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Am nächsten Morgen stand ich vor Joelle auf, duschte kalt und setzte mich dann an den Holztisch.

Ein alter Bekannter hatte einen kleinen Job für mich. Er hatte mir ein Arrangement geschickt, das er als Demo aufgenommen hatte, und fragte, ob ich noch ein paar Ideen hätte. Also hatte ich mich am Tisch breit gemacht, das Smartphone auf den Tisch gelegt, die Ohrhörer eingestöpselt und die verschiedenen Spuren angehört. Ich kritzelte wild auf einem Blatt Papier all die Ideen auf, die mir so einfielen. Die Melodie war gut, aber sonst fehlte dem Song alles. Es war ein Funk-Stück, mein Spezialgebiet und relativ schwer zu arrangieren, weil die Instrumente alle etwas anderes machten, und damit fiel jedes einzelne Instrument auf und musste etwas Besonderes veranstalten. Da brauchte jeder Part eine Idee. Ich komponierte also quasi auf dem kleinen Midi-Synthesizer meines Handys die einzelnen Instrumente neu. Es war alles nicht so ganz einfach, ging aber irgendwie.

Ich hatte Joelle am Abend zuvor noch über die plötzliche und eilige Aufgabe informiert. Sie hatte kein Problem damit.

Ich mochte diese Arbeit, Arrangements zu machen und zu verbessern. Ich konnte Stunden damit verbringen, und weil es eilig war, musste ich das auch.

Joelle schlief noch. Es war noch ziemlich spät geworden an diesem einsamen Aussichtsplatz.

Ich hatte mir gerade einen Kaffee gemacht und vermutlich war sie von dem Duft wach geworden. Jedenfalls kam sie in ziemlich guter Laune aus dem Schlafzimmer.

„Magst du mir auch einen Kaffee machen? Ich kann jetzt echt einen vertragen! Aber zuerst geh ich mal ins Bad! Was sollen wir heute machen? Ich habe mir gedacht, wir..."

Sie hatte die Tür zum Bad geschlossen, und ich hörte zwar, dass sie sprach, aber verstand nichts mehr. Das lag teilweise an den Kopfhörern, teilweise aber auch daran, dass sie einfach weiterredete, ohne auf mich zu achten.

„Magst du." Da war es wieder. Ich hatte kein gutes Gefühl. Sie war sehr kommunikativ an diesem Morgen, und ich wollte arbeiten, auch wenn wir im Urlaub waren. Das war jetzt wichtiger. Ich hatte es versprochen.

Ich ging in die Küche, goss ihr einen Kaffee ein und stellte ihn auf den Boden unter den Tisch.

Nach einiger Zeit kam sie aus dem Bad, nur in ein Badetuch gehüllt.

„Was meinst du? Sollen wir es so machen?", fragte sie in dieser superguten Stimmung, die mir ein wenig auf den Keks ging.

Ich wusste nicht, wovon sie sprach, aber es war mir auch egal. Sie kam auf mich zu, und ich umarmte sie und fühlte ihre feuchten Haare und brachte sie mit einem fetten Kuss zum Schweigen.

„Guten Morgen!" Sie lächelte, als wir uns lösten. „Hast du meinen Kaffee vergessen?"

„Nein, habe ich nicht."

„Aber wo ist er?"

„Schau mal da unten steht er und wartet auf dich. Mit viel Milch und einem Stück Zucker, wie du ihn am liebsten magst!" Ich nahm sie an der Hand und zeigte unter den Tisch.

Sie sah mich fragend an, aber bevor sie etwas sagen konnte, setzte ich an:

„Magst du deinen köstlichen Kaffee, den ich dir zubereitet habe, dort unten genießen? Ich muss ein wenig arbeiten, und da fände ich es sehr angemessen, wenn du mich nicht nerven würdest? Magst du das?"

Sie sah mich an, aber die kleine Schärfe in meinem letzten Satz war ihr nicht entgangen.

„Sehr gerne mag ich das. Darf ich mir noch etwas anziehen?" Ich mochte die devote Färbung ihrer Stimme. Sie hatte verstanden.

„Ich würde es mögen, wenn du einfach unter den Tisch kriechen und dein Getränk genießen würdest. Magst du das auch?"

„Das mag ich auch!", meinte sie und ging langsam vor mir auf die Knie. Ihre Augen waren dabei groß auf mich gerichtet. „Möchtest du übrigens noch dein Werk auf meinem Schenkel begutachten? Ob es gut geworden ist?"

Die Violinistin und die Bassistin - eine lesbische LiebesgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt