Am Strand vor Jannis' Haus in Agios Andreas war es voll. Lucas spielte den Schlauchbootkapitän. Gerade zog er Sophia auf Skiern über das Wasser. Tom stellte seine Eltern und das Ministerehepaar vor, denen Jannis anbot, sie könnten sich im Haus umziehen, wenn sie schwimmen wollten. Eirene stellte einen gläsernen Krug mit Limonade auf den Tisch und goss allen ein.
„Sie haben sich ein schönes Stückchen Erde ausgesucht," sagte Toms Vater. „Mit Privatstrand."
„Nicht ganz so privat," schränkte Jannis ein. „Das Haus hat Firma Ford bezahlt," schmunzelte er uns erzählte die Geschichte seines Engagements am Kölner Fließband.
„Ich würde Ihnen gerne ein paar Fotos zeigen," sagte Tom leise zu dem Minister. „Würden Sie mal mitkommen? In der Küche von Manos und Sandy sind wir ungestört."
Der Politiker musterte ihn ein wenig misstrauisch.
„Was für Fotos?"
„Ist eine Ausrede. Ich möchte was mit Ihnen besprechen."
Der Minister tauschte einen resignierten Blick mit seiner Gattin und folgte Tom. Der zeigte ihm, als sie am Küchentisch saßen, erst mal ein paar Aufnahmen aus Ismailia.
„Wie seid Ihr denn dahin gekommen? Ach, das war ja eben der ägyptische Geheimdienst. Ein Kunde, wie Ihr das nennt."
„Der hat uns die Eintrittskarte besorgt, stimmt. Aber mir geht es um was anderes."
„Schieß los. Übrigens: lass uns beim „Du" bleiben. Man nennt mich Motte, von Moritz."
„Hab ich gelesen. Ich bin Tom, von Thomas. Also, vorweg. Ich habe kürzlich mit Herrn Gaddafi gesprochen. Ich dachte, er wüsste vielleicht inzwischen, was die Palästinenser in Deutschland planen. Er behauptet, die sagen das noch nicht mal ihm. Aber dass sie etwas vorhaben, steht außer Zweifel."
„Würde er Dir das denn sagen, wenn er's wüsste?"
„Wohl nicht. Aber er hat gesagt, er weiß wirklich nichts, und das glaube ich ihm. Seid Ihr denn weitergekommen?"
Der Minister holte tief Luft. Gerade wollte er antworten, als Manos zusammen mit Panos in seinem Rollstuhl hereinkam.
„Tom, Du hast kein Benehmen," rügte ihn Manos. „Sieh mal, der Mann verdurstet fast. Darf ich Ihnen etwas anbieten?"
„Ein Glas Wasser wäre schön." Er flüsterte Tom zu, „Verstehen die Deutsch?"
„Nein. Das sind übrigens Manos und Panos."
„Freut mich." Motte gab beiden die Hand. „Danke für das Wasser. Zurück zu Deiner Frage. Wir sind keinen einzigen Schritt weitergekommen. Die Nazis, die Palästinenser und auch die Linken aus dem jordanischen Lager sind allesamt verschwunden."
Toms Blick flehte Manos an, sie allein zu lassen, der ihn verstand und Panos nach draußen schob. Er folgerte:
„Das bedeutet also, Ihr wisst, dass etwas passiert, aber Ihr könnt nichts tun. Die Geheimdienstleute waren damals bei unserem Gespräch in Bonn ziemlich verzweifelt."
„Und das sind sie noch."
Es war an der Zeit, zum eigentlichen Thema zu kommen, dachte Tom.
„Und mehr als diese ominöse Sondereinheit der bayerischen Polizei habt Ihr nicht?"
„Es gibt eine Arbeitsgruppe im Innenministerium, eine bei mir, noch eine in München. Wenigstens haben die Geheimdienste inzwischen ein paar Szenarien ausgearbeitet."
„Papier ist geduldig. Wenn ich jetzt mal wild spekuliere, versprichst Du mir, dass das unter uns bleibt?"
„Dafür sind Küchen da." Der Minister bemerkte Toms skeptischen Blick. „Ich verspreche es Dir. Spekulier mal."
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Die richtigen Leute Band 6: Blutrünstige Bestien
Historische RomaneIm 6. Band meiner Reihe „Die richtigen Leute" erleben Tom und seine Freunde während eines Besuchs am Suezkanal und in Ismailia die brutalen Auswirkungen des Nahostkrieges. Auf einer Autofahrt von Kairo zur libyschen Grenze geraten sie in eine Ausein...