9 Eine Lüge nach der anderen

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Tom und Nikos wuschen sich gerade den Sand aus den Haaren, als Hauptmann Hassan in das Sanitärzelt stürzte:

„Beeilt Euch, Oberst Gaddafi wartet auf Euch."

Schnell zogen sie sich die neuen Uniformen an.

„Nur die Majore," hielt der Hauptmann Khaled und Serhat zurück, die Tom, Nikos und Phil folgen wollten.

Hassan führte Nikos, Tom und Phil zu einem kleinen Militärzelt am Rande des Geländes. Oberst Gaddafi und die Chefs von Armee und Geheimdienst, die dort an einem kleinen, runden Tisch saßen, waren definitiv nicht in Partylaune.

Oberst Gaddafi sah die drei Majore streng an:

„Ihr seid schuld, dass wir die Feier verschieben müssen."

„Was haben wir getan?" fragte Tom.

„Ihr habt uns Nachrichten aus Kairo gebracht. Eine davon macht mich wütend. Die Ägypter sagen, auf den Baustellen dieser saudischen Firma Al-Husain arbeiten amerikanische Ingenieure, die Libyen und alle Länder, in denen sie aktiv sind, ausspionieren sollen. Wir wollten eine arabische Firma, die unsere Straßen baut. Wir hätten besser gleich Italiener oder Franzosen gefragt."

„Habt Ihr die Verhandlungen platzen lassen?"

„Noch nicht. Wir haben sie auf morgen vertagt. Es gibt keine andere arabische Firma, die diesen Großauftrag ausführen kann, und das wissen die Saudis ganz genau. Sie holen sich die billigen Arbeiter aus den Ländern südlich der Sahara und lassen uns ihr trojanisches Pferd in harten Dollars bezahlen. Ich hätte eine Bitte an Euch."

Phil benutzte die Pause, die er an dieser Stelle einlegte, um sich mit einem Räuspern zu Wort zu melden.

„Gut, Major Phil," lächelte der Staatschef. „Bevor ich zu meiner Bitte komme, hast Du das Wort. Sicher möchtest Du uns sagen, was Du als Vorsitzender tun würdest."

„Ich verstehe nicht, warum Ihr so deprimiert seid," sagte Phil. „Ihr habt doch plötzlich ein richtig gutes Blatt. Bisher hattet Ihr es mit einem Monopolisten zu tun, dem Ihr ohne Argumente ausgeliefert wart. Jetzt habt Ihr einen Trumpf im Ärmel, der Eure Position entscheidend verbessert."

Der Chef der Geheimdienste legte seine Stirn in Falten und sagte zweifelnd:

„Jetzt bin ich aber mal gespannt, wie aus amerikanischen Spionen eine Trumpfkarte wird."

„Das ist doch ganz einfach. Ihr geht in die Verhandlungen und sagt, „also gut, wir wissen, dass Ihr und amerikanische Spione unterjubeln wollt. Ihr macht uns jetzt einen guten Preis, und das bleibt unter uns. Oder Ihr seid zu gierig, und wir sorgen dafür, dass Ihr in vielen Ländern keine Aufträge mehr bekommt." Dann wollen wir doch mal sehen, ob die Saudis nicht noch mal nachrechnen. Abgesehen davon sind die Spione jetzt verbrannt. Es sollte mich wundern, wenn auf den libyschen Baustellen dieser saudischen Firma noch amerikanische Ingenieure arbeiten würden."

Eine Minute lang herrschte Schweigen. Oberst Gaddafi angelte sich blind sein Teeglas von dem niedrigen Tisch und nahm einen kleinen Schluck. Dann diskutierte er leise mit seinen beiden Kollegen und entschied schließlich:

„Manchmal ist es gut, wenn man eine Meinung von jemandem hört, der nicht den ganzen Tag in den Gesprächen gesessen hat. Wir werden das morgen ausprobieren. Wenn sie darauf eingehen, habt Ihr uns vielleicht eine Menge Geld gespart, Phil. Wenn nicht, müssen wir wohl mit den Franzosen verhandeln."

„Alles für das Wohl des libyschen Volkes," sagte Tom.

Die drei Libyer entspannten sich, und der Geheimdienstchef wechselte das Thema:

Die richtigen Leute Band 6: Blutrünstige BestienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt