die Lichter aus und seid leise."

Ich hörte mein Herz schlagen, während ich mich auf den Boden der Bibliothek drückte. Ein Licht fiel durch die Glaswand. Ich genoss das Adrenalin, welches gerade durch meine Adern pumpte. Trotz der Dunkelheit studierte ich, wie er seine Hand auf die Türklinke setzte, doch schließlich den Kopf schüttelte und dann doch weiterzog. Ich hörte, wie sich unsere Lungen sichtlich entspannten.

„Ich denke, das war ein Zeichen, diesen Abend zu beenden."

Nickend pflichteten wir Markus bei. Schnell räumten wir all die Sachen zusammen und verschwanden aus der gebogenen Tür.

„Ich begleite dich zu deinem Zimmer."

Die selbstsichere Stimme gehörte Damian.

„Nicht nötig, Marie ..."

„Ich denke, Marie ist anderweitig beschäftigt."

Schmunzelnd zeigte er zu der dunklen Ecke, wo Markus und sie Liebesbekundungen austauschten. Woher ich das wusste? Ihre Blicke verrieten es mir. Da war so ein Funkeln. Ein Funkeln, das für die Liebe sprach. Es war dann nicht mehr zu leugnen.
Resigniert nickte ich schließlich. Er würde mich ohnehin begleiten, unabhängig davon, ob ich zustimmte oder nicht. Ein letztes Mal schaute ich zu der Blondine. Ich freute mich aufrichtig für sie. Sie verdiente das Gefühl der Liebe. Sie verdiente das Gefühl, geliebt zu werden. Nicht, dass ich wüsste, wie sich das anfühlt. Meine Gedanken wollten abschweifen. An den Tag, wo Ethan und ich unsere Koffer packen mussten. Es war ein Donnerstag, die Sonne strahlte und meine Mutter und sein Vater strahlten mit ihr. Florida war ihr nächstes Ziel. Bevor ich weiter absacken konnte, ertönte Damians Stimme.

„Es war ein schöner Abend, oder?"

Versuchte der Kapitän des Eishockeyteams wahrhaftig eine Konversation mit mir zu führen?

„Warum Eishockey?"

Ich sah, dass ihn meine Frage überraschte. Willig legte er seinen Kopf in den Nacken, als würde er wahrhaftig überlegen.

„Es war einfach so. Ich fing damit an, da war ich sechs. Ich war gut darin und so hat es auch Spaß gemacht."

„Warum war?"

Nun war er derjenige, dem Verschwiegenheit innewohnte. Sein Kiefer stach hervor.

„Ich hörte von deinem Bruder, er war noch vor Kurzem in der Mannschaft. Stört es dich, dass er ausgetreten ist?"

„Wir waren ein gutes Team."

Das war alles, was der Eishockeyspieler dazu erwiderte. Ein ganzes Stückchen liefen wir schweigend nebeneinander her. Solange, bis ich es nicht mehr aushielt.

„Warum das alles? Warum wanderst du nicht einfach zur Nächsten."

„Du bist sehr direkt, nicht wahr?"

Frustriert schnaubte ich aus.

„Eine Eigenschaft, die ich ganz gut leiden kann."

Warum dieser Aufwand? Versprach er sich wirklich, dass ich deswegen mit ihm ins Bett steige? Glaubte er wirklich, er könnte mit etwas Aufmerksamkeit meine Meinung ändern.

„Dir ist schon bewusst, dass so etwas wie heute Mittag nie wieder geschehen wird. Wenn du dir also etwas davon erhoffst, rate ich dir, nicht deine Zeit zu verschwenden."

Mittlerweile waren wir vor meiner Zimmertür angelangt. Seine Grübchen erschienen, als hätte ich einen Scherz gerissen.

„Das nie wird ein vielleicht, und aus einem vielleicht wird ganz schnell ein Ja. Außerdem ..."

Nun rückte er mir immer näher. Mein Rücken stieß gegen die Wand. Sein Gesicht beugte sich zu mir hinab.

„...ich glaube, du bist näher an einem ja als du es dir eingestehen willst."

Dieses Knistern, es war unerträglich. Es raubte mir jeglichen Atem. Wissen umspielte meine Mundwinkel, als ich den Spieß umdrehte. Ich rückte noch etwas näher heran. So nah, dass er einen Schritt zurücksetzte.

„Warum diese Mühe? Warum dieser Aufwand?"

Seine Lippen so nah, dass ich seinen heißen Atem spürte.

„Ich verrate dir etwas, Elli."

Seine Stimme nur noch ein Flüstern, das seinen Weg durch meinen Körper fand.

„Mir gefällt es, wenn es nicht einfach ist. Mir gefällt die Vorstellung, dich Stück für Stück zu knacken, bis du schließlich mir gehörst. Diesen unerschütterlichen Willen ..."

Seine Hand fand ihren Weg an mein Kinn. Er umfasste es mit seiner rauen Haut. Ich könnte mich verfluchen, für den Aspekt, wie nah mich Damian erneut an diesen Abgrund führte.

„... mit meinen eigenen Händen zu brechen."

„Und doch ist diesmal etwas anders, nicht wahr?"

Furcht ummantelte seine Augen, doch im nächsten Moment schien es so, als würde ihm gefallen, dass ich das sah. Seine Schwäche.

„Wer weiß, vielleicht bin ich gierig darauf zu erfahren, wie es ist, eine Person zu nehmen, die man liebt."

Seine Augen waren starr auf meine Lippen gerichtet. Sein Daumen fuhr darüber. Im selben Augenblick strebte er den Rückzug an und so blieb ich allein zurück, mit der Gänsehaut auf jedem Zentimeter meines Körpers.

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