29 Zu den Libyern, zu den Ägyptern und zu den Ariern

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Es war nicht der Wecker, der ihre kurze Nachtruhe beendete. Um halb sieben klopfte es energisch an ihrer Tür. Bevor sie antworten konnten, stand Basilis im Zimmer, der sich nur einen Sekundenbruchteil wunderte, dass ihn drei Paar Augen verschlafen musterten.

„Tut mir leid," sagte er, „wir müssen umplanen. Die Touren waren zwar alle für morgen geplant, aber Ihr müsst heute schon zu Petros. Ihr müsst ihn auf dem Rückweg mitbringen. Wir brauchen ihn heute Abend hier."

„Was ist passiert?" fragte Nikos und gähnte.

„Thessaloniki hat beunruhigende Informationen bekommen. Im Norden geht etwas vor. Die Führung hat beschlossen, Petros und zwei seiner Leute in den Nordosten zu schicken. Im Hinterland von Komotini, bei Simvola, gibt es eine Bunkeranlage aus dem Bürgerkrieg. Sie wird eine Kommandozentrale und muss so schnell wie möglich ausgebaut werden. Von dort aus soll der Weg Richtung Bosporus gekappt werden. Es eilt."

Die drei Männer in dem Doppelbett waren bei seinen Worten hellwach geworden. Phil fragte:

„Gibt es Krieg?"

„Es sieht so aus, wenn auch nicht sofort. Die Armee schafft Gerät in den Nordosten, auch Panzer. Ganz unauffällig, nie viele auf einmal. Unsere Leute haben ausgerechnet, wenn sie so weitermachen, haben sie in einem halben Jahr eine Invasionsarmee zusammen. Obwohl sie keine Chance gegen die Türken haben. Deren Armee ist x-mal so groß."

„Was wird dann mit dem Stützpunkt auf der Peloponnes? Und Kreta? Wer macht das denn dann?"

„Petros soll bestimmen, wer auf der Peloponnes den Chefposten übernimmt. In Simvola soll er die Sache nur anschieben. Er muss jemanden einarbeiten, der dort die Leitung übernimmt, weil Petros selbst dann nach Kreta muss. Seine genauen Anweisungen sind in einem Umschlag. Den darf außer ihm niemand sehen."

„Wenn wir drei Leute mitbringen sollen, können wir nicht mit dem Mustang fahren."

„Das sollt Ihr sowieso nicht. Der Opel, den Ihr schon kennt, steht 50 Meter hinter Eurem Gyrosstand. Der Umschlag für Petros, ein paar Pläne und Geld sind in dem Geheimfach. Eure offizielle Fracht sind Lebensmittel, angeblich für einen Laden."

Das hörte sich alles ziemlich dramatisch an, und dieser Eindruck verfestigte sich, als Basilis fortfuhr:

„Nikos, Ihr habt gesagt, Ihr habt die Gruppe um Constantinos in Kavala kennengelernt. Sind die brauchbar?"

„Auf jeden Fall."

„Gut. Ich spreche mit Ilias. Er muss dafür sorgen, dass die in Simvola mitarbeiten. Ilias und Thassos haben ja schon mit Petros gegraben, die beiden müssen dann auch dabei sein."

„Dann kommen die uns im Sommer gar nicht besuchen? Und Samir?"

„Nein, Urlaub ist für die gestrichen. Samir muss auf dem Gestüt bleiben und praktisch die Arbeit von dreien machen. Das ist alles nicht schön, geht aber nicht anders."

Tom war geschockt. Die Lage schien sich zuzuspitzen. An den Universitäten würde es mit Beginn des Wintersemesters verstärkte Aktivitäten geben, das wussten sie ja. Wenn dann womöglich auch ein Krieg gegen die Türkei ausbrechen sollte, würde es Chaos geben. Und er hockte weit ab vom Schuss in einer Kaserne in Westfalen.

„Unsere Personaldecke ist verdammt dünn," sagte Nikos. „Phil und Dave fliegen morgen nach London. Wer weiß, wann sie wiederkommen. Tom ist in knapp zwei Wochen weg. Stelios arbeitet auf dem Schiff. Bleiben die Frauen, Lucas und Georgios, dazu Jürgen und Martin, aber auch nur für ein paar Wochen. Ach so, Michael und Spiros haben im Juli und August Zeit. Die werden wir bestimmt hier für Kurierfahrten brauchen. Theo verdonnern wir, mit in den Norden zu gehen."

Die richtigen Leute Band 6: Blutrünstige BestienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt