Kapitel 33

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„Du kannst mich jetzt loslassen, Marie.“

„Nein, kann ich nicht“, quengelte sie.

„Ich habe dich jetzt acht Wochen nicht zu Gesicht bekommen, also darf ich dich mindestens die Hälfte davon umarmen.“

„Du willst mich vier Wochen lang umarmen?“, fragte ich belustigt.

Marie brummelte etwas und so ergab ich mich, indem mein Blick zu Damian wanderte. Mit einem Lächeln beobachtete ich, wie der Dunkelhaarige seine Hand auf Nathans Schulter setzte, nur um daraufhin einen dummen Witz zu reißen. Ich weiß nicht, was er genau sagte, doch die beiden lachten und legten daraufhin die Arme über die Schulter des anderen. Ich beneidete die beiden um das, was sie hatten. Schließlich ließ die Blondine endlich von mir ab, sodass ich ihr helfen konnte, ihr Gepäck zu unserem Zimmer zu tragen.

„Wie geht es Ethan?“, fragte sie mitfühlend.

„Den Umständen entsprechend.“

Am Telefon hatte ich Marie immer mal wieder auf den neusten Stand gebracht, jedoch hatte ich dabei ein gewisses Etwas verschwiegen. Ein gewisses Etwas, das mir im Gang gerade zulächelte.

„Sein Vater wird sterben und jetzt ist er noch grummeliger …“

Schnell winkte meine Freundin ab.

„Erzähl mir lieber, wann das passiert ist?“

Während ich das Zimmer aufschloss, war ihr Augenmerk noch immer auf die Rücken von Nathan und Damian gerichtet. Ich fragte mich gerade, wie wir je wieder miteinander schlafen sollten, wenn unsere beiden Zimmer noch von zwei anderen belegt wurden. Fordernd sah mir Marie entgegen, weshalb ich beschwichtigend die Hände erhob. Mit einer ausladenden Bewegung deutete ich in das Zimmer. Es sollte noch nicht publik werden, denn wir waren noch nicht im Bilde darüber, wie wir es anstellen sollten. Es vor allen zu verkünden wäre überschwänglich, aber einfach ein Paar zu sein, würde viele Gerüchte aufschwemmen. Gerüchte, die aus Erfahrung nicht immer wahr sind.
Marie setzte sich euphorisch auf ihr Bett, als hätte sie es tatsächlich vermisst.

„Es ist einfach so passiert“, presste ich heraus.
Die Blondine lehnte sich nun vor.

„Was ist einfach so passiert?“

„Du weißt ja, dass ich den ganzen Sommer hier war.“

Sie nickte.

„Nun ja, Damian war das ebenfalls.“

Ich ließ die verkorksten Details aus, wie es dazu gekommen war. Sie musste nicht wissen, dass mich Ethan geschlagen hatte. Schließlich wusste sie nichts von ihm und mir. Und sie musste auch nicht erfahren, wie Damian mich die Treppe herunterstieß, damit ich nicht mit Ethan ging. Ich setzte mich jetzt auf mein Bett, ihr direkt gegenüber.

„Damian wollte mit mir ausgehen und erst willigte ich nicht ein. Wegen der Wette und seiner Vergangenheit.“

Marie nickte verstehend.

„Aber dann …“

„… dann hat er dich kleinbekommen.“

Ich lachte und warf ein Kissen nach ihr und sie tat es mir gleich, bis schließlich unser Gelächter verstummte.

„Es ist ernst, Marie. Ich glaube, ich habe mich in ihn verliebt.“

Indessen wurden ihre Augen ganz groß.

„Heißt das?“

Ich nickte. Soeben trat sie auf mein Bett zu, schlang ihre Arme um mich.

„Das freut mich für dich, auch wenn ich jetzt ziemlich beleidigt bin, dass ich das erst jetzt erfahre.“

Neckisch sah sie mir entgegen.

„Dafür musst du mit mir auf die Sommernachtsparty gehen.“

Frustriert seufzte ich auf.

„Du weißt, wie es um meine Bilanz mit Partys steht, auf die du mich geschleppt hast.“

„Ja, man könnte sagen, du bist nur meinetwegen mit deinem jetzigen Freund zusammen. Schlimm, wirklich schlimm, was habe ich mir nur dabei gedacht?“

Sie versuchte ernst zu bleiben, doch ihre Mundwinkel zuckten gefährlich stark. Als ich dann losprustete, setzte sie einfach mit ein. Jetzt sah Marie erwartungsvoll zu mir und ganz meiner Schwäche entsprechend nickte ich. 

„Wir haben jetzt lang genug über mich geredet. Wie läuft es bei dir? Wie war es so lang von Marcus getrennt zu sein.“

Ihr Mund verformte sich zu einer steinernen Linie und ihr Blick wich dem meinen aus.

„Die ersten Wochen haben wir noch Kontakt gehalten, wir sprachen sogar davon, uns für eine Woche zu besuchen, doch dann …“

Ich sah, wie eine kleine Träne ihren Weg über ihre Wange bahnte.

„… doch dann hat er sich nicht mehr gemeldet.“

Irgendwie passte das überhaupt nicht zu Marcus. Als hätte er uns gehört, klopfte jemand an die Tür. Mit meinem Zeigefinger deutete ich ihr an, zu warten. Ich öffnete sie und sogleich erschien Maries Eishockeyspieler vor meiner Nase. Marcus wirkte gestresst und unruhig.

„Ist Marie da?“

Ein Blick auf meine Freundin verriet mir, wie sie erstarrte. Ich nickte nur zaghaft.

„Ich muss mit ihr reden.“

Fragend sah ich sie an, doch sie schüttelte nur mit dem Kopf. Gegen Maries Willen stieß ich die Tür auf.

„Ich denke, ihr solltet reden. Ich lasse euch allein.“

Das war das Letzte, was ich von mir gab, bevor ich an Marcus vorbeitrat.

Als ich an Damians und Nathans Zimmer klopfte, dröhnte bereits laute Musik zu mir. Etwas rumpelte und kurz darauf öffnete Damian die Tür. Als er mich vor seinen Augen entdeckte, lehnte er sich lässig an den Türspalt, als wäre er nicht gerade förmlich aufgesprungen. Ein leichtes Schmunzeln zierte meine Lippen.

„Wer ist es?“

„Elli“, erwiderte mein Gegenüber auf die Frage seines Bruders.
Er summte noch etwas, doch durch die Musik verstand man es nicht. Der Dunkelhaarige lenkte sein Augenmerk wieder auf mich. Ihn schmückte dieses verschmitzte Lächeln.

„Lass mich raten, du hast mich vermisst?“

„Vielleicht ist sie dich auch schon leid“, ertönte es aus dem Zimmer und so warf Damian seinem Bruder einen bösen Blick über die Schulter zu.

„Weiß er …?“

„Ich weiß von all euren schmutzigen Details.“

Röte schoss mir in die Wangen und Damians Maske verrutschte.

„Jedenfalls schleppt mich Marie heute auf die Sommernachtsparty und ich wollte fragen, ob du auch hingehst und wenn, ob du mit mir hingehen würdest?“

Verlegen schaute ich auf, während der Eishockeyspieler zu strahlen begann.

„Sag ja, du Idiot.“

Nathans begleitende Stimme hatte gewissermaßen Humor.

„Ja natürlich.“

Dies war die letzte Hürde, die wir meistern mussten, wenn wir wollten, dass es ernst zwischen uns wurde. Ich lugte etwas in ihr Zimmer, doch ich konnte den grummelnden Nathan nirgends entdecken.

„Was ist mit ihm?“

Damian lehnte sich amüsiert hinunter.

„Erzähle es keinem, aber mein Bruder hat den ganzen Sommer lang ein Mädchen angeschmachtet, nur um dann eine Abfuhr zu bekommen.“

„Hey!“, ertönte es von drinnen und so mussten wir beide lachen.
Mein Augenmerk huschte über den Gang und als ich niemanden sah, lehnte ich mich hinauf und setzte einen sanften Kuss auf seine Lippen. Doch dabei blieb es nicht, denn Damian wollte mehr.

„Ihr seid widerlich.“

Wir lachten noch in den Kuss hinein, bevor ich mich schließlich verabschiedete.

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