Kapitel 12

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Kapitel 12

Als ich meine Augen am nächsten Morgen öffne, fühlt es sich an, als hätte ich mir jeden einzelnen Knochen gebrochen. Ich will mich umdrehen und merke erst dann, das etwas fehlt, was ich die letzten Tage so genossen habe.

Harry liegt nicht mehr im Bed. Schnell krabble ich unter der Decke hervor und ziehe mir eines der herumliegenden T-shirts über. Wahrscheinlich ist er schon frühstücken gegangen. Ich streife mir einen kurzen Short über und laufe runter in die Küche, wo schon mächtig Trubel herrscht.

"Morgen April", begrüßt Liam mich fröhlich nd lässt sich auf einen der freien Stühle fallen.

"Morgen", murmle ich und setze mich neben ihn.

"Ich soll dir von Harry ausrichten, dass er nur Brötchen holt und bald zurück ist", meint Niall. Ich nicke und schütte mir etwas Milch in eine Tasse. Alle reden quer durcheinander. Ich beteilige mich an einem Gespräch zwischen Liam und Eleanor, die heftig darüber diskutieren, ob Disney Filme wirklich was für die ganze Familie sind, oder die Eltern es eigentlich nur den Kindern zu Liebe gucken.

Eigentlich bin ich aber nicht wirklich bei der Sache. Hin und wieder lasse ich einen Kommentar dazu ab, aber eigentlich bin ich mit meinen Gedanken bei meinem Vater. Wie soll ich ihm je wieder unter die Augen treten, ohne Angst zu haben, das ich eine Ohrfeige kassiere.

Das Klingeln der Haustür lässt mich wieder in die Gegenwart zurückkehren. Ich sehe wie Louis aufspringt und zur Haustür geht.

"Was hast du gemacht, Harry?", höre ich Lou geschockt rufen. Sofort springe ich auf. Ich schlage mir die Hand vor den Mund, als ich sehe wie sein Gesicht aussieht. Seine Lippen sind aufgesprungen und aus einer kleinen Wunde über dem Augen läuft etwas Blut.

"Wa-was hast du gemacht?", frage ich die gleiche Frage wie Louis kurz vor mir. Es sieht fast so aus als hätte sich geprügelt, aber mit wem?

"Ich hatte eine Diskussion die in einem Streit geendet ist", murmelt er schulterzuckend. Ich ahne das schlimmste.

"Und mit wem?", frage ich vorsichtig. Er drukst eine Weile herum, von wegen ist ja nicht so schlimm, aber ich beharre darauf, dass er mir es sagt.

"Ich hab deinen Vater getroffen und er hat mich erkannt", seufzt er schließlich. Schnell steigt ungeheure Wut in mir hoch.

"April warte, ich war auch zu Vorlaut", versucht Harry mich zu beruhigen. Ich will gar nicht wissen was passiert ist und wie es passiert ist. Ich weiß nur das mein Vater jetzt einen entschiedenen Schritt zu weit gegangen ist, weil Harry absolut nichts dafür kann.

So schnell ich kann laufe ich zu unserem Haus und klingele Sturm. Er kann mich beschimpfen und mich schlagen, aber nicht Harry! Meine Mutter öffnet die Tür. Sie sieht ziemlich fertig aus, aber ich schiebe sie einfach zur Seite und stürme in jeden Raum, auf der Suche nach meinem Vater.

Im Wohnzimmer finde ich ihn. Er steht einfach da und starrt mich an. Wie wild fange ich an auf ein einzuschlagen. Wütend umklammert er meine Handgelenke und schaut mich an. Um so mehr ich versuche mich zu lösen, umso stärker wird sein Griff. Ich spüre wie meine Hände langsam taub werden.

"Wie konntest du das tun? Schlag mich meinetwegen, aber wehe du tust Harry noch irgendwas!"; sage ich plötzlich beherrscht und doch sind meine Worte so scharf wie Rasierklingen. Der Kopf meines Vaters wird langsam rot.

"Spätestens jetzt wirst du merken, dass er gar nicht so toll ist. Der wird dich vor die Tür setzen", ruft er, aber ich ignoriere seine Worte.

"Ich hasse dich, hast du gehört, ich hasse dich und ich will nie wieder was mit dir zu tun haben! In meinem ganzen Leben nicht. Ich scheiße auf meine Familie", schreie ich ihm ins Gesicht. Er ist so fassungslos, dass ich den Moment nutze um mich loszureißen.

Meine Mutter steht ebenso fassungslos und tränenverschmiert im Flur. Ich nehme sie kurz in den Arm: "Es tut mir Leid", murmle ich leise und verlasse dann die Wohnung, in der Hoffnung, dass mein Vater endlich merkt, was für ein Arschloch er ist.

Harry und die anderen sitzen ratlos in der Küche. ih schäme mich hier noch aufzutauchen. Wieso muss mein Vater alles zerstören?

"E-es tut mir so Leid. Ich wollte das nicht. Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn wir uns nie kennengelernt hätten", stelle ich fest. Ich senke meinen Kopf, dennoch spüre ich die Blicke auf mir. Ich traue mich nicht zu Harry zu schauen, weil ich mir dann noch schlimmer vorkomme, als sowieso schon.

"Red dir gar nicht erst sowas ein, April. Du kannst ja auch nichts dafür. Das war dein Vater und nicht du", beruhigt Harry mich. Immer noch schaue ich zu Boden. Jetzt bloß nicht heulen, ermahne ich mich immer wieder.

"Ja mein Vater und wenn du mich nicht kennen würdest, dann wäre das alles gar nicht passiert. Schau dich doch mal an" Er weiß genau das ich auf die beiden Wunden anspiele.

"Wenn ich dich nicht kennen würde, wüsste ich gar nicht was es heißt jemanden zu lieben. Ich würde gar nicht wissen, wie es ist wenn man jemanden so sehr liebt, dass man einfach alles für ihn machen. Ich würde alles für dich aufgeben" Ihm scheint es nichts auszumachen das noch sechs weitere Personen im Raum stehen.

Ich schaue das erste mal vorsichtig hoch. Unsere Blicke treffen sich. In seinem Blick liegt so viel Liebe, die ich gar nicht verdient habe.

"Es tut mir einfach soo Lied und ich weiß das ich das nie wieder gut machen kann", schluchze ich und vergrabe meine Hände in meinem Gesicht. Es tut so gut das Harry mich jetzt in den Arm nimmt und einfach fest hält.

Es ist als würde mein bisher so tolles Leben Risse bekommen und in kleine Stücke zu fallen. Und es gibt nichts , außer ihn, an dem ich mich festhalten kann. Der für mich da ist wenn ich ihn brauche.

"Glaub mir, bald wird alles gut werden. Wir schaffen das. Nur du und ich" Ich schaue zu ihm hoch und nicke vorsichtig. Ich glaube ihm. Egal was er sagt. Ich will einfach, dass alles so schön wird wie am Anfang.

"Du, ich und die restlichen sechs Idioten", grinst er und erhält lauter Einspruch. Ich muss lachen, obwohl mir ganz anders zu Mute ist.

"Siehst du", murmelt er und drückt mich nochmal an sich. Ich lehne meine Stirn an seine. Vielleicht hat er ja Recht. Viel schlimmer als jetzt kann es ja nicht werden. Ich muss es nur einfach hinter mir lassen.

"Gruppenkuscheln", kreischt Louis und alle stürzen sich auf uns. Es ist wie eine kleine Familie, die mich aufgenommen hat. Ich bin so froh, dass ich sie kennen gelernt habe. Natürlich kennen alle anderen bis auf Harry und Niall nur die halbe Geschichte. Mit heißem Kakao machen wir es uns auf der Couch bequem.

Ich beginne die Geschichte damit, dass sich meine Mutter eigentlich für mich gefreut hat und mein Vater aber komplett ausgerastet ist, dann die Geschichte mit der Ohrfeige bishin zu vorhin. Die Worte die ich ihm ins Gesicht geschrien habe, hallen immer wieder nach.

Den letzten Teil kannte Harry ja auch noch nicht und ist ziemlich geschockt. "Meint ihr man kann mit 16 schon ausziehen. Zum Beispiel in eine WG wie wir eine sind?", fragt Zayn die Frage, die allen auf den Lippen liegt.

"Mit der Einverständniserklärung eines Beziehungsberechtigten und wenn jemand volljähriges den Kaufvertrag unterschreibt, weil man mit 16 ja nur eingeschränkt geschäftsfähig ist, wäre das möglich", erklärt Eleanor. Hofnungsvoll richten sich die Blicke auf mich.

"Mein Vater wird es nie erlauben, aber meine Mutter vielleicht, solange mein Dad nicht dabei ist und sie vom Gegenteil überzeugen kann...", überlege ich.

"Dann müssen wir darauf hoffen. Ich lasse dich jedenfalls nicht mehr gehen" Harry hat einen Arm um mich gelegt und zieht mich zu sich ran. Ich schließe kurz die Augen und genieße den Moment von Frieden.

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