Kapitel 6

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Kapitel 6

"Wollen wir hoch?", haucht er. Wie hoch? Zum ihm, oder was? Meine Mutter weiß gar nicht so genau, wo ich bin, dass sollte ich ihr vielleicht mal sagen. Harrys fragender Blick lässt mich zurück in die Wirklichkeit zurückkehren.

"Meinetwegen", flüstere ich um Niall oder Liam nicht zu wecken. Hilfsbereit hält Harry mir eine Hand hin, um mich aus meiner Lage zu befreien und lässt sie auch nicht los, als wir die Treppen erklimmen. Es fühlt sich sich so schön an, wie seine Hand, meine Winzige fast komplett umschließt. Es gibt ein gewisses Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit.

Mit dem Fuß stößt Harry die Tür auf und macht eine einladende Handbewegung. Das erste was mir auffällt sind die Unmengen an Fotos, die überall aufgehängt sind und dann fällt mein Blick durch die große Glastür auf den riesigen Balkon, von wo aus man wunderbar den klaren Sternenhimmel bestaunen könnte.

Ich habe ja, was solche Momente betrifft, schon eine ziemlich romantische Ader. Auch wenn ich sonst so romantisch bin wie eine Kartoffel, weil ich entweder gar nicts zu sagen weiß oder das Falsche.

"Wollen wir raus?" Ich schaue verwirrt auf. Harry kichert: "Du guckst so sehnsüchtig nach draußen", erklärt er mir, woher er meine Gedanken lesen konnte. Ich normalisiere meine entgleisten Gesichtszüge wieder und folge ihm auch durch die zweite Tür.

Sofort gehe ich zum Geländer, um nachzuschauen wie hoch das ist. Das mache ich fast immer aus Reflex wenn ich irgendwo stehe. Erschrocken fahre ich herum, als ich plötzlich einen warmen Atem im Nacken spüre. Ich trete erschrocken einen Schritt zurück, als ich merke wie nah wir uns stehen und stoße mit Rücken direkt gegen das Geländer.

Ich versuche den Schmerz zu überspielen. Harry murmelt irgendetwas, das wie 'Tut mir leid' klingt und schaut verlegen zur Seite. Nur um einige Sekunden mir wieder in die Augen zu schauen. Das raubt mir endgültig den letzten Nerv. Ich will diesen Jungen jetzt und hier küssen, weil ich verdammt nochmal in ihn verliebt bin!

"Woran denkst du?", haucht er.

"Ich denke an einen Jungen, den ich kennen gelernt habe und den ich verdammt gerne mag, vielleicht zu gerne, weil ich glaube, dass er nicht das gleiche empfindet", murmle ich traurig, auch wenn ich mir bewusst bin, dass er jedes Wort verstanden hat. Eigentlich wollte ich das gar nicht sagen. Ich bin jetzt nur noch erleichtert, es endlich gesagt zu haben.

"Und was ist wenn der Junge das genauso sieht wie du, was würdest du dann machen?", fragt er einfach. Ich bin so baff und weiß gar nicht was ich sagen soll. Hilflos zucke ich mit den Schultern. Langsam kommt Harrys Gesicht meinem näher.

Ich spüre seinen Atem auf meinen Lippen. Gänsehaut breitet sich auf meinem ganzen Körper aus. Es ist kaum noch zum aushalten. Wenn ich nicht so viel kleiner wäre als er, hätten sich unsere Lippen schon längst getroffen. Ich blicke von seinen Lippen zu seinen Augen auf.

Sie wirken fast, als wollten sie fragen: 'Darf ich?' Natürlich, beantworte ich für mich und drücke meine sanft auf seine. Es ist als würde die Welt still stehen und es gibt nur noch mich und ihn. Nichts anderes existiert mehr oder ist wichtig.

Meine Hände vergraben sich in seinen Locken. Langsam bekomme ich Krämpfe in meinen Füßen von dem langen auf Zehenspitzen stehen. Meine Füße geben nach, aber Harrys Lippen folgen meinen nach unten. Er fährt mir mit der Zunge über die Unterlippe. Es ist das erste Mal, dass ich jemanden küssen, so richtig.

Aber dennoch scheint alles perfekt zu sein. Ich öffne meine Lippen. Harrys Zunge gewinnt die Oberhand. Ein Stöhnen entfährt ihm. Nie wieder will ich damit auffhören, weil einfach alles so perfekt ist. Ich kann nichts gegen dieses Glücksgefühl in meinem Bauch tun.

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