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„Du benimmst dich wie so eine dreizehnjährige Göre!", blaffte ich sie an. „Meinst du nicht, es ginge auch ein bisschen erwachsener?"

„Lass mich in Ruhe!", motzte sie zurück. „Ich hab's nicht nötig, mich so behandeln zu lassen! Ich muss mir das nicht gefallen lassen!"

Auf ihren Wangen leuchteten rote Fleckchen. Ich mochte das eigentlich, aber ich hatte keine Lust auf die Szene, die sie da gerade gemacht hatte.

Joelle wollte unbedingt einen Bikini kaufen.

Wir hatten einen kurzen Trip nach Mallorca geplant. Joelle hatte da ein Konzert, das sich kurzfristig ergeben hatte. Irgendein deutscher Millionär hatte sie engagiert für einen Abend. Es war der Geburtstag seiner Gattin, und sie hatte sich ein Konzert gewünscht. Also hatte er Joelle engagiert, und die hatte mich als ihre Assistentin gleich mit angemeldet. Ohne mich zu fragen natürlich.

Ich wollte nicht zu Joelles Entourage gehören. Ich wollte nicht von ihrem Ruhm oder ihrem Geld profitieren. Ich wollte nicht zu ihrem Personal werden. Sie hatte das alles eingestielt, ohne mich zu informieren. Ich hatte mich erst geziert, dann aber musste ich mir eingestehen, dass es Unsinn war. Ich bekäme also einen Freiflug, und wir sollten gemeinsam für eine Woche in einer kleinen Finca wohnen, die sie gemietet hatte.

„Ach komm schon!", hatte sie gesagt. „Eine Woche Mallorca für lau. Ich spiele ein Solo-Konzert für irgendeinen Millionär. Du musst nicht mal mitkommen. Und für den Rest der Zeit kannst du mich dominieren und unterwerfen. Nach außen bist du meine Assistentin, aber wir beide wissen, wer hier die Chefin ist. Komm schon, komm schon, komm schon. Das wird toll!".

Ich war noch nie auf Mallorca gewesen, und Joelle erklärte mir, dass wir nicht zum Ballermann fahren würden, sondern ins ursprüngliche, echte Mallorca.

Ich hatte schließlich zugestimmt. Ein paar Tage Urlaub konnte ich vertragen.

Allerdings hatte ich keine Lust, mit ihr shoppen zu gehen. Shoppen war nicht mein Ding. Joelle meinte zwar, dass es auch nicht ihres war, aber sie war nun schon mit mir im dritten Laden gewesen auf der Suche nach einem passenden Bikini.

Vielleicht hätte ich ein wenig die Herrin heraushängen lassen sollen. Vielleicht hätte ich ihr zu verstehen geben sollen, dass ich keinen Bock auf diese Sache hatte. Aber ich trottete einfach hinterher. Eigentlich brauchte ich auch einen Bikini und vielleicht könnte ich einfach nebenbei zuschlagen oder mich von ihr beraten lassen. Meiner musste nicht von Chanel sein.

Aber es stellte sich ziemlich schnell heraus, dass wir keine Mädels-Shopping-Tour haben würden. Es ging immer nur um sie, und es dauerte mir alles viel zu lange. Ihre Kriterien für Bikinis waren mir schleierhaft, und als ich mal einen für sie vorschlug, da lachte sie mich aus.

Ich war es ziemlich schnell satt. So satt, dass ich nicht mal Lust hatte, unsere Rollenverteilung klarzustellen. Ich hatte nicht mal Bock, die Herrin raushängen zu lassen. Ich war einfach nur genervt. Domina zu sein war manchmal nicht einfach.

Aber Joelle geriet in einen Shopping-Rausch, war aufgedreht und nervig. Ich konnte sie nicht verstehen. Ich verstand nicht, wie man sich so viel Gedanken um ein Stück Stoff machen konnte.

Jedenfalls geriet sie an eine Verkäuferin, die Joelles Gehabe und aufgedrehte Art auch auf die Nerven ging. Die Verkäuferin gab sich unfreundlich, unprofessionell und unverschämt. Joelle spielte ihre Rolle als Diva, aber es wirkte auf mich alles mehr nach einem verzogenen Teenager.

Ich distanzierte mich mehr und mehr, je lauter Joelle wurde.

Irgendwann fiel sogar der Satz:

„Wissen Sie eigentlich, wer ich bin?"

Die Violinistin und die Bassistin - eine lesbische LiebesgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt