Chapter 3

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(James Pov)

Ich sah durch die Dunkelheit dem Schatten des Jungen nach. Er hatte wie ich vermute etwas längere Haare und war ziemlich dünn, schätze ich mal.
Wer war er nur? Er kam mir SO bekannt vor, aber auch irgendwie so fremd.
Nachdenklich wende ich meinen Blick wieder auf den schwarzen See und denke über das Geschehene nach. Er hatte eine ziemlich schöne Stimme.

Ich hatte nicht mehr wirklich einen Plan wie viel Uhr es ist, und beschloss auch wieder in meinen Schlafsaal zu gehen.
Vorsichtig lief ich also durch die Gänge von Hogwarts. Es war still. Man hörte nur meine Schritte in einem mehr oder weniger gleichen Rythmus auf dem Boden. Ich mochte die Stille, gerade weil ich Tag für Tag immer laut und selbstbewusst herum stolziere und versuche so wenig verletzlich wie nur möglich zu wirken. Dennoch breitete sich in mir etwas Panik aus, bei dem Hall meiner Schritte der die langen Flure und hohen Decken erzeugten.

In meinem Schlafsaal war es schon ziemlich still als ich versuchte lautlos das Zimmer zu betreten. Nur das Schnarchen von Pete konnte man deutlich erkennen. Ich musste leicht grinsen. Ich habe doch tolle Freunde.
Etwas stolz auf den kleinen James der sich diese Freunde gesucht hatte, lies ich mich vorsichtig auf mein Bett fallen um niemanden aufzuwecken.
Müde blickte ich noch ein paar Minuten still einfach nach vorne und dachte nach, bevor mir schließlich doch die Augen zufielen.

„James! AUFSTEHEN!" wurde ich am nächsten Tag mit wenig Mitgefühl geweckt.
„Tatze! Lass mich schlafen, es ist Samstag." grummelte ich in mein Kissen. Ich vernahm ein entrüstetes Schnauben. „Es ist fast elf! Wenn du so nicht willst dann eben anders." Mit diesen Worten warf er mir ein Kissen an den Kopf und ich schreckte nach oben. „Hey!" rief ich beleidigt und warf das Kissen zurück, direkt in Tatzes Gesicht. Sofort kam mir wieder eines entgegengeflogen, und ich wich geschickt aus, nur um Sirius dafür auszulachen, dass er nicht getroffen hatte. Wieder flog ein Kissen. Dann noch eins und noch eins. Dann noch eins, und dann kam Moons durch die Tür und starrte verwirrt in den Raum. Tatze sah mich an. Ich sah ihn an. Wir wussten beide was wir nun tun werden, und so breitete sich ein breites Grinsen in meinem Gesicht aus, und gleich darauf flogen zwei Kissen fast gleichzeitig auf den armen Moony zu. Dieser atmete nur tief durch und wir beide befürchteten schon er würde uns jetzt eine lange Rede darüber halten wie man sich denn benehmen solle, aber stattdessen kamen nur in Blitzgeschwindigkeit zwei Kissen auf uns zu.

Das Frühstück hatten wir zwar verpasst, aber das ist nicht so tragisch. Dafür haben wir über den Vormittag einige gute Ideen für den nächsten Streich gesammelt.
Moons hatte sich zwar bald in die Bibliothek verzogen und Pete meinte er wolle noch vor dem Mittag nach Ella sehen, aber Tatze und ich hatten dafür eine kleine Lästerrunde mit Lily und ihren Freundinnen. Seit neuestem sind Lily und Schniefelus wieder zerstritten, Marlene regt sich über Freddy aus unserem Quidditchteam auf,  wie nervig er doch sei, und Sirius schwärmte von Remus. Es wurden ein paar Details genannt die ich nicht gerade wissen wollte, aber verstört von den Beiden bin ich sowieso schon seit ich sie zum ersten mal knutschend in MEINEM Bett fand.

Stunden vergingen und es wurde langsam Abend. Ich hatte Lust wieder an die frische Luft zu gehen und lief dementsprechend auch gut gelaunt über die Ländereien von Hogwarts.
Wie schon so oft zuvor, setzte ich mich auf einen der Steine am Ufer des schwarzen Sees und starrte fasziniert auf das Wasser. Der Sommer ging langsam zu Ende, und ich wollte einfach die letzte Wärme genießen bevor wieder alle in die Winterdepression gerissen werden.
Plötzlich, als ich gerade angefangen hatte mit meinen Fingern die Umrisse der Gegend nachzufahren hörte ich wieder ein Geräusch neben mir.
Ein Junge kam gerade zu mir gelaufen, offensichtlich war es derselbe wie schon am vorigen Tag. Der einzige Unterschied, ich konnte heute etwas mehr erkennen. Nicht viel, aber ich erkannte die grüne Farbe die seine Schuluniform verzierte und schwarze Haare. „Hi" sagte dieser schüchtern, als er meinen Blick bemerkte. „Hey" antwortete ich und lächelte, auch wenn er es sowieso nicht wirklich sehen konnte. „D-Darf ich mich wieder zu dir setzen?" fragte der Junge. Als Antwort schlug ich zweimal leicht auf den Stein neben mir. Sofort bewegte sich der Schüler wieder und setzte sich vorsichtig neben mich.
Für ein paar Sekunden war es still. Jetzt musste ich aber etwas sagen „schau mal! Der Baum da hinten sieht aus wie ein Vogel mit Löwenkopf." bemerkte ich grinsend. Der Junge sah sich den Busch-Baum genau an, drehte seinen Kopf in alle möglichen Richtungen und betrachtete ihn weiter.
„Nein. Nein. Nein, nicht wirklich. Aber der da!" er zeigte auf einen Baum am anderen Ufer. „Der sieht aus wie ein Einhorn."
Ich grinste breit. Wenn ich so etwas bei Tatze mache sieht er mich nur verständnislos an, mit diesem „was bei dir jetzt eigentlich falsch gelaufen" Blick.
„Du hast Recht." antwortete ich und betrachtete das Einhorn, auch genannt Baum.
„Lass uns ihm einen Namen geben." schlug ich vor.
Stille. Ich überlegte ob das zu albern gewesen war und wollte schon etwas sagen, da kam mir der andere Junge zuvor. „Vielleicht Lou."
Erleichtert atmete ich aus. Ich hab es also nicht mit meiner Kindlichkeit versaut. „Klingt gut." antwortete ich nur glücklich.

Wieder saßen wir lange einfach dort. Manchmal redeten wir ein wenig, aber nicht viel. Dafür waren wir beide auch gar nicht da.

Gedankenverloren blickte ich in die Dunkelheit. Langsam wurde es kalt, doch das störte mich kaum. Dafür fühlte ich mich in diesem Moment zu wohl.
In diesem Moment spürte ich plötzlich wie sich ein Kopf auf meine Schulter fallen lies. Vorsichtig wagte ich einen Blick zur Seite.
Der Junge muss wohl eingeschlafen sein.
Ein wohliges Gefühl machte sich in mir breit. Ich richtete meinen Blick wieder nach vorne und schloss mit einem kleinen Lächeln auch meine Augen, um den Moment zu genießen.
Noch ein paar Minuten blieb ich so sitzen, doch dann wurde es langsam doch etwas zu kalt.
Vorsichtig tippte ich den an meiner Schulter angelehnten Jungen an. „Aufwachen!" sagte ich vorsichtig und der Junge zuckte kurz bevor er aufsah und gähnte. „Lass uns zurück zum Schloss gehen." beschloss ich und zog den Jungen an meiner Hand auf die Beine. Ich wusste zwar nicht wer er ist, aber ich mochte ihn. Das hatte ich in dem Moment entschieden.
Im Schloss brannten noch ein paar Lichter und so hoffte ich endlich das Gesicht des anderen zu sehen, doch dieser drehte sobald wir in Nähe eines Lichts gekommen waren sein Gesicht weg. „Ich muss da lang." ratterte er kurz und stockend herunter, bevor er auch schon abbog. Ich sah ihm noch kurz verwirrt nach, war aber zu müde um die Situation zu hinterfragen

Jegulus | Who are you?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt