Kapitel 29

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Kapitel 29

«Harry Styles versinkt in Trauer! Aber warum?»

Täglich sprangen mir solche Schlagzeilen entgegen. Ich wusste das ich schuld war. Dieses Gefühl schon wieder jemand verletzt zu haben bringt mich um. Mir ging es auch nicht besser. Beinahe Zwei Monate ist das jetzt schon her und ich will nur noch vergessen. Vergessen wie viel er mir bedeutet hat und leider immer noch bedeutet.

Mit jedem Tag den ich aufwache wünsche ich ihn mir mehr zurück und ich kann nichts dagegen tun. In der Schule gebe ich mich als gutgelaunte April. Und ich spiele die Rolle erstaunlich gut. Bisher hat niemand bemerkt wie schlecht es mir wirklich geht. Aber sobald ich alleine bin zerfließe ich praktisch im Kummer.

Mein Blick fällt auf das Bild auf dem Nachtspinnt. Es erinnert mich immer daran wie schön es war. Harry und ich lachen so glücklich. Ich schließe die Augen und stelle mir vor wie es aufgenommen wurde. Louis hat uns aufgefordert nett zu lächeln. Ich musste aber als lachen, weil Harry mich gekitzelt hat und das wiederrum hat ihn zum lachen gebracht. Es hat Stunden gedauert bis ein vernünftiges Foto dabei war. Und Lou hat sich Stunden danach immer noch geärgert das wir total un-photogen sind. Vielleicht hat er Recht. Dennoch war es einfach ein perfekter Tag. 

Aber seit Wochen gibt es kein Bild mehr auf dem er auch nur annährernd lächelt. Er sieht schlimm aus. So dünn und blass. Sein Äußeres scheint ihm egal zu sein. Ungekämmt und in Jogginghose - so sieht man ihn nur noch. Und ich bin sein Spiegelbild. Und dennoch erzähle ich jedem ob er es hören will oder nicht, dass es mir gut geht, dass mir an nichts fehlt, dass ich über ihn hinweg bin und das ich den Tod meiner Mom verkraftet habe. Aber das sind alles elendige Lügen!

Emma, die inzwischen mit Niall zusammen ist - wer hätte es gedacht - versucht nie darüber zu reden. Sie ist meine beste Freundin geworden. Aber ich hab nichts dagegen wenn sie mir von ihm erzählt. Sie soll glücklich sein und ich will sie dabei unterstützen, auch wenn jeder Gedanken an den kleinen Iren, meinen ehemaligen besten Freund, schmerzt. Und noch schlimmer ist, dass ich dann auch an Harry denken. Ganz Automatisch. Und das ist schmerzhafter, als alles was ich mir je vorstellen konnte. 

Eigentlich ist es unmölich von mir, dass ich Harry mehr vermisse als meine Mom. Vielleicht liegt es daran, dass er noch lebt, was aber eigentlich auch keinen Unterschied macht genau genommen, weil ich Harry genauso wenig wie meine Mom jemals zurück bekommen werde... 

Mein Vater geht es wieder halbwegs gut. Er hat Moms Tod inzwischen verkraftet, besser noch als ich. Ich wohne auch wieder bei ihm und wir verstehen uns besser denn je. Oft sitzen wir abends zusammen und denken an die Zeiten mit Mom zurück. An schöne Momente die wir zusammen verbracht haben. Tage an denen wir etwas Unternommen haben, den Urlaub am Meer oder auch die kleinen Dinge, wie das gemeinsame Backen oder Spiele spielen. All das wird nie wieder so sein, wie es mal war.

Aber Harry ist immer irgendwie in meinem Kopf. Zu keiner Tages und Nacht Zeit kann ich ihn vergessen. Alpträume quälen mich. Selbst mein Vater hat einmal gesagt 'Es wäre besser, wenn er noch da wäre', weil er Angst um mich hat, wenn ich mich jeden Abend in den schlaf weine und schreiend aufwache. Ich wünschte nur, ich könnte was dagegen tun und ihn wirklich vergessen. Es wäre besser für alle Beteiligten!

Sonntagmorgen. Die Wochenenden sind schlimmer, weil ich mich da nicht mit der Schule ablenken kann. Ich bin zum Superstreber motiert, weil lernen ablenkt. Da soll nochmal jemand sagen, dass ein Freund die Noten verschlechtern würde. Ich lächle schwach. Ich lächle in der Öffentlichkeit sogar oft, aber hier kommt es mir unnötog und dämlich vor. Dennoch tue ich es in dem Moment.

Mein Vater müsste schon an der Arbeit sein. Ich ziehe mir einen kurzen Short an und ein schlichtes Tanktop. Dann setze ich mich mal wieder vor den Fernseher. Wenn er doch bloß ein anderes Thema als One Direction kommen würde.

Schnell schalte ich weg. How I met your mother. Normalerweise habe ich dabei früher immer viel gelacht. Heute lache ich nur noch vorgetäuscht. Dennoch schaue ich es mir an. Besser als an etwas oder jemanden zu denken.

Die Haustür klingelt. Bestimmt Emma oder Paige. Vielleicht auch mein Vater schon. Ich stehe auf und öffne die Tür und schnalle nach Luft.

"Louis?! Was machst du denn hier?", frage ich hysterisch. Was macht ausgerechnte Harry bester Freund hier? Das ist Folter!

"Darf ich reinkommen?", fragt er ernst. So ernst habe ich ihn noch nie erlebt. Ich trete einen Schritt zur Seite. In der Küche mache ich ihm schnell einen Tee.

"Wie kommts, dass du mich besuchst?", frage ich und versuche fröhlich zu gucken. Ich habe inzwischen schon ziemlich viel Übung darin.

"Ich muss mit dir reden und hör auf so gefakt zu lächeln" Louis kennt mich zu gut. Leider.

"Worüber?", frage ich, obwohl ich die Antwort längst weiß. Es war auch nicht sonderlich schwer zu erraten.

"Harry. Hör zu. Das mit deiner Mutter tut mir Leid, aber du hast verdammt nochmal keine Schuld daran. Du liebst Harry und er liebt dich. Ihr seht beide ziemlich scheiße aus und euch gehst auch genauso, weil der Partner fehlt. Warum könnt ihr euch nicht wieder vertragen?", sagt Louis ganz direkt.

Ich starre ihn mit offenen Mund an und wiederhole seine Worte leise für mich. Das war jetzt wirklich ziemlich direkt. Aber sie sind so verdammt war. Dann fällt mir ein wie ich Harry das Herz gebrochen habe:  "Er würde mich nicht sehen wollen. Nicht nachdem, was ich getan habe", sage ich traurig.

"Er wartet Tag für Tag darauf, dass du dich meldest. Er würde dich jederzeit zurück nehmen. Und glaub mir, dass weiß ich. Niemand kennt Harry besser als ich!"

"Wer will schon was mit einer Mörderin zu tun haben?", schreie ich und springe auf. Die Wut kocht in mir hoch. Gemischt mit totaler Verzweiflung. Ich hab mich in letzer Zeit überhaupt nicht unter Kontrolle. Ständig wechseln meine Gefühle zwischen wütend, wie jetzt oder einfach nur traurig, verzweifelt und hoffnungslos. 

"April... red mit ihm. Tu es mir zu Liebe. Niall zu Liebe. Zayn zu Liebe. Liam zu Liebe. Tu es für dich. Egal für wen. Mach es einfach", er sieht mich bittend an. Scheiß drauf stark zu sein. Ich war lange genug stark. Ich will Harry zurück. Das hätte ich schon viel früher machen sollen, aber ich hatte Angst. Angst ihn wieder zu sehen um fest zu stellen, dass er mich nicht mehr will.

"Okay und wie?", gebe ich nach.

Er springt glücklich auf: "Heißt das du machst es?", quitscht er. Endlich wirkt er wieder wie der Louis den ich kenne. Zumindest ein wenig. Ich nicke zögernd.

"Aber wie? Ich kann ja nicht einfach bei euch klingeln!", seufze ich. Dann würde ich wahrscheinlich vor verschlossener Tür stehen, sage ich mir innerlich.

"Da habe ich den perfekten Plan. Also hättest du Lust mich heute Abend zum One Direction Konzert zu begleiten?"

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