Als die Nefertiti sich ihrem Liegeplatz in Piräus näherte, wo sie von Basilis erwartet wurden, standen alle an der Reling. Als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten, übergaben sie ihm die Tasche mit den Papieren.
„Wir treffen uns alle heute Abend um acht bei Sandy," sagte Basilis. „Es gibt eine Menge zu besprechen. Tom, Nikos, Phil, Dave und Martin, kommt bitte eine Stunde eher."
Im kleinen Kreis, zu dem auch der Alte Mann stieß, diskutierten sie den Inhalt der brisanten Papiere, die doch so nutzlos waren. Sie waren sich einig, dass sie mit ihnen nichts anderes tun konnten, als sie gut zu verstecken. Vielleicht würde sich irgendwann eine Gelegenheit ergeben, sie zu veröffentlichen, aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt wäre das viel zu gefährlich. Man könnte sie zurückverfolgen, und wenn man erst wusste, wo sie in Souda gestohlen wurden, würde man auch über kurz oder lang wissen, wer dahintersteckte. Ihr Kontaktmann in Souda Bay hatte eins von drei Exemplaren der Akte mitgehen lassen, dessen Fehlen hoffentlich nicht so bald bemerkt werden würde.
Der Alte Mann wechselte das Thema und wandte sich an Dave und Phil:
„Wir sollten diese Papiere erst mal vergessen. Dave und Phil, wenn Ihr in London seid, sprecht mit Hans und Reiner über das Thema, so ganz allgemein, ohne ihnen zu verraten, dass wir diese Papiere haben. Versucht ganz vorsichtig herauszukriegen, ob die etwas von dieser Untergrundarmee gehört haben."
„Ich wollte auch mal bei dem deutschen Minister auf den Busch klopfen," sagte Tom. „Ich bin nicht sicher, ob er etwas davon weiß, obwohl er für die Geheimdienste zuständig ist."
„Selbst wenn er was wüsste, würde er Dir das nicht sagen," meinte der Alte Mann.
„Wahrscheinlich nicht," räumte Tom ein, „aber ich bin auf seine Reaktion gespannt. Er kommt ja am Samstag."
„Ich würde ihn auch gerne kennenlernen," sagte der Professor, „aber dieses Thema solltest Du unter vier Augen ansprechen. Schon allein wegen der Sprache. Sei nur vorsichtig."
„Dass wir die Papiere haben, erwähne ich auf keinen Fall."
Es war Zeit, die anderen hinzuzubitten. Basilis hatte einige Kurieraufträge für die nächsten Tage. Xenia und Martin meldeten sich für eine Tour nach Thessaloniki, weil sie bei der Gelegenheit Evangelos und Constantin treffen und sich nach einer Wohnung umsehen konnten. Sophia und Stella wollten zum Olymp fahren. Tom und Nikos übernahmen eine Tour auf die Peloponnes.
„Können wir die Sachen nicht direkt zu Petros bringen, statt sie dem Kontaktmann zu übergeben? Ich würde mich gerne von ihm verabschieden," bat Tom.
„Das sollt Ihr sowieso," antwortete Basilis. „Nikos kennt ja den Weg. Ihr kriegt auch die neuen Personalpapiere für Kiril mit. Er bleibt bei Petros' Gruppe, auch wenn der demnächst nach Kreta geht. Da werden dann seine speziellen Fähigkeiten gebraucht."
Nikos war beunruhigt:
„Soll das heißen, wir bauen jetzt Bomben?"
„Noch nicht. Aber wir bereiten uns vor, und dabei soll er helfen. Wir wollen in der Lage sein, im Ernstfall die Kommunikation in Souda anzugreifen, so wie in Larissa."
Der Alte Mann hatte noch mehr Arbeit:
„Wir haben schon häufiger über unsere Aktivitäten an den Universitäten diskutiert. Die Führung hat uns gebeten, Leute zu benennen, die ab dem Herbst die Aktionen an den Athener Unis koordinieren. Wir haben an allen Unis Gruppen, die bisher autonom agiert haben. Das soll im Prinzip so bleiben, aber wir suchen Leute, die den Kontakt zwischen den einzelnen Gruppen und mit der Führung halten. Das bedeutet allerdings, dass diese Koordinatoren sich in der Öffentlichkeit zurückhalten müssen. An den Unis haben wir inzwischen so viele Mitglieder, dass wir die einzelnen Aktionen in eine Gesamtstrategie einbinden müssen, um effektiver zu werden. Die Kontaktleute müssen aber im Hintergrund bleiben. Hat jemand Interesse an so etwas?"
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Die richtigen Leute Band 6: Blutrünstige Bestien
Historical FictionIm 6. Band meiner Reihe „Die richtigen Leute" erleben Tom und seine Freunde während eines Besuchs am Suezkanal und in Ismailia die brutalen Auswirkungen des Nahostkrieges. Auf einer Autofahrt von Kairo zur libyschen Grenze geraten sie in eine Ausein...