34 Küsse für den Minister

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Zu Toms Überraschung nahm der Alte Mann, der wieder einmal seinem Hausarrest entwischt war, Sophias Platz neben Toms Mutter ein. Tom stellte ihn vor und rief Nikos hinzu, der sich mit an den Tisch setzte. Der Professor hielt eine lange Ansprache an Toms Eltern, die Nikos ins Deutsche übersetzte.

Was der Minister in dieser Viertelstunde zu hören bekam, bestärkte ihn in dem Eindruck, dass sein Kollege Bilski diese Truppe nicht zu Unrecht hegte und pflegte. Dann fragte ihn der Alte Mann nach seiner Einstellung bezüglich der griechischen Diktatur, was das Thema für die nächsten zwei Stunden setzte.

Es war schon nach Mitternacht, als Basilis Tom und Nikos ansprach:

„Ihr fahrt ja übermorgen nach Patras. Könnt Ihr Unterlagen mitnehmen?"

„Kein Problem."

„Gut, hier ist der Umschlag. Noch was. Am Dienstag muss wieder jemand nach Drama. Wir bekommen am Montag Funktechnik und Zünder. Hättet Ihr vielleicht Lust, das zu übernehmen?"

Toms Antwort kam wie aus der Pistole geschossen:

„Machen wir auf jeden Fall." Er überlegte einen Augenblick. „Was für ein Auto kriegen wir? Und was für Zünder?"

„Den Opel. Im Geheimfach sind Zünder für Plastiksprengstoff."

„Ich hätte meine Eltern gefragt, ob sie mitwollen, aber wenn wir sowas transportieren, geht das nicht. Schade, ich hätte ihnen gerne Salam gezeigt."

Auf dem Rückweg zum Hotel informierte er seine Eltern, dass er noch einmal für zwei Tage in den Norden musste.

„Ist nicht so schlimm," meinte seine Mutter. „Wir sehen uns ein paar Sachen mit den Bonnern an. Wenn wir schon mal hier sind, wollen wir auch was sehen. Übrigens nett, dass Ihr uns morgen nach Delphi fahrt."

Das war neu für Tom:

„Wir fahren Euch morgen nach Delphi?"

„Der Professor will uns führen. Die Bonner kommen auch mit."

„Die passen aber nicht alle in den Mustang."

„Martin fährt und Sandy auch. Er nimmt den Mann im Rollstuhl mit."

Es war drei Uhr, als Tom und Nikos endlich im Bett lagen.

„Deine Eltern sind doch ganz okay," meinte Nikos.

„Ich staune selbst. So habe ich die nicht gekannt."

„Ja, so kann man sich täuschen. Und Sophia hat sich auch sehr anständig verhalten. Deine Mutter würde sie ganz gerne in die Familie aufnehmen, nicht?"

„Klar. Du hast doch gesagt, Deine Mutter hat auch geweint, als Du ihr von uns erzählt hast. Sie werden halt gerne Oma. Aber Dich hat meine Mutter mindestens genauso gerne wie Deine mich. Ich wundere mich ein bisschen, dass der Alte Mann mit nach Delphi kommt. Ist das nicht leichtsinnig?"

„Dann würde er das nicht tun. Ich habe manchmal das Gefühl, ihm macht das Spaß, sich zu verkleiden und der Geheimpolizei ein Schnippchen zu schlagen."

Bevor sie am Morgen aufbrachen, besuchte sie der Arzt aus der Nachbarschaft den Nikos gefragt hatte, ob er nicht eine halbe Stunde für sie übrig hätte. Sie schilderten ihm Panos' Behinderung und fragten nach der Möglichkeit, Prothesen für ihn anzufertigen.

„Das müsste schon gehen," meinte der Doktor, „aber Ihr habt recht, das kostet eine Menge Geld. Nicht nur die Prothesen. Er müsste auch therapiert werden, bis er selbstständig gehen kann."

„Was denken Sie, würden gute Prothesen und die Rehabilitation kosten, wenn man in Dollars bezahlt, ohne Rechnung?"

„Genau weiß ich's nicht. Ich schätze, so um die 10.000."

Die richtigen Leute Band 6: Blutrünstige BestienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt