Kapitel 16

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Die restliche Woche vergrub ich mich in meinem Zimmer. Ethan ging ich aus dem Weg und auch Damian und Nathan mied ich. Nicht, dass sie es überhaupt versucht hätten. Marie bekam ich nur selten zu sehen, denn neben ihrer Vorbereitung für die Abschlussfeier vor den Ferien, verbrachte sie jede freie Sekunde mit Markus. Das perfekte Einsiedlerleben. Meine Bücher und ich. Mehr brauchte ich nicht zum Leben. Zum Glück war ich sehr beschäftigt bezüglich der Veröffentlichung meines Buches. Nächste Woche war es so weit und wie sooft, obwohl man dachte, es wäre schon alles erledigt, kam immer wieder etwas Neues dazu. Abgesehen davon versteckte ich mich in meinen geliebten Romanen. Die Liebe, sie wirkte dann immer so leicht. Zugegeben oftmals sehr tragisch, doch darin war es immer so offensichtlich, wann jemand jemanden mag. Vor dieser einen Nacht hatte ich geglaubt, dass ich mich danach irgendwie anders fühlen würde. Was wusste ich schon. Ich fühlte mich nicht wirklich erwachsener oder fraulicher. Im Allgemeinen fühlte ich mich eher schlecht, da es offenbar so gewöhnlich war, dass sich Ethan nicht mal darin erinnerte. Dann war da heute noch diese Party. Die Abschlussfeier kurz vor den Ferien und Marie nötigte mich dazu, mit ihr zu gehen. Ihr genauer Wortlaut war: „Du vergräbst dich schon viel zu lang in diesem Zimmer.“

Nicht mal ein Tag hat es gedauert, bis sie meiner Lüge auf die Schliche kam. Ich war nicht erkältet, ich war zutiefst verletzt. Doch für diese Trauer schob ich Nathan und seinen Bruder vor. Keine Frage, sie waren ein Teil von meinem Schmerz, doch wenn ich ehrlich war, so war es die Scham, die ich empfand. Ich schämte mich dafür, mit Ethan geschlafen zu haben. Etwas Alkohol und ich habe mich an den erstbesten Typen rangeschmissen. Etwas Alkohol und ich musste jede Nacht an den Ausdruck seiner Augen denken. Der Ausdruck, als er mich das erste Mal nackt sah. Der Ausdruck kurz bevor er in mich stieß und der Ausdruck, als er in mir kam.

***

Seufzend tapste ich den beiden Verliebten hinterher. Markus hatte seinen Arm um meine Freundin geschlungen und auch wenn ich ihnen ihr Glück wahrhaftig gönnte, musste ich abermals aufseufzen.

„Marie hat mir erzählt, du wärst krank. Geht es dir jetzt wieder besser, Elli?“

„Ja, es war nur eine kleine Erkältung.“

„Wohl eher eine Verstimmung“, deutete die Blondine an.

Meine Freundin spielte auf Nathans Geständnis an, jedoch war dies nichts, was für Markus Ohren bestimmt war. Keiner von uns erklärte sich, Markus fragte nicht.

„Verratet mir doch lieber, ob ich euch endlich als Freund und Freundin betiteln darf?“

Nun war es Marie, die mich böse anfunkelte, während ich vor Schadenfreude grinste. Markus beugte sich zu mir hinab, als wollte er mir ein Geheimnis verraten.

„Stelle diese Frage morgen noch einmal.“

Mit Augen eines Kindes studierte ich Marie, die vor lauter Röte beinahe umgekippt wäre.

Gerade schaute ich auf zur Tribüne, wo meine Freundin bereits Platz genommen hatte. Sie hatte so lange hierfür geübt und nun war es so weit. Marie würde vor der ganzen Schule spielen und ich könnte nicht stolzer sein. Ihre Sticks begannen sich ihren Weg zu bahnen und schon jetzt bebte die Menge. Was sie nicht wussten, das Beste lag noch vor ihnen. Mit dem Verstummen ihrer lauten Hiebe wurde ihre Stimme zum Leben erweckte. Fein wie eine Fee. Wir alle hingen an ihren Lippen, bis sich unsereins klatschend vor ihrem Talent ergab. Doch das Spektakel war noch nicht vorbei, denn zur Überraschung von uns allen, einschließlich Marie, betrat Markus die Bühne. Nahezu nervös fuhren seine Lippen zu dem Mikrofon in seiner Hand.

„Hier oben zu stehen ist gar nicht so einfach, wie ich dachte.“

Ein leichtes Grunzen durchfuhr die Massen.

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