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Ich war aufgeregt, das muss ich gestehen.

Ich hatte mir allerlei überlegt. Manches war ausgefallen, manches ganz simpel.

Es gab so viel zu bedenken. Ich wollte, dass wir Spaß hatten. Ich wollte sie an ihre Grenzen führen, aber nicht darüber. Ich wollte nicht krank wirken, was eigentlich albern war, denn sie hatte mich ja auf diese ganze Sache gestoßen, da brauchte ich mich vor ihr nicht zu rechtfertigen. Aber es gab halt so viele Möglichkeiten und Fettnäpfchen. Dominant zu sein, ist wirklich viel anstrengender. Man kann da nicht einfach nur so rumproleten. Man braucht schon einen Plan.

Ein wenig kam ich mir trotzdem wie ihre Dienstleisterin vor, denn was trug sie zu dieser Woche bei? Nichts.

Aber man soll solche Sachen auch nicht gegenseitig aufwiegen. Wir hatten beide Spaß in dieser Beziehung, und für mich war das alles einfacher als für sie. Ich machte die Regeln. Ich bestimmte. Sie musste sich damit arrangieren.

Und mittlerweile fand ich, dass sie nicht so verwöhnt und überkandidelt war, wie ich am Anfang gedacht hatte. Sie war halt noch ein wenig jung und naiv, gerade dabei, sich zu finden. Inwieweit eine Woche Schweinkram ihr dabei helfen würde, wusste ich auch nicht, aber darum ging es ja vielleicht auch nicht.

Ihre Klausuren waren alle geschrieben, sie hatte ihren Eltern und Lehrern irgendeine Story erzählt und sollte in wenigen Minuten da sein. Ich hatte ihr gesagt: „Punkt 18 Uhr bist du da, und wehe, du nimmst den Aufzug!"

In der vergangenen Woche hatte ich mein Geschirr nicht mehr gespült und die Küche nicht mehr sauber gemacht, weil ihre Aufgabe darin bestehen sollte, die zu putzen. Das Bad hatte ich aber noch ganz penibel geputzt, weil ich nicht unhygienisch wirken wollte und meine Wäsche hatte ich auch noch gemacht, weil ich es nicht mochte, wenn jemand anders in meiner dreckigen Wäsche rumwühlt. Es war also alles kompliziert.

Ich hatte die Wohnung nicht staubgesaugt, aber ich hatte meine Instrumente im Wohnzimmer alle beiseite geräumt. Sie sollte nicht daran gehen. Ich mochte es nicht, wenn jemand an meine Instrumente ging. Meine Bandkollegen hatten darin schon so eine Art Komplex oder Tick entdeckt und zogen mich damit auf.

Ich hatte das Passwort an meinem Laptop geändert. Ich hatte eine kleine Abstellkammer in meiner Wohnung, in die hatte ich all das gepackt, was Joelle nichts anging. Ich war durch alle Schränke und Schubladen gegangen, um sicherzustellen, dass da nichts war, was sie nicht sehen sollte.

Dabei hatte ich eine Menge alten Krempel gefunden, den ich weggeschmissen hatte.

Ich hatte also so eine Art selektiven Hausputz veranstaltet, nur um vorbereitet zu sein. Denn Joelle würde es in meiner Wohnung verdammt langweilig werden, und sie würde zwangsläufig durch meine Sachen gehen.

Mein Herz schlug kräftig, als es an der Haustür klingelte. Es war 17:58 Uhr. Ich drückte ihr die Tür auf, ohne an der Sprechanlage zu checken.

Geduldig wartete ich, bis sie schnaufend die Treppe heraufgestiegen war. Sie atmete schwer. Joelle hatte eine große Reisetasche in der einen Hand und in der anderen Hand den Hartschalenkoffer mit ihrer Violine.

„Puh, du solltest echt in weniger große Höhen umziehen! So von wegen Mount Everest und so.", stöhnte sie, als sie meine Wohnung betrat.

„Ach, ich habe damit nicht so ein großes Problem. Ich benutze den Aufzug."

„Sehr witzig!"

Sie stellte ihre Sachen ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

„Ich habe zur Sicherheit mal meine Violine mitgebracht. Vielleicht komme ich ja doch zum Üben."

Die Violinistin und die Bassistin - eine lesbische LiebesgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt