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„Hi!"

Ich war in Gedanken versunken gewesen und erschrak, als Joelle sich mir aus dem Nichts in den Weg stellte. Ich hatte gerade meine Schicht beendet und war in Gedanken bei der anstehenden Probe. Und so rannte ich Joelle mit dem großen Koffer, in dem mein Bass steckte, fast um.

„Sorry!", meinte sie. „Alles gut?"

„Äh, ja?" Ich war etwas überrascht über die Selbstverständlichkeit, mit der sie da vor mir stand. Zugegebenermaßen hatte ich ein oder zweimal an sie gedacht nach unserer ersten Begegnung, aber mehr, weil dieses Treffen eben so seltsam gewesen war.

„Das ist ja ein Zufall", meinte ich trocken. „Oder ist das gar kein Zufall?"

„Nein, das ist kein Zufall. Ich habe auf dich gewartet."

"Woher wusstest du, dass ich heute arbeite?"

„Wusste ich nicht. Ich habe es gehofft."

„Gehofft? Klingt für mich so ein bisschen, als würdest du mich stalken."

„Oh." Sie stockte, fing sich dann aber schnell: „Würdest du denn gerne von mir gestalkt werden? ... Ich meine, wenn es wirklich so wäre."

„Ich glaube, niemand wird gerne gestalkt. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass die Definition von Stalken ist, dass man das nicht gerne hat."

Sie überlegte einen Moment.

„Naja, aber es zeigt auch, dass man irgendwie... gewollt ist?", stammelte sie sichtlich unsicher. Ich hatte den Eindruck, dass sie sich das alles anders vorgestellt hatte. Einfacher definitiv.

„Mit anderen Worten, du willst mich?", fragte ich kühl.

„Was soll ich sagen? Nein?"

„Nein? Du willst mich also nicht. Da das ist ja mal nett!"

„Was kann ich dann für dich tun?", fragte ich ungeduldig. Ich hatte es eilig, durfte die Bahn nicht verpassen.

„Ich habe eine Frage wegen der Gitarre."

„Okay. Worum geht's?"

„Ich will neue Saiten aufziehen. Aber ich weiß nicht wie."

„Neue Saiten? Die sind ganz neu. Warum willst du jetzt schon die Saiten wechseln? Die sind total in Ordnung."

„Es mag irgendwie komisch klingen, aber ich spiele nicht gerne auf Instrumenten, die jemand anders schon verwendet hat. Ich bin eben so. Ich möchte neue, frische. Findest du das komisch?"

Sie zuckte mit den Schultern und lächelte. Wieder dieser Versuch, charmant zu sein.

„Ist mit eigentlich egal. Wenn du die wechseln willst, dann mach es!"

„Aber wie?"

„Youtube hilft dir sicher."

„Ich meine ja nur, weil du sagtest, dass ich mich melden soll, wenn ich ein Problem hätte. So von wegen Kundendienst und Service und so."

Ich erinnerte mich vage, das gesagt zu haben. Es war eine Floskel gewesen.

Ich seufzte.

„Also gut. Ich könnte dir sagen, dass du in den Laden gehen sollst, dass man dir da helfen wird. Dass man dich beraten wird, dass man dir Saiten verkauft und die dir sogar aufzieht. Aber ich nehme an, dass es dir nicht darum geht. Du willst mich sehen. Richtig?"

Sie sagte nichts. Erst als ich auf die Uhr sah, kam sie mit der Sprache heraus.

„Wie soll ich sagen. So ganz falsch ist das nicht."

Die Violinistin und die Bassistin - eine lesbische LiebesgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt