Kapitel 26

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„Elli?“

Ich stand bestimmt schon drei Minuten einfach nur so da. Dementsprechend erschrocken schaute ich drein, als Damian vor meinen Augen erschien.

„Damian“, flüsterte ich atemlos.
Ich konnte noch immer nicht realisieren, was gerade geschehen war. Schnell drehte ich mich weg. Scham und Angst suchte meine Wangen heim. Er durfte es nicht wissen. Ethan war so nicht. Zumindest wollte ich das glauben. Ich war schuld daran. Ich habe ihn gedrängt. Meine Wange schmerzte noch heftig und das wird sie noch eine lange Zeit, doch das Gefühl meines Herzens war umso schlimmer. Ein Unwohlsein, als wäre mir schlecht, ließ sich darin nieder. Ich spürte eine große Hand auf meiner Schulter, die mich bestimmt umdrehte. Noch immer verdeckte ich die Seite, die brannte. Entschlossen hob der Eishockeyspieler mit einem Finger mein Kinn in die Höhe und drehte mein Gesicht etwas, sodass die verletzte Stelle vollends zu sehen war.

„Ich habe alles gehört.“

Entgeistert riss ich die Augen auf, unfähig auch nur ein Wort über meine Lippen zu schicken.

„Das mit dir und Ethan und dass er dich geschlagen hat. Deshalb wolltest du vorhin nicht weitergehen, nicht wahr? Du empfindest etwas für ihn.“

Ich nickte verdrossen, auch wenn es irrsinnig war, sich so etwas in solch einem Augenblick einzugestehen. Noch eine Weile studierte Damian meine Wange, bevor er dann schließlich den Rückzug anstrebte.

„Wo willst du hin?“, hauchte ich.

„Wenn du dich nicht beschützen wirst, dann muss ich das tun.“

Mein Ausdruck verspannte sich.

„Was meinst du damit?“

Doch der Dunkelhaarige hielt nicht an und so lief ich ihm wie ein kleines Kind hinterher.

„Das kannst du nicht tun. Sein Vater, er stirbt. Ethan wollte das nicht …“

„Und wenn schon.“

Damian war stehen geblieben und umfasste mit einer Leichtigkeit meinen Haarschopf. Seine Berührung so zart, für die Aufgebrachtheit, die er mir entgegenbrachte.

„Ethan meint das nicht so“, versuchte ich es erneut.

Kaum vorzustellen, was Damian vorhatte.

„Was wird es das nächste Mal sein? Ein Rauswurf, eine Kündigung, ein dummer Spruch eines Kollegen.“

Nun strich er zärtlich, über die Stelle, die ich noch deutlich spürte.

„Was wird die nächste Verletzung sein? Wie stellst du dir eure Zukunft vor?“

„Es war ein Ausrutscher, nichts weiter“, entgegnete ich standhaft, in der Hoffnung auch mich selbst zu überzeugen.

„Warum beschützt du ihn?“

Seine Stimme gerade um einiges heller, als würde er wahrhaftig nicht den Grund kennen. Jetzt wurde meine Mimik von einer Ernsthaftigkeit heimgesucht, die ich nicht von mir gewohnt war.

„Ich würde bis ans Ende der Welt gehen für die Menschen, die mir wichtig sind.“

„Auch, wenn sie dich verletzen?“

„Auch, wenn sie mich verletzen.“

„Auch ich habe dich verletzt“, raunte er.

Ich nickte zustimmend.

„Auf eine andere Art, als es Ethan getan hat.“

„Und du sprichst mit mir, wie du auch mit Ethan weiter sprechen wirst.“

„Wie gesagt für die Menschen, die ich mag, gehe ich auch über meine persönlichen Grenzen.“

Unweigerlich hatte ich soeben zugegeben, dass mir Damian etwas bedeutet. Ich verstand nicht, wieso. Um ehrlich zu sein, verstand ich gerade gar nichts mehr. Sein Blick inzwischen so durchdringend, dass es mir Angst bereitete.

„Aber wer passt dann auf dich auf? Wer achtet darauf, dass du dich nicht selbst verlierst?“

Ich erstarrte in meinem ganzen Sein, denn diese Fragen, ich hatte keine Antwort darauf. Es führte mir vor Augen, wie scheußlich ich mich selbst behandelte.

„Ich weiß es nicht“, hauchte ich.

Ich umfasste nun sein Handgelenk.

„Tu nichts, was Ethan Schaden zufügen könnte. Geh nicht zu ihm, sag niemandem etwas hiervon.“

Ich sah in seinem Gesicht, wie widerwillig er meine Aufforderung annahm.

„Ich verspreche dir im Gegenzug, dass ich mich von ihm fernhalten werde. Zumindest soweit es möglich ist.“

Skeptisch flogen seine Augen an mir herab. Wahrscheinlich fragte sich Damian, ob ich mich wahrhaftig daran halten würde. Schließlich nickte er und dies war mein Zeichen endlich zusammenzubrechen. Eine Träne nach der anderen tropfte hinab und augenblicklich spürte ich Damians starken Arme, wie sie mich einschlossen. Ich fühlte mich sicher. Dies war wahrscheinlich ein Grund, warum ich ihn mochte. Auch wenn sein ganzer Charakter dem widersprach, so fühlte ich mich behütet, wenn ich in seiner Nähe war.

„Hey, was ist los, Elli? Rede mit mir!“

Wie amüsant, da ich diese Worte kurz zuvor an Ethan gerichtet hatte.

„Er hat gesagt, ich wäre ein Fehler“, schluchzte ich.

„Er hat gesagt, mit mir geschlafen zu haben, war ein Fehler.“

Mit einer gewissen Festigkeit umschloss Damian nun meine nassen Wangen.

„Ich will, dass du mir jetzt zuhörst.“

Ich nickte erschrocken.

„Du bist das Beste, was ihm jemals passiert ist und wenn der Idiot das nicht erkennt, will ich verdammt sein, wenn ich nicht mein Glück versuche.“

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