Sich besser kennenlernen

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Jisungs Sicht:

Am nächsten Tag finde ich mich im Palast des Alphas wieder. Nur diesesmal sitze ich vor ihm an einem bedeckten Tisch, der die Form eines Kreises hat. In der Mitte steht ein dampfender Schokokuchen, den ich heute Morgen mithilfe von Jungkook gemeistert habe. Das Rezept gehört aber natürlich Felix, den ich gestern gefragt hatte, wie man überhaupt einen Schokokuchen backt.

Zwischendurch hatten auch Jimin und Yoongi angepackt, doch das Meiste habe ich getan. Schließlich meinte Jungkook, dass es eigentlich meine Aufgabe wäre, den Alpha zu beeindrucken.

Nun sitze ich hier vor ihm, lasse mir von eines der Dienstmädchen ein Stück Kuchen auf meinen Teller plazieren, nachdem der Alpha auch welchen bekommen hat. Zusätzlich bekommen wir auch noch Wein eingeschenkt, wobei ich dem Dienstmädchen angebe, dass ich noch nie alkoholische Getränke zu mir genommen habe. Aber sie lenkt nur ab und meint, dass ein paar Schlücke mich schon nicht umbringen werden.

,,Stoß mit mir an." Der Alpha nickt meinem Glas zu und mit einem langgezogenen Summen hebe ich mein gefülltes Glas an, lasse den Rand leicht gegen dem vom Alpha knallen. Er ist derjenige, der den ersten Schluck nimmt, währenddessen ich die rote Flüssigkeit misstrauisch ansehe.

,,Wie alt sind Sie denn, dass Sie noch nie Alkohol getrunken haben?", untebricht der Alpha meinen Augenkontakt mit dem Wein und nach einem Räuspern antworte ich ihm: ,,Ich bin 18 und übrigens können Sie mich auch duzen, denn so alt bin ich nicht, wie Sie nun erfahren haben."

Hell lacht der Alpha auf: ,,Aber nur, wenn es auf Gegenseitigkeit beruht, da ich mich mit meinen 20 Jahren ebenfalls nicht als alt ansehe." Einverstand nicke ich. ,,Wenn wir gerade dabei auch sind uns zu duzen, darfst du mich auch mit Han Jisung ansprechen." Zustimmend nimmt der Alpha das Angebot an, bekomme von ihm die Berechtigung, dass ich ihn auch bei seinem Namen Lee Minho ansprechen darf.

Nach dieser kurzen Vorstellungsrunde, hauen wir in unseren Kuchen rein, vertiefen unser Gespräch. Darunter verlieren wir die Zeit aus den Augen, bis wir tatsächlich eine halbe Stunde vergeudet haben. In diesem Zeitraum haben wir es nebenbei geschafft, mehr als die Hälfte des Kuchens zu vernaschen.

Mit vollen Mägen lehnen wir uns in unsere Sitze zurück.

,,Der Kuchen hat echt super geschmeckt.", komplimiert Minho, der sich in kreisenden Bewegungen über den Bauch streicht.

,,Danke, aber ich hatte auch etwas Hilfe von Freunden bekommen. Wenn du möchtest, kannst du den Rest behalten." Ohne zu zögern, nimmt Minho den Vorschlag an. ,,Du hast mich mit deinem Kuchen so voll bekommen. Dabei hatte ich noch geplant mit dir einen Spaziergang zu machen."

Intessiert möchte ich wissen, wohin der Spaziergang geht und eine Antwort lässt nicht lange auf sich warten: ,,In den Wald."

,,In den Wald? Ist der Wald nicht für einen Alpha wie dich ohne Bewachung viel zu gefährlich?" Grinsend ziehe ich eine Augebraue hoch. Von diesem Gesichtsausdruck muss sich Minho wohl provoziert fühlen, da er mir in einem dominanten Ton zurück gibt: ,,Deshalb habe ich mir auch überlegt, dass wir als Wölfe diesen Spaziergang machen und um Gefahren musst du dir deine Sorgen machen. Ich bin stark genug, um uns beide ohne einen einzigen Kratzer Heim zu bringen oder habe ich mich gestern zu wenig bewiesen?"

Mir stockt der Atem, als Minho anspricht, als Wölfe diesen Spaziergang durchzuführen. Mit großen Augen stotter ich nervös: ,,W-wölfe?" Angespannt spielt meine rechte Hand mit dem Ring, den ich auf meinem linken Zeigefinger gesteckt habe.

,,Ja, oder gibt es ein Problem?" Ernst mustert mich Minho. Seine Augen bohren förmlich Löcher in mich. ,,Na ja, geht schwer als Wolf, wenn ich als Mensch geboren worden bin." Peinlich berührt weiche ich den scharfen Blick von Minho aus. Ich kann es selber nicht fassen, dass ich verraten habe, dass ich ein 'Mensch' bin. Es hört sich so komisch an, sowas aus seinem eigenen Mund zu geben.

,,Das ist doch nicht schlimm. Ich akzeptiere jeden, der meinem Volk angehört. Du kannst auf meinem Rücken reiten, währenddessen ich dir zeige wie machtvoll ich sein kann, wenn ich in meiner wahren Form bin."

Mir fallen keine Widersprüche mehr ein und zweifelnd nehme ich es so hin, lasse mich von Minho nach draußen in den Hof begleiten. Dort meint Minho ich solle meine Augen schließen, bis er mir wieder die Erlaubnis gibt, diese öffnen zu dürfen.

Abwartend versperre ich mir die Sicht mit meinen Handflächen, bin ab jetzt nur noch auf meine Ohren angewiesen, die mitbekommen, wie ein tiefes Laut aus einer Kehler dringt. Der Drang meine Seher zu öffnen kommt hoch, um herauszufinden, was das für ein Laut war. Dennoch halte ich mich Minhos Worte und nach wenigen Sekunden gibt er mir auch schon die Anweisung wieder gucken zu dürfen. Meinem Mund entflieht ein Quietschen, als ich einen Wolf entdecke, der ganze Köpfe größer als ich ist. Um in die goldenen Augen sehen zu können, muss ich meinen Kopf in den Nacken legen.

,,Ich wusste nicht, dass Wölfe so riesig sind." Vorsichtig näher ich mich der gigantischen Kreatur. Langsam lasse ich meine Fingerspitzen durch das Fell fahren. Erstaunlicherweise ist es ganz weich. Außerdem ist es strahlend weiß und hat an den Spitzen goldene Akzente, die so hell wie Sterne zusammen mit seinen Augen strahlen. Im Großen und Ganzen sieht Minho einfach nur umwerfend aus.

Ich kann kaum die Augen von ihm nehmen, sondern nur, als sich Minho plötzlich von der Stelle bewegt, mir einen kleinen Schrecken einjagt.

,,Du konntest mich ruhig warnen! Mir ist beinahe das Herz stehen geblieben!" Beleidigt stemme ich die Hände in meine Hüften, hebe zickig die Nase an. Und obwohl es nur gespielt war, senkt Minho den Kopf zu Boden, schaut mich aus unschuldigen Pupillen an.

,,Okay, ist ja gut! Aber schau mich ja nicht mit diesen Augen an." Minhos Schnauze tippt meine baumelnde Hand an, führt sie zu seinem Rücken, um mir hinzuweisen, dass ich endlich aufsteigen soll.

,,Ich glaube, du musst etwas in die Hocke.", spreche ich meine Vermutung aus, die sofort befolgt wird. Ohne Schwierigkeiten kletter ich auf Minhos Rücken, kralle mich fest ans Fell in seinem Nacken, um keine Sturzgefahr einzuhalten.

Nach einer Bestätigung, dass ich nun bereit wäre, beginnt Minho sich zu regen. Zügig rennt er auf den Zaun zu, welches den Hof umkreist. Schreiend vergrabe ich mein Gesicht in Minhos Halsbeuge, gehe davon aus, dass Minho wirklich so doof ist und einen Unfall baut.

,,Wehe ich komme wegen dir nicht mehr lebend nach Hause!", drohe ich Minho brüllend, der seine Geschwindigkeit erhöht. Kurz bevor wir gegen den Zaun schmettern, befinden wir uns plötzlich in der Luft. Übelkeit macht sich in meiner Bauchgegend breit, als ich nach unten sehe.

,,Ich will runter!" Wie als würde mein Leben davon abhängen, was eigentlich wirklich so ist, klammer ich mich an Minho, der sanft mit seinen Pfoten auf der anderen Seite des Zaunes aufkommt.

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Geschrieben: 25 Februar 2023
Veröffentlicht: 28 April 2023

GRRR WOLFGANG🐺

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