Chapter 18

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(Regulus Pov)

Ich hatte ihn gesehen. Er hatte weite Augenringe, NOCH zerzaustere Haare, was so ziemlich unmöglich für einen James Potter scheint, eine schlappe Körperhaltung und diese Leere in seinem Blick...als wäre seine Seele ausgesaugt worden und sein Körper läuft wie eine leere Hülle wahllos durch die Gegend. Fuck! Das ist meine Schuld! Bemerke ich plötzlich.
Ich hatte ihn gestern kein einziges mal gesehen. Nicht einmal bei Mahlzeiten in der großen Halle.
Ich bin so ein schrecklicher Mensch!
Nur wegen mir ist er nicht einmal zum Essen erschienen! James Potter hatte auf seine für ihn so heiligen Mahlzeiten verzichtet!
Stumm laufe ich weiter den Flur entlang. Am liebsten hätte ich geschrien, geheult, um mich geschlagen, oder wäre einfach sofort James hinterher gerannt.
Meine einzige Hoffnung war, dass er irgendwie wieder alles vergisst und wieder sein Leben führt, wie er es vor unserem ersten, UNGEWOLLTEN, Treffen getan hatte.

Es ist Abends und ich starre angespannt auf den Gryffindortisch. Wird er zum Essen kommen?
Ich sehe, wie mein Br- Sirius die Halle betrat. Dahinter der Narbenjunge und dieser Peter(?) War klar, dass die wieder viel später kommen.
Aber trotzdem kein James. Ich presse meine Lippen aufeinander und meine Augen zusammen. Das tue ich immer wenn ich mit der Situation nicht umgehen kann und einfach nur weg will.

Vorsichtig öffne ich meine Augen nach einigen Minuten, in der Hoffnung, irgendetwas hätte sich verändert.

Bis, dass viele Schüler die Halle schon wieder verließen oder verlassen hatten, hatte sich nichts an meiner Lage verändert.
Nun waren nur noch ein paar Slytherins,unteranderem auch Barty und Evan irgendwo am anderen Ende der Tisches, ein paar Ravenclaws und die drei Gryffindors mit ein paar Mädchen, bei denen auch die eine mit den blonden Haaren saß.
Mit fest auf ihnen fixiertem Blick beobachte ich jede einzelne ihrer Bewegungen, bis Sirius irgendwann aufsteht. Warum tut es immer noch weh wenn ich ihn sehe? Das ist doch lächerlich!
Jedenfalls stand nun auch der Narbenjunge und der Dickliche auf. Mittlerweile bin ich mir wieder nicht sicher ob er Peter heißt.
Ich beobachte noch, wie der Narbenjunge irgendetwas von dem Essen in eine Serviette einwickelt und Sirius und Peter, der vielleicht garnicht Peter heißt, hinterher eilt.
Ich seufze und schaue auf meinen Teller. Ich hatte mir nicht eine einzige Sache genommen.
Ich habe keinen Hunger. Murmele ich mir selbst zu, als ich aufstehe.

So ging es die nächsten Tage weiter. James erschien nie zum Essen und wie es scheint auch nur jeden zweiten bis dritten Tag zu irgendeinem Fach. Wenn überhaupt.
Ich hatte ihn in den letzten zwei Wochen höchstens drei mal in einem Flur gesehen und beim Essen sah ich immer nur dabei zu, wie der Narbenjunge, kurz bevor er die Halle immer verließ, noch etwas einpackte.
„Immerhin verhungert er nicht." versuchte mich Barty aufzumuntern, während wir einen Flur entlang liefen.
Wie oft musste ich jetzt schon dabei zusehen, wie irgendwelche Mädchen Sirius und den Narbenjungen über James ausfragten. Wie sie in irgendeiner Ecke des Schlosses vor sich hin heulten, obwohl sie doch sowieso niemals eine Chance bei ihm gehabt hätten.

Plötzlich sah ich ihn. Seit drei Tagen hatte ich ihn nicht mehr gesehen.
Ich sah ihn an. Er sah mich an. Es war ein starker Augenkontakt. Als ob ich ihm direkt in die Seele (die er ja anscheinend nicht mehr besaß) sehen konnte. Seine Augen schrien „Hilfe". Ganz laut. Aber anscheinend hörte es niemand.
Stumm laufen wir aneinander vorbei. Barty neben mir und an James Seite der dickliche Junge.
Ich laufe noch ein paar Sekunden.
Auf einmal bleibe ich mitten auf dem Flur stehen. Barty lief noch ein paar Schritte, drehte sich zu mir um.
„Kommst du?" fragte er.
„Muss was erledigen. Geh einfach vor." murmele ich geistesabwesend.
Ich war auf einmal komplett neben der Spur. Mir kam gerade eine große Einsicht. Wie eine Erleuchtung. Mein Nervensystem fuhr herunter und ich starrte.
Plötzlich machte ich eine Kehrtwendung und renne den Flur, von welchem ich gerade gekommen war entlang.
Ich MUSS mit James reden!
So schnell ich konnte rannte ich. Es war mir zum ersten Mal in meinem gesamten Leben egal, dass mich die Leute anstarrten.
Schnell sah ich James in einem weiterführenden Flur, in Richtung Gryffindorgemeinschaftsraum.
„James!" rief ich verzweifelt. Er drehte sich zu mir um und blieb stehen. Sagte nichts. Starrte mich einfach nur an.
Er war WIRKLICH nur noch eine Hülle ohne Seele.
Was habe ich nur getan!
Ich laufe die letzten paar Meter auf ihn zu.
Vorsichtig schaue ich zwischen ihm und dem anderen hin und her.
James verstand.
„Pete?" er sprach zu dem Jungen neben ihm und deutete ihm zu gehen.
Jetzt waren wir zu zweit.
Ich sehe ihm tief in die Augen
„Wir müssen reden" sagte ich.
„Okey." meinte er nur knapp und zeigte auf ein leeres Klassenzimmer in der Nähe.
Ich folgte ihm dort rein. Er war gar nicht mehr wieder zu erkennen. Keine sarkastischen Witze. Kein Herumtollen. Kein dämliches Grinsen.
„Dir gehts echt scheiße." sage ich als Feststellung. Nicht als Frage.
„Toll, dass es dir aufgefallen ist." sagte er in einem müden, trockenen Ton. Kein James Potter Ton. Eher ein depressiver psychisch gestörtes Kind Ton.
Nun herrschte Stille.
„War das alles was du sagen wolltest?" fragte James trocken.
Ich schüttele den Kopf und presse meine Lippen wieder aufeinander.
„Dann sprich." forderte er mich auf.
Ich sehe ihn ganz tief an.
„Ich- Es tut mir leid. Es tut mir so UNFASSBAR Leid! Ich wollte das alles nicht." murmele ich.
„Was wolltest dich nicht?"
Die Frage ließ meine Sicherung durchbrennen und nun sprach mein Herz. Nicht mein Verstand. Fuck! Das ist bis jetzt noch nie passiert!
„Ich wollte dich nicht anschreien! Ich wollte dich nicht ignorieren! Ich wollte dich nicht verletzen! Ich wollte nicht, dass du verletzt bist! Ich wollte einfach nur noch weg! Ich hatte verdammt nochmal Angst! Ich hatte noch nie jemanden kennengelernt wie dich, und ich wollte dich einfach nicht verlieren verstehst du nicht!" schießt es alles so laut aus mir, dass es schon wieder fast an schreien grenzt.
„Oh doch! Ich verstehe nur zu gut!" antwortete er plötzlich und ich zuckte zusammen. Er hat es aus einem Gefühl gesprochen. Nicht mehr nur die Hülle seines selbst. Allerdings weiß ich nicht ob dieses Gefühl gut war.
„Ach ja?!" antworte ich trotzig. Die Situation überforderte mich enorm
Er schloss die Augen und holte tief Luft.
„Verdammt warum kapierst du es denn einfach nicht?! Ich habe dich geliebt du Vollidiot! Ich werde dich immer lieben!" schrie er in so einem angsteinflößend vezweifelten Ton und ich wich ein Stück zurück. Der Schock war zu groß.
Sinne? Gehirn? Wo seid ihr auf einmal?! Ich brauche euch!!!!! Mein Körper ist wie gelähmt.
Ich starre ihn einfach nur an. Ich will nicht wissen wie lange.
„Ach vergiss es." murmelte er und wollte den Raum verlassen.
Sofort kam ich wieder zu mir.
„Warte!" rief ich und hielt ihn an der Schulter fest.
„Was ist denn noch?" seine Stimme klang verzweifelt. Wow. Er ist wirklich verliebt.
„Das ist noch." murmele ich und da meine Sinne mich ja bereits verlassen hatten, handelte mein Herz. Und das sagte: Küss ihn.
Und das tat ich.
Ich sah ihm also noch einmal tief in die Augen und bevor ich meine Entscheidung noch einmal hinterfragen konnte, küsste ich ihn.
Mein Herz setzte einen Schlag aus, hatte ich das Gefühl. Tat ich das gerade wirklich?!?!?!?!?
Seine Lippen waren trocken, aber es fühlte sich so verdammt gut an.
Trotzdem waren es höchstens zwei Sekunden in denen sich unsere Lippen berührten, als ich wieder einen Schritt zurück trete. Unsicherheiten sind doch was tolles oder?
James sah mich an. Sein Blick sagte viel und doch irgendwie gar nichts.
Sofort wollte ich mich entschuldigen. „Es tut mir leid das war so dumm ich-" fing ich an, aber er unterbrach mich.
„Ach halt doch einfach deinen Mund." sagte er. Nicht auf böse Weise. Er sagte es gespielt und grinste währenddessen. Ich sah wieder ein wenig von dem alten James.
Kurz nach diesen Worten machte ER wieder den Schritt auf mich zu und küsste mich.
Nicht nur zwei Sekunden. Ich konnte das Lächeln spüren. Er hatte seine Hand an meine Wange gelegt.
Auf einmal löste er sich wieder von mir und grinste.
„ 18Uhr, unser Stein am See." sagte er, während er seine Finger über den Stoff meiner Krawatte gleiten lies.
Sobald er aus dem Raum war, ging mein Mundwinkel immer weiter nach unten und ich musste mir die Hand davor heben um nicht los zu schreien.

Hilfe! In dem Kapitel war eigentlich etwas ganz anderes geplant, aber gut. :,)
So hab ich euch ein bisschen Drama mehr gespart🤌

Jegulus | Who are you?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt