Kapitel 10

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Kapitel 10

Die ersten Sonnenstrahlen kitzeln mich auf der Nase. Ich blinzele ein paar Mal dagegen an und will meinen Oberkörper langsam aufrichten, aber das Gewicht, dass auf mir lastet hindert mich daran.

Langsam erinnere ich mich wieder, dass ich gestern bei Harry geblieben bin, weil ich mich nicht mehr Zuhause blicken lassen konnte. Mein Vater hätte mich wahrscheinlich gevierteilt. Ich lasse mich zurück ins Kissen sinken und mustere Harrys schlafendes Gesicht.

Er wirkt so friedlich wenn er schläft. Seine Lippen bilden ein Lächeln und lassen die Grübchen hervor treten. Als sein Magen auffhört sich regelmäßig auf und ab zu bewegen, merke ich das er jetzt wach ist.

"Ich weiß, dass du nicht mehr schläfst", flüstere ich, als er nach einer ganzen Weile immer noch zwanghaft die Augen geschlossen hält, aber es kommt keine Reaktion von ihm. Ein paar Minuten wird es ganz still im Raum, bis er mich an der Hüfte packt und ruckartig beinahe auf sich drauf zieht.

Erschrocken quitsche ich kurz auf und fange dann an zu lachen.

"Spätestens jetzt zählst du als offiziell wach", grinse ich. Dann öffnet er endlich seine wunderbar grünen Augen. Er pustet sich eine seiner wirren Strähnen aus dem Geischt und zieht mich wieder zu sich heran.

"Okay, und du zähltst als offizelles Eigentum von Harry Styles", bestimmt er.

"Ich gehöre niemanden, außer mir selbst", kichere ich und fahre mir den Finger seinen Arm hoch und bleibe bei dem einen Vogel auf seiner Brust hängen.

"Nein, mir!", beharrt er weiter und verschränkt seine Finger mit meinen. Schnell finden mein Lippen seine und ebenso schnell verwandelt sich der Kuss von langsam und sanft zu wild und leidenschaftlich. Unsere Zungen kämpfen um die Dominanz, auch wenn es fast klar ist, dass Harry am Ende dominieren wird, wie immer.

Meine Lippen bilden ein Lächeln und mir entfährt ein Stöhnen. Gerade als wir einen Schritt weiter gehen wollen, platzt Liam in unser Zimmer. Im Gegensatz zu Louis und Niall, denen das ganz egal wäre, überzieht sein Gesicht ein zartes rosa.

"Ich wollte nicht stören, aber Simon meint, dass wir vorbei kommen sollen. In ungefähr zwei Stunden", klärt uns knapp auf und geht dann wieder schnell raus.

***

"Wo ist Harry?", fragt Louis, der neben mir am Frühstückstisch hockt und darauf wartet, dass wir anfangen können. Wir sind die letzten drei, alle anderen haben schon gefrühstückt und beschäftigen sich jetzt anderweitg. Niall hätte es sowieso nicht solange ausgehalten.

"Keine Ahnung. Er wollte sich nur noch umziehen und dann kommen", murmle ich. Als er nach weitere zehn Minuten Wartezeit immer noch nicht aufgetaucht ist, beschließe ich mal nachzuschauen wo er bleibt.

Schnell stolpere ich die Treppen hoch und schubse die Tür auf. "Louis und ich warten schon. Wir wollen endlich frühstücken" Ich sehe gar nicht, was Harry macht, bis ich ein paar Schritte auf ihn zu gehe.

Er sitzt auf dem Bett und hat den Laptop auf dem Schoß liegen. Sein Kopf wirbelt herum, sodass seine Locken fliegen. Auf dem Bildschirm ist eine Frau mit längeren dunklen Haaren zu sehen.

"Ich komme gleich, Aps", meint er zu mir. Ich lasse mich neben ihm auf dem Bett sinken, als er mir andeutet mich hinzusetzte. Sofort schlingt er einen Arm um meine Taille.

"Ist jetzt vielleicht etwas komisch, aber April, das ist meine Mutter. Mom, das ist April, meine Freundin", stellt er uns gegenseitig vor. Eigentlich wusste ich wer sie ist, aber davon lasse ich mir nichts anmerken.

Ich hebe genau wie sie die Hand zum Gruß "Du musst dann also die berühmte April sein, von der Harry die ganze Zeit redet" Ich laufe rot an. Redet er wirklich so viel über mich?

"Scheint so", sage ich freundlich. Ich versuche einen möglichst guten Eindruck bei ihr zu hinterlassen.

"Ich muss das jetzt fragen, weil ich deine Mutter bin, aber wie habt ihr euch denn kennen gelernt?" Ich muss sofort anfangen zu grinsen.

"Ganz im Ernst Mom? Ich habe ihr eine Tür vor den Kopf gehauen" Sie fängt sofort an laut zu lachen. Sie hat genau das gleiche schöne lachen wie Harry. Spätestens jetzt würde man bemerken, dass sie verwandt sind.

"Ach Harry, du bist ja so ein Chameur. Hoffentlich hältst du ihr demnächst eher die Tür auf, anstatt sie ihr vor den Kopf zu hauen. Ich muss jetzt wieder los", erklärt sie.

"Wir skypen wann anders nochmal", meint Harry.

"Ich liebe dich"

"Ich dich auch, Mom", verabschiedet er sich. Ich frage mich, wann ich das das letzte Mal zu meiner Mutter gesagt habe. Ich beneide ihm um das gute Verhältnis zu seiner Mutter. Das hätte ich auch gerne.

"Komm, Louis wartet unten", fordere ich ihn auf, als er den Laptop ausgestellt hat.

"Wo wart ihr? Jetzt habe ich allein gefrühstückt" Louis verschränkt wütend die Arme vor der Brust. "Ich habe mit meiner Mom geskypt", erklärt Harry knapp und lässt sich auf einen der Stühle fallen. Ich tue es ihm gleich und schnappe mir eines der Brötchen.

Ich denke daran was ich den Tag machen werde. Wahrscheinlich werde ich nach Hause müssen, auch wenn ich panische Angst davor habe. Aber heute muss mein Vater arbeiten und nur meine Mutter ist da.

Dennoch habe ich Angst ihr wieder unter die Augen zu treten, nachdem ich gestern so einen Abgang hingelegt habe.

"Woran denkst du?", fragt Harry und beißt ein Stück von seinem Brötchen ab. Er merkt sofort, dass es mir nicht gut geht.

"An meine Eltern und wie sie reagieren werden. Früher oder später werde ich sie wieder sehen müssen", erkläre ich ihm meine Sorgen.

"Du bist hier jederzeit willkommen, falls du es Zuhause nicht aushältst. In den nächsten Tagen haben wir sowieso nicht viel zu tun. Und egal was ist, du kannst mich immer anrufen" Ich schließe kurz die Augen. Es ist schön zu wissen, dass er immer für mich da ist.

"Wenn ich ja bloß älter wäre. Volljährig. Dann könnte ich ausziehen, aber so muss ich es mit ihnen noch ganze zwei Jahre aushalten", seufze ich und stütze meinen Ellbogen auf der Tischplatte ab. Wenn ich schon 18 wäre, dann wäre das alles leichter...

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