Der Fluch des Bären

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Die alten Frauen sangen, während sie meinen nackten Körper mit der klebrigen, goldenen Masse einrieben, die ich so gerne naschte. Honig- ich hätte ihn gerne von meinen Lippen geleckt, denn sein Geschmack beruhigte mich und gerade hatte ich etwas zur Beruhigung nötig.

Dass ich jetzt, in diesem Moment, in der Dunkelheit und auf dem steinernen Altar liegend, Teil eines Rituals war, hatte ich begriffen, aber was es zu bedeuten hatte, war mir schleierhaft. Die Ältesten im Dorf hatten das Sagen, das hatte ich schon als kleines Mädchen gelernt, und ihre Handlungen waren wichtig für die Gemeinschaft. Also hatte ich ohne Zögern Folge geleistet, als Maya, die Anführerin der Ältesten, mich mitten in der Nacht aus meiner elterlichen Hütte geholt hatte. Mir war gewesen, als hätte sich meine Mutter kurz geregt, als ich an ihr vorbeischlich, doch mehr war nicht geschehen, ich hatte die Hütte verlassen und war Maya artig und still gefolgt. Sie hatte mich ein wenig abseits vom Dorf auf eine Lichtung geführt, dort hatten die anderen sieben Alten gewartet, sie waren nackt und hatten sich dunkle Streifen auf ihre Körper gemalt. Im Mondlicht waren sie mir zunächst schwarz erschienen, dann hatten die Frauen ein Feuer angezündet, nachdem sie mir befohlen hatten, mich auf den Steinaltar zu legen, und ich sah, dass die Streifen rot waren.

Rot, wie Blut.

Die Frauen tanzten um mich herum, Maya schien wie in Trance zu sein. Es war ein bisschen so, wie das Neumondritual, das ich gut kannte, nur, dass ich anstatt eines Tieres auf diesem Altar lag. Ich dachte über das Blutrot an ihren Körpern nach, während ich still da lag und die Frauen mich auszogen und der Gedanke kam mir, dass das Ritual vielleicht mit den Blutungen zu tun hatte, die ich vor einer Woche bekommen hatte. Mutter hatte mir erklärt, ich sei nun eine junge Frau und könne meine eigene Familie gründen. Vielleicht war dieses so etwas wie eine Übergangszeremonie, aber warum sprachen die anderen Frauen nie darüber? Ich versuchte mich trotzdem mit diesem Gedanken zu beruhigen und hoffte, nicht wie ein Tier beim Neumondritual abgeschlachtet zu werden.

Mir war übel von diesem Gedanken und dem Gestank des Rauches. Ich ertrug die runzligen Finger der Frauen auf meiner Haut nicht, es widerte mich an. Du musst gehorsam sein, dachte ich, aber als sie meiner Scham näher kamen, war es mit meinem Gehorsam vorbei. Ich griff nach ihren Händen, presste meine Beine zusammen und wollte mich aufrichten. Maya sagte etwas, was ich über dem Gesinge nicht verstand, doch die Frauen hatten verstanden. Ohne zu verstummen, zerrten sie an mir, einige packten meinen Oberkörper und zogen ihn nach hinten, während andere meine Beine mit Gewalt auseinander rissen. Ich konnte nicht schreien, denn sie hatten meinen Mund mit einem Tuch umwickelt, so fest, dass es fast weh tat. Dann schob Maya ihre Finger zwischen meine Schamlippen, verteilte den Honig, grob und zügig. Sie drang ein wenig in mich und die Frauen sangen lauter, doch ich war zu angespannt, um ihre Worte zu verstehen. Vielleicht wollten sie mich so säubern? Unrein, man sprach nicht über Blutungen. Oder über das, wo die Babies herkamen, doch ich war meiner Zeit voraus, wie es schien, ich wußte, was zwischen Mann und Frau vorging. Weil ich ein ruhiges Mädchen war, viel beobachtete und lauschte. Ich ließ mich nicht beeindrucken von den Schauergeschichten, die die anderen Mädchen manchmal erzählten, wenn es darum ging, einen Mann heiraten zu müssen. Die meisten jungen Mädchen kamen nach der Hochzeitsnacht fröhlich wieder aus ihrer Hütte. Und meine Eltern hatten es einmal getan, als sie dachten, ich schliefe. Vielleicht hatten sie mich doch bemerkt, und das war nun die Strafe?

Ich war mittlerweile überall mit Honig beschmiert- bis auf das Gesicht. Es wäre ein Leichtes gewesen, meine Nase mit Honig zu verstopfen und mich langsam ersticken zu lassen, also glaubte ich fest daran, dass dieses Ritual nicht todbringend für mich sein sollte. Ich hätte alles dafür gegeben, zu verstehen, was hier geschah! Die Frauen waren mittlerweile von mir weg getreten, das laute Singen war in ein gedämpftes Murmeln übergegangen, die Fackel erlosch langsam und der Mond schien auf meinen glänzenden Körper. Ich zwang mich, ruhig zu atmen. Schloß die Augen und konzentrierte mich auf die Worte, plötzlich verstummten die Frauen. Maya trat an mich heran und sagte:

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 16 ⏰

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