Kapitel 17

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Schon von Weitem sah ich Chloé, wie sie in dem kleinen Café am Rande der Stadt saß. Als ich sie gestern anschrieb, bestand sie darauf, sich hier mit mir zu treffen. Die Rothaarige war schön und klug, ich verstand nicht, warum sie Ethan nachstellen musste.

„Guten Morgen, Chloé“, hauchte ich freundlich, während ich meine Sachen auf dem Stuhl ihr gegenüber ablegte.

„Setz dich doch“, entgegnete sie.

Ehrlich lächelte sie mich an, während sie mir die Karte überreichte.

„Ich habe schon bestellt, ich hoffe, es macht dir nichts aus.“

Ich winkte ab und ließ meine Augen über die Karte schweben. Eigentlich war es unnütz, denn ich wusste schon, was ich nehmen würde. Ethan und ich waren hier oft nach seinen Eishockeyspielen und jedes Mal aß ich ein Schokokuchen mit Sahne und Vanilleeis. Der Geschmack war einfach göttlich.
Nachdem ich meine Bestellung abgegeben hatte, legte ich die Karte wieder beiseite. Wie sollte ich dieses Gespräch am besten beginnen? Der Dunkelhaarige hatte nämlich recht. Ich hasste Konfrontationen und der Aspekt, dass ich und Ethan miteinander … Ich wollte nicht mal daran denken. Es machte es jedenfalls nicht leichter.

„Ich weiß, warum du hier bist“, summte Chloé.

Ihr ganzes Auftreten erinnerte mich immer an einen warmen Sommertag. Leicht und befreiend, warm und herzlich.

„Wirklich?“

„Ethan hat dich geschickt, nicht wahr?“

„Nicht ganz, ich habe ihm angeboten, mit dir zu reden.“

„Verstehe.“

„Eure Beziehung ist schon zwei Jahre her und ich frage mich, warum du ihm immer noch nachstellst.“

Ich schlug meine Hand an die linke Seite meines Mundwinkels, damit nichts meiner folgenden Worte zu den Gästen im Café gelangt.

„Er hat mit von dem Nacktfoto erzählt.“

Kurz erfasste Röte ihre Wangen.

„Ich weiß, ich bin damit zu weit gegangen.“

„Warum tust du das überhaupt? Da draußen gibt es viele tolle Jungs, die sich freuen würden, dich an ihrer Seite zu wissen.“

„Aber keiner ist wie er.“

Die Verliebte sprach aus ihr. Das hörte ich an ihrer Stimme und das sah man an ihren Augen. Selbst nach dieser langen Zeit.
Ein tiefer Seufzer entledigte sich ihrer Lunge.

„Der Anfang unserer Beziehung war himmlisch. Er war aufmerksam, ein wahrer Gentleman in jeglichen Bereichen. Doch je ernster es mit uns beiden wurde, desto mehr distanzierte er sich von mir. Ich weiß von eurer Situation, doch ich musste schnell erkennen, dass es nicht seine Verlustängste waren, die ihn von mir fern hielten.“

„Aber was dann?“

„Ich denke, er hat mich nie wahrhaftig geliebt. Er liebte immer eine andere.“

„Ethan hat dich betrogen?“

„Nein, ich denke einfach, er war nie ehrlich bezüglich seiner Gefühle.“

Ich nahm ihr Gesagtes hin, dachte einen Moment darüber.

„Wusstest du, dass er nie wirklich mit mir Schluss gemacht hat?“

Vehement schüttelte ich den Kopf.

„Nach einem Jahr Beziehung bekam ich eine vage Nachricht, mit dem Inhalt, dass er mich nicht länger sehen möchte. Ich war gekränkt, ich denke, das kannst du verstehen.“

Sie beide waren jung, sie beide haben Fehler gemacht.

„Ich wollte das nicht auf mir sitzen lassen und genau deshalb sind wir heute hier.“

Nun legte sie ihre Hand auf meine.

„Ich weiß, dass es Zeit ist, damit abzuschließen. Ich denke, deine Nachricht gestern hat mich endlich wach gerüttelt. Ich kann keine Ewigkeiten einem Typen hinterherrennen, der nie dasselbe empfinden wird. Sei gewiss, ab heute werde ich ihn hinter mir lassen.“
Sie legte etwas Geld auf den Tisch, während sie den letzten Schluck aus ihrer Tasse nahm. Sie stand auf und streifte ihre Sachen über, während ich sie wortlos dabei beobachtete.

„Warum wolltest du dich hier mit mir treffen?“

Sie musste über meine Frage schmunzeln. Fast als halte sie es für amüsant, dass ich ihre versteckte Botschaft nicht verstand.

„Das wirst du schon noch erkennen.“

Liebevoll streichelte sie mir über die Schulter, bevor sich mich schließlich mit meinem Schokoladenkuchen zurückließ.

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