Khaled zog mit Phil zusammen eine Düne weiter. Es war noch eine Menge zu besprechen. Der Besitzer der Pferde wunderte sich. Wollten diese jungen Männer nicht eigentlich reiten? Nun saßen sie schon fast eine Stunde im Sand und machten keine Anstalten. Stattdessen reicherten sie die reine Wüstenluft mit süßlichem Duft an, der ihn magisch anzog. Er nahm den Joint und fand es bald ganz in Ordnung, noch ein wenig zu rasten. Er lauschte der auf Englisch geführten Diskussion, die sich schön anhörte, wenn er auch so gut wie nichts verstand.
„Habt Ihr eigentlich jemals daran gedacht, das beruflich zu machen, ich meine Informationen zu sammeln und zu verkaufen?" fragte Billy. „Was wollt Ihr jahrelang studieren? Ihr könnt Euch doch jetzt schon einen Amischlitten leisten."
„Der Mustang ist nur geliehen, das weißt Du doch," antwortete Nikos. „Sozusagen ein kleiner Bonus."
„So ein Job wäre schon was für mich," meinte Tom. „Fremde Länder kennenlernen, mit interessanten Leuten sprechen, ein bisschen Nervenkitzel hin und wieder. Alles super, solange es gutgeht. Es gäbe wohl auch genug Leute, die uns bezahlen, wenn wir ihnen erzählen, was wir so hören und sehen, oder die einen ungewöhnlichen Transportauftrag zu vergeben haben."
„Ich dachte, wir machen das, um den Widerstand in Griechenland zu unterstützen," wandte Martin ein, der sich immer mehr in die Rolle als Nachfolger seines Schwiegeropas hineinfand. Bei den Besprechungen ihrer Gruppe in Athen wurde ihm immer sehr aufmerksam zugehört.
Basilis hatte ihn einmal gefragt, ob er sich weiter engagieren wollte, wenn er demnächst seinen Wehrersatzdienst als Aushilfslehrer an einer griechischen Schule antrat. Er hatte sich mit Xenia beraten, die den Mut und das Durchhaltevermögen ihres Großvaters bewunderte, der buchstäblich bis zu seinem Tod eine wichtige Rolle in der Widerstandsgruppe eingenommen hatte. Sie beschlossen, seinem Vorbild zu folgen.
„Also, ich werde auf jeden Fall studieren," sagte Nikos. „Ich will Journalist werden, dann kann ich sowas Ähnliches machen wie jetzt. Aber erst mal werde ich wohl noch mehr Zeit für die Gruppe als fürs Schreiben aufwenden, jedenfalls bis wir in Griechenland wieder die Demokratie haben."
„Journalist ist keine schlechte Idee," pflichtete ihm Tom bei. „Ich will auch studieren, aber danach könnte man so eine Journalistenfirma gründen, Artikel schreiben, Filme machen, sowas wie eine kleine, unabhängige Nachrichtenagentur."
„Wenn Ihr einen Doktor der Politologie gebrauchen könnt, ich wär dabei," bot Billy an.
„Ich könnte Euer Experte für afrikanische Landwirtschaft sein," sagte Serhat. „Das wird ein großes Thema. Die Bevölkerung wächst, und die Wüste auch. Ich will mich im Studium auf dieses Problem konzentrieren. Ich würde gerne mal ein Interview mit Gaddafi machen."
„Wieso das? Erzähl mir nicht, er ist auch Experte für Ackerbau und Viehzucht," wandte Tom ein.
„Mein Professor sagt, Gaddafi will Bauern Land, Vieh und Saatgut schenken, die Nomaden sesshaft machen und die Wüste bewässern. Ägypten macht einen großen Fehler. Wir beschränken uns auf die Niloase und das Delta, was jetzt schon nicht ausreicht, um genug Nahrungsmittel zu produzieren."
„Was Du da von Libyen sagst, hört sich für mich sehr nach Israel an," meinte Tom.
„Nur weil eine Idee vom Feind stammt, muss sie ja nicht schlecht sein. Die Israelis haben so viel Land nutzbar gemacht, dass sie Obst und Gemüse exportieren können. Wir sollten wenigstens genug für unseren Eigenbedarf produzieren."
„Woher hast Du Deine Informationen über Libyen?"
„Es gab ein Seminar an der Uni. Der Professor berät das libysche Landwirtschaftsministerium. Er hat erwähnt, dass Gaddafi persönlich hinter dem Projekt steht. Er will sein Land autark machen, und vor allem nicht nur vom Öl abhängig sein."
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Die richtigen Leute Band 6: Blutrünstige Bestien
Historical FictionIm 6. Band meiner Reihe „Die richtigen Leute" erleben Tom und seine Freunde während eines Besuchs am Suezkanal und in Ismailia die brutalen Auswirkungen des Nahostkrieges. Auf einer Autofahrt von Kairo zur libyschen Grenze geraten sie in eine Ausein...