Chapter 22

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(James Pov)

Ich verabschiedete mich von Regulus mit einer festen Umarmung und machte mich auf die Suche nach Sirius, der nun eigentlich in Richtung Unterricht laufen müsste.

Da vorne! Ich sah Sirius, Remus und Peter, wie sie gerade in Richtung Kerker laufen. Also ziemlich genau auf mich zu.
Was tut man jetzt? Sollte ich einfach schreien und wegrennen, dann ausreißen und nie wieder kommen?
Aus Reflex blieb ich stehen und wartete auf die drei.
„Hey" sagte ich unsicher, versuchte es mir aber nicht anmerken zu lassen.
„Hi James." sagte Sirius und starrte mir direkt in die Seele.
„Ich muss jetzt in die Richtung zu Wahrsagerei." murmelte Pete. Warum musste er aber auch so viele Fächer wählen?
Sirius Blick wich kein einziges mal ab. Er stand mir einfach so gegenüber. Regungslos. Es kam mir vor, als würde ich an der Luft zwischen uns ersticken.
„Regulus." sagte Sirius. Und Remus, der bis jetzt zwischen uns hin und her gesehen hatte meinte nun. „Also, ich laufe dann schonmal vor ja?" Und ohne eine Antwort sprintete er schon fast los.
Sirius atmete laut hörbar aus.
„Wir schwänzen." meinte er und zog mich mit sich.
Bei einem leeren Klassenzimmer, in welchem wir komischerweise noch nie Unterricht hatten, zog er mich hinein und ließ mich los, und sah mich wieder so an.
„Du bist mir jetzt erstmal eine Erklärung schuldig warum du dich verdammt nochmal mit meinem kleinen Bruder treffen musst."
Immerhin hat er Bruder gesagt. Sehen wir einfach das als positiv an.
„Ich- Also eigentlich" es brauchte ein paar Anläufe bis ich die richtigen Worte fand.
„Weist du noch als wir Nachsitzen hatten?" fragte ich.
„James, wir haben dauernd nachsitzen." meinte er trocken.
„Stimmt...
Erinnerst du dich aber an das nachsitzen, für unseren ersten Streich? Als ich meinte ich gehe kurz an die frische Luft?"
„Warte. Willst du mir jetzt weiß machen, dass du dich SEIT DA AN mit ihm getroffen hast?"
Ich sah ihm an, dass er mich zumindest in diesem Moment abgrundtief hasste. Oder einfach nur verletzt ist, weil ich noch nichts gesagt habe. So lange.
Das tut weh, meinen besten Freund, mich so ansehen zu sehen.
„Ja- Aber am Anfang, bis kurz vor den Ferien wusste ich nicht einmal, dass ER eben ER ist. Ich dachte, es wäre ein Schüler, den ich noch nie zuvor gesehen hatte oder so. Jedenfalls haben wir uns immer wieder mal getroffen, aber als Fremde. Und nach den Ferien wussten wir es dann beide. Wir haben uns ausgesprochen, weil wir die Treffen beide eigentlich wirklich genossen haben und haben Frieden geschlossen-„
Ich hörte Sirius kurz schnauben. Dennoch sagte er nichts und ließ mich ausreden.
„Wir haben uns ab da öfter mal getroffen und-„
Ich glaube zu sagen dass er mein Freund ist, wäre jetzt doch noch keine SOO gute Idee, also lassen wir das jetzt erstmal.
„ES TUT MIR SO VERDAMMT LEID, DAS GLAUBST DU GAR NICHT! Und ich wollte die Treffen auch nur wegen dir lassen, und ihn ignorieren, aber es ging nicht. Dein Bruder ist so toll. Und- Es tut mir einfach leid."
Ich schluckte und sah zu Sirius. Ich hasse es wenn man nicht vom ersten Blick aus sagen kann ob eine Person sauer ist oder nicht. Ich hatte so schnell gesprochen. Jetzt hatte ich Angst, dass er mich nicht richtig verstanden hatte und ich alles NOCHMAL sagen muss, aber da holte er Luft, zum reden.
„Warum hast du nicht früher etwas gesagt?" fragte er leise und emotionslos.
Und es tat mir unendlich leid in diesem Moment. Es muss so weh tun, wenn dein bester Freund über so eine lange Zeit etwas doch so wichtiges vor dir geheim hält.
„Ich hatte Angst. Angst, dass du mich hassen wirst. Angst, dass du deinen Bruder hassen wirst, wenn du das nicht eh schon tust. Ich hatte Angst meinen besten Freund zu verlieren." sagte ich noch leiser und schämte mich nun sehr.
„Vertraust du mir so wenig?" fragte Sirius und ich sah wie aus seinem Gesicht immer mehr und mehr das Vertrauen zu mir entwich.
Fuck!
„Doch! Ich vertraue dir mehr als allen anderen, aber es ist deine Familie und über die möchtest du nicht einmal sprechen." Jetzt war ich selbst auch einfach nur noch enttäuscht von mir selbst.
„Ich gehe in den Unterricht." sagt Sirius nun emotionslos, stand auf und verlies den Raum. Ich blieb sitzen. Alleine.
Ich realisierte was passiert war und ich bekam einen dicken Klos in meinem Hals.
Ich wollte einfach nur noch heulen. Heulen. Heulen.

Noch mindestens eine halbe Stunde blieb ich reglos an Ort und Stelle sitzen und starrte die Tür an, durch die Sirius den Raum verlassen hatte.
Hat er gerade ehrlich sechs Jahre Freundschaft weggeworfen? Nein. Niemals. Vielleicht braucht er einfach Zeit.

Redete ich mir zumindest ein, als ich nun doch aufstand um Regulus oder Remus oder Pete oder Marlene, Lily, einfach irgendwen zu finden.

Alleine lief ich durch die Gänge von Hogwarts. Minute für Minute.
Was tat ich hier gerade eigentlich? Es sind sowieso alle im Unterricht
Trotzdem lief ich einfach schweigend weiter, dem Hall von dem Klang meiner Schuhe auf dem Boden zuhörend, der von den Wänden wieder kam. Und mit den Gedanken dabei, einfach aus dem nächst besten Fenster zu springen. (Auch wenn ich das natürlich niemals tun würde!)
Plötzlich hörte ich wie es aus einem der Flure wieder lauter wurde und ich bemerkte, dass die Schulstunde schon zu Ende war.
Ich MUSS zu Regulus. Ihm alles erzählen. SOFORT.
Also lief ich schnell durch die Flure zu den Klassenzimmern für Zaubertränke, bei denen Regulus noch sein sollte.
Aber was tue ich wenn ich ihn sehe? Weiß schon irgendwer, dass wir uns treffen?
Ich beschloss neben der Tür zu warten und ihn heimlich beiseite zu ziehen.

So stand ich also da. Sah zu wie die ganzen Slytherins an mir vorbei liefen und mir kein Beachten schenkten. Und dann, nachdem alle anderen schon längst verschwunden waren, er. Ich sah seine schwarzen lockigen Haare und mein Herz machte einen kleinen Sprung.
Ich tippte ihn an und hatte das Gefühl ich sollte irgendetwas Jameshaftiges sagen, aber mir war gerade wirklich nicht danach.
Nichtmal ein einfaches „Hi" sagte ich. Nichts. Absolut NICHTS.
„Hey?" sagte er etwas verwundert durch mein Still sein. Das reichte mir. Ich umarmte ihn fest und musste mich zusammenreißen nicht zu heulen.

Ich erklärte ihm wenig später auch schon das ganze Geschehen, während wir in Richtung Kräuterkunde Klassenzimmer gingen. Regulus Gesichtszüge änderten sich kein Stück.
„Das hätte ich dir davor auch schon sagen können." murmelte er etwas kaltherzig.
Er atmete traurig aus.
„Aber warum hasst er dich denn so?" fragte ich verzweifelt und sah Regulus genau in die Augen.
„Wenn ich das wüsste." wisperte Regulus leise und sah schnell auf den Boden. Man konnte förmlich hören, wie sehr er seinen Bruder vermisste.
„Hey, ich kläre das wieder. Vielleicht nicht heute, oder morgen. Vielleicht erst in einer Woche, oder zwei, oder drei. Aber ich werde das klären!"
Er lächelte halbherzig. „Klar." sagte er wenig überzeugt und lehnte seinen Kopf an mich, wobei es schwer war, so zu laufen.

„Ich muss da lang." meinte er, kurz darauf. „Okey." murmelte ich und versuchte zu lächeln, wobei ich immer noch diesen Schmerz von dem Gespräch von vorhin mit mir trug. Gleich würde ich ihn wieder sehen.
„Du bist ganz toll und ich bin echt stolz auf dich." sagte Regulus plötzlich, als ich schon gehen wollte, und drückte mich ganz fest an sich.
Dann lief er so schnell, dass ich nicht einmal mehr etwas erwidern konnte zu seinem Unterricht. Ich lächelte und hätte schon wieder heulen können.
Zwei Brüder die sich hassen. Einer, mein Freund. Einer, mein bester Freund. Was tue ich hier?

Als ich das Klassenzimmer betrat, waren Peter und Sirius schon dort.
Als Peter mich sah, lächelte er kurz. Sirius ignorierte meine Anwesenheit gekonnt. Er hatte ja schließlich genügend Übung darin.
Wow. Super James! Das hast du echt toll gemacht!

Jegulus | Who are you?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt