„Der Wagen hängt jetzt schon," meckerte Nikos, als Basilis ihm die Schlüssel für den Opel übergab.
„Tut mir leid, wir haben uns total verschätzt. Dabei sind es nicht die Pistolen und auch nicht die Maschinenteile. Das Papier ist so schwer, und die Farben auch."
Nikos zerrte ihn den Weg hinauf zum Strefipark, der noch menschenleer war.
„Hast Du gerade „Pistolen" gesagt?"
„Ja, die hab ich gestern ganz vergessen. In dem Geheimfach sind zwölf Pistolen und Munition. Ist das ein Problem?"
„Du weißt, dass das ein Problem ist, vor allem, wenn man das vorher nicht gesagt bekommt. Jetzt fahren zehn Leute mit, das passt mir nicht. Hätte ich das gestern gewusst, wären wir allein gefahren."
„Es tut mir wirklich leid. Ich konnte ja nicht ahnen, dass Ihr einen Betriebsausflug macht."
Nikos schluckte seinen Ärger herunter. Es war eh nichts mehr zu ändern. Aber das Auto war definitiv zu auffällig.
„Wir laden ein paar von den Papierkisten um. Wenn wir die auf die drei Autos verteilen, fällt keiner auf."
Nun hatte er allerdings ein ganz anderes Problem. Unter diesen Umständen wäre es nicht fair, Martin mit dem Opel fahren zu lassen, ohne dass er ahnte, was er transportierte. Er nahm ihn beiseite und setzte ihn ins Bild.
„Gut zu wissen. Dann lass uns mal überlegen, wer in welchem Auto fährt," sagte Martin.
„Da haben wir aber auch ein Wörtchen mitzureden," schaltete sich Sophia ein, die den letzten Satz mitgehört hatte.
„Nein," sagte Nikos, „habt Ihr nicht. Ahmed und Theo fahren im Mustang mit, Martin und Xenia nehmen den Opel, und der Rest den Ford von Jannis. Im Opel können nicht mehr Leute mitfahren, wegen des Gewichts, und in den Mustang passen nur vier."
Sophia fand es ratsam, sich zu fügen. Nikos war gereizt, und sie nahm fälschlich an, dass sie daran eine Mitschuld trug.
„Leg doch mal die neue Kassette ein," forderte Tom, als sie das Stadtgebiet hinter sich gelassen hatten. Sie rollten mit 80 über die Fernstraße nach Thessaloniki. Die Sonne strahlte aus einem makellos blauen Himmel. Nikos drückte auf „play", und Johnny Nash sang „Stir it up".
„Das ist ein Stück von diesem Bob Marley, von dem Billy diese Platte hat." sagte Tom.
Zwei Wiederholungen reichten, dann konnten sie mitsingen.
„Hast Du Billys Bob-Marley-Kassette auch mit?"
„Sicher."
„Leg sie rein. Passt zum Wetter."
Der Olymp zeigte sich von seiner besten Seite einschließlich Wolkenkranz und Schneeresten auf dem Gipfel.
„Fahr mal rechts rein," meinte Tom kurz hinter Katerini. „Die Straße geht bestimmt zum Strand. Lass uns Pause machen."
Sie passierten ein Dorf, Korinos, das Agios Andreas zum Verwechseln ähnlich sah. Danach ging es zwei Kilometer schnurgerade durch Baumwollfelder zum Meer hinunter.
„Wieso gibt's hier keine Hotels?" Martin wunderte sich. Der Strand war endlos, feinster Sand, aber kein Hotel, keine Taverne, keine Menschenseele.
„Wahrscheinlich verdienen die Leute mehr mit der Baumwolle als mit Touristen," mutmaßte Tom.
„À propos Baumwolle," sagte Martin, „das wisst Ihr ja noch gar nicht. Stephanos und Michalis steigen jetzt voll ins Baumwollgeschäft ein. Was die Ägypter ihnen geliefert haben, muss wohl sehr viel Geld gebracht haben. Ich glaube, sie haben es nach England weiterverkauft. Sie haben mit dem Bruder von Al-Numeiri ausgemacht, dass sie von der nächsten Ernte eine ordentliche Ladung abbekommen."
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Die richtigen Leute Band 6: Blutrünstige Bestien
Historical FictionIm 6. Band meiner Reihe „Die richtigen Leute" erleben Tom und seine Freunde während eines Besuchs am Suezkanal und in Ismailia die brutalen Auswirkungen des Nahostkrieges. Auf einer Autofahrt von Kairo zur libyschen Grenze geraten sie in eine Ausein...