Kapitel 41

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Mühevoll setzte ich ein Lächeln auf, auch wenn meine Augen etwas ganz anderes ausstrahlten.

„Habt ihr das gesehen?“

Damian sprang überglücklich die letzten Stufen hinauf. Er griff nach meiner Taille, nahm mich hoch und begann mich übermütig im Raum zu drehen. Im Augenwinkel erblickte ich das gefährliche Grinsen von Nathan, das mich eindringlich musterte.

„Habt ihr das gesehen?“, wiederholte er sich lachend, als wir nicht bestimmt waren zu antworten.

„Was meinst du genau?“, versuchte ich mithilfe eines Kicherns hervorzubringen, auch wenn sich mein ganzes Sein dagegen sträubte. Jetzt zu lächeln, kam mir so falsch vor. Damian ließ mich vorsichtig wieder herunter, strich mir verträumt über die Wange. Es war solch ein glücklicher Moment für ihn und es fiel mir so unglaublich schwer, mich mit dem Dunkelhaarigen zu freuen. Enthusiastisch begann der Eishockeyspieler zu erzählen. Von dem Regelverstoß der gegnerischen Mannschaft und dem darauffolgenden Penalty, den er verwandelte. Ich war sehr glücklich für ihn, doch ich war nicht in der Lage, ihm die ganze Aufmerksamkeit zu schenken, die er verdient hatte. Mein Augenwinkel huschte immer wieder zu Nathan. Sein ausgelassener Blick galt zwar seinem Bruder, doch wann immer seine Augen mich trafen, war da dieser gefährliche Unterton. Ich wollte so sehr glauben, dass ich mir alles nur eingebildet habe, doch dieser warnende Ausdruck hielt mich davon ab. Damian würde nicht wollen, dass ich schweige. Nein, er würde seine Karriere opfern, wenn das heißen würde, er könnte mich beschützen und mit mir zusammenbleiben. Doch die Gefühle waren gegenseitig. Ich könnte niemals seinen Traum aufs Spiel setzen. Würde es Nathan tun? Ging der Wunsch mich zu besitzen über seine Brüderlichkeit hinaus? Doch er hatte nicht nur Damian bedroht, auch Ethan. Ihn würde er ohne Schwierigkeiten ans Messer liefern.

„Geht es dir gut?“

Die Stimme gehörte meinem Freund, der offenbar beobachtet hatte, wie meine Miene unwissend ins Grübeln verfiel. Es musste eine Lösung geben, eine, die Nathan stoppen würde.

„Alles in Ordnung, ich war nur in Gedanken versunken.“

Einen Moment hielt ich inne.

„Wollen wir deinen Erfolg vielleicht feiern? Lasst uns essen gehen.“

Damian nickte erfreut, während sein Bruder versuchte dahinterzukommen, was ich vorhatte.

„Ich gehe mich schnell von der Mannschaft verabschieden.“

Sowohl Nathan als auch ich senkten zustimmend den Kopf, bevor der Eishockeyspieler mit einem Lächeln verschwand. Mit einer wissenden Miene drehte ich mich dem Dunkelhaarigen zu. Ich hatte gebraucht, um den Schock zu verdauen, doch jetzt fühlte ich mich bereit, den Mann mit eisblauen Augen in seine Schranken zu weisen.

„Was, denkst du, würde passieren, wenn du dem Scout deine Meinung mitteilen würdest? Damian würde dich hassen, jeder würde dich hassen.“

Nathan schmückte dieses Siegesgrinsen, als würde es ihm gefallen, dass ich mich nicht einfach ergab. Als würde er es genießen, dass ich mich auflehnte.

„Ich werde natürlich anonym die Beschwerde abgeben.“

„Dann nimmt es der Scout nicht ernst. Die Beschwerde könnte von einem verärgerten Konkurrenten stammen.“

Er war etwas näher getreten.

„Schon möglich, doch er würde näher nachforschen und die Schulakte entdecken. Nicht nur die von Ethan ist reichlich befüllt. Es würde ihn abschrecken und so sucht er sich einen der anderen fantastischen Spieler aus.“

Nathan hatte recht. Das Niveau war so hoch. Es war nicht schwierig, einen neuen Spieler auszusuchen.
Ich brauchte etwas Zeit, um mir ein neues Argument zurechtzulegen.

„Was, wenn ich es Damian sagen würde?“

Jetzt nickte er anerkennend.

„Zugegeben, ich müsste es darauf ankommen lassen, doch wärst du bereit, diesen Preis zu zahlen?“

„Wärst du es? Damian ist dein Bruder und egal, wie verkorkst euer Verhältnis gerade ist, so wirst du ihn immer lieben.“

Nathans Gesicht nahm bittere Züge an. Offenbar hatte ich einen wunden Punkt getroffen.

„Ein Bruder, der dich ohne Rücksicht für sich gewinnt, obwohl er genau wusste, wie viel du mir bedeutest. Er hat nicht einmal daran gedacht, mich zu fragen.“

„Ich gebe zu, das war falsch von ihm, aber …“

„Hör jetzt auf!“

Ich erschrak mich bei dem Zischen, das seine Stimme hervorbrachte. Doch ich ließ es nicht sein.

„Wer weiß, was in ein paar Jahren ist. Willst du dir die Möglichkeit, dass ich dich lieben könnte, für immer verbauen?“

Ich könnte ihn nie lieben, das wusste ich in dem Moment, als er begann mich zu erpressen. Doch ich setzte darauf, dass ich ihm wahrhaftig etwas bedeutete. Nathans Gesicht näherte sich dem meinem, arbeitete sich langsam vor zu meinem Ohr. Vor Furcht bildete sich eine Gänsehaut aus, doch ich wollte ihm nicht die Genugtuung schenken zurückzuschrecken.

„Die eine Woche gewähre ich aus reiner Herzensgüte gegenüber meinem Bruder. Doch wenn du nicht sofort still bist, dann nehme ich mir gleich jetzt das, was ich will.“

Passend zu seiner Aussage ließ sich seine Hand auf meiner Taille nieder, zeigte mir mit etwas Druck auf, wie die Geschichte weitergehen würde. Ich begann vor Furcht zu zittern. Mit einem gefährlichen Grinsen entfernte er sich wieder, während ich ihn aus geweiteten Augen anstarrte. Ich hatte seine Wut und seine Verbitterung unterschätzt. Ohne Zweifel, er würde es tun.

„Ich bin dann so weit“, entkam es einer Stimme in der Ferne. Unser gefälschtes Lächeln fuhr zu dem Mann, der gerade, die Treppe hinauf rannte.

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