Endlich konnten Tom und Nikos einmal ausschlafen. Um zehn duschten sie ausführlich und frühstückten anschließend auf der Dachterrasse. Herr Tsikos brachte Tom eine Telefonnotiz, die besagte, er sollte sich bei Stephanos melden.
„Heute habt Ihr aber richtig Urlaub," spottete Stephanos, als Tom anrief. „Gut geschlafen?"
„Danke. Was gibt's?
„Ich wollte Euch gerne zum Abendessen am Passalimani einladen, Deine Eltern, Nikos und Dich. Die kommen doch heute, oder?"
„Danke für die Einladung. Sie werden sich freuen. Wir uns natürlich auch. Wir holen sie gleich vom Flughafen ab."
„Ist Dir heute oder morgen Abend lieber?"
„Ich fänd heute Abend besser. Wir wollten morgen in Agios Andreas sein. Wir haben da etwas arrangiert, das lässt sich nicht verschieben."
„Dann also um neun heute Abend."
In der Cafeteria des Flughafens erwischten Tom und Nikos einen Platz direkt an der Glasfront, von wo aus sie das Rollfeld überblicken konnten. Xenia und Martin waren mitgekommen, auch Ahmed, der um zwei Uhr in Piräus sein musste, wo Kapitän Chronos auf ihn wartete, um ihn mit nach Libyen zu nehmen. Sie wollten alle zum Hafen fahren und ihn verabschieden. Ein rotes deutsches Charterflugzeug landete kurz vor zwölf, und wenige Minuten später rollte eine viermotorige Propellermaschine von Olympic heran.
„Das müssen sie sein. Lasst uns bezahlen," sagte Tom.
„Das übernehme ich," bot Basilis an, der sich unbemerkt angeschlichen hatte.
„Was machst Du denn hier?" fragte Tom ihn.
„Ich hab Euch am Hotel verpasst. Sammele Deine Eltern ein und fahrt zum Hotel. Ich komme auch dahin."
„Wir müssen Ahmed nach Piräus bringen. Wir können nicht zum Hotel fahren, sonst kommt er zu spät," widersprach Tom.
„Tom, Du weißt doch, Kapitän Chronos hat Zeit," erinnerte ihn Basilis.
„Aber..."
„Verdammt, wer ist hier der Chef? Wenn ich sage, „Fahrt zum Hotel", dann fahrt Ihr zum Hotel!"
„Bist Du heute unfreundlich."
„Das macht der Großstadtstress mit Menschen, die auf einer kleinen Insel geboren sind. Sorry."
Es dauerte nur ein paar Minuten, bis Toms Eltern mit sage und schreibe drei großen Koffern in der Ankunftshalle erschienen. Tom und Nikos nahmen ihnen das Gepäck ab und führten sie zum Parkplatz.
„Das glaube ich jetzt nicht," staunte Toms Vater, als er den Mustang sah. „Ist das Dein Auto, Nikos?"
„Nur eine Leihgabe von meinem Onkel. Im Herbst muss ich den wieder abgeben, dann wird er verkauft."
Sie verstauten die Koffer, und Tom und seine Mutter setzten sich nach hinten.
„Stadtrundfahrt muss leider ausfallen, wir müssen direkt zum Hotel," sagte Nikos.
„Das ist gut," antwortete Toms Vater. „Andreas hat auch gesagt, wir sollen erst zum Hotel fahren. Er hat mir die Bilder für Euch mitgegeben."
„Welche Bilder?"
„Die Ihr angeblich in Iraklion vergessen habt."
Tom war stinksauer. Andreas und Basilis hatten also seine Eltern als Kuriere benutzt, ohne sie oder ihn zu fragen. Sein Blick traf Nikos' im Rückspiegel, und der dachte definitiv dasselbe.
Herr Tsikos zeigte Toms Eltern ihr Zimmer und lud sie auf die Dachterrasse zum Begrüßungsouzo ein.
„Geht Ihr schon mal vor. Ich will eben noch was mit meinem Vater besprechen," sagte Tom. Der überreichte ihm, als die anderen gegangen waren, zwei große, braune Umschläge.
DU LIEST GERADE
Die richtigen Leute Band 6: Blutrünstige Bestien
Historical FictionIm 6. Band meiner Reihe „Die richtigen Leute" erleben Tom und seine Freunde während eines Besuchs am Suezkanal und in Ismailia die brutalen Auswirkungen des Nahostkrieges. Auf einer Autofahrt von Kairo zur libyschen Grenze geraten sie in eine Ausein...