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Wir lagen noch eine Weile nebeneinander. Ich hatte ihre Fesseln nicht gelöst, immer noch waren ihre Arme und Beine an die Pfosten des Bettes gebunden.

„Kann ich einfach hierbleiben?"

„Meinetwegen, aber hast du keine Termine? Musst du nicht irgendwo sein?"

„Mein Terminkalender ist voll. Richtig voll. Ich habe schon zwei Sachen verpasst."

„Solltest du nicht zumindest absagen?"

„Das würde nichts nutzen. In meiner Welt gibt es kein Absagen. Ich habe das Handy ausgestellt. Ich will jetzt einfach nirgendwo sein als bei dir und mit niemandem sprechen. Nur mit dir!"

„Du bist süß!"

„Und ich bin erwachsen. Ich kann das selbst entscheiden!"

„Total. Ich rede dir da nicht rein. Wenn niemand wissen soll, wo du bist, dann ist das dein Ding. Aber du solltest wissen, dass es Leute gibt, die dich vermissen."

„Die vermissen nicht mich als Mensch, sondern mich als Produkt, als ihre Einkommensquelle!"

„Na gut. Dann bleib du hier. Ich muss noch was tun. Ich mache dir jetzt einen Arm los, und dann gebe ich dir einen Block, und dann schreibst du mir noch eine Geschichte. Okay?"

„Okay."

Ich öffnete die Manschette ihrer rechten Hand. Sie hatte nicht viel Bewegungsfreiheit, und es war recht mühsam für sie, immer noch an drei Gliedmaßen gefesselt, eine Position zu finden, in der sie schreiben konnte. Aber es gelang ihr irgendwie, und ich ließ sie allein.

Später las sie mir vor, was sie sich ausgedacht hatte. Ich ließ sie dabei in ihren Fesseln.

Ihre Geschichte mochte ich überhaupt nicht. Ich möchte sie hier auch nicht wiedergeben. Hier nur ein paar Details: Wir fuhren immer noch in dem riesigen Straßenkreuzer durch die USA. Aber ich saß allein im Auto, Joelle lag gefesselt und geknebelt im Kofferraum. Wir kamen an eine Raststätte, ich hievte sie aus dem Kofferraum, und während ich den Wagen volltankte, verkaufte ich sie an Passanten, die sie oral befriedigen musste. Sie ging in einige Details, aber es war alles unattraktiv und unerotisch. Viel zu brutal meiner Meinung nach. Später riss ich in einem Diner eine Kellnerin auf, brachte sie mit in ein Motel und vernaschte sie dort, während Joelle immer noch gefesselt in der Badewanne lag und nur hören konnte, was wir dort taten. Sie beschrieb das etwas besser, aber es blieb kalt und menschenfeindlich. Ich wollte nicht so dargestellt werden, und ich wollte nicht, dass sie mich oder sich so sah. 

Die Violinistin und die Bassistin - eine lesbische LiebesgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt