Bad habits die hard 9

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Tag 21


Es ist schon hell, als ich die Dusche rauschen höre. Ich gucke auf mein Handy, sehe, dass es kurz nach vier Uhr morgens ist und stöhne. Anton ist mittlerweile leiser geworden, wenn er sich bewegt- er hat mir erklärt, dass er es hatte lernen müssen, wie ein Kind, das Laufen lernt, anscheinend hat Adrian es sofort beherrscht. Ich spüre nur einen Luftzug im Rücken, als Anton unter die Decke schlüpft. Spüre, dass er meinen Hinterkopf küsst und ich tue so, als würde ich schlafen. Er beugt sich über mich, nimmt mein Handy und startet „Mondnacht" neu. Ganz entgegen seiner Vorlieben umarmt er mich fest und nach einer Weile ist er totenstill. Ich nehme seinen Arm und drehte seinen leblosen Körper auf den Rücken. Abgesehen davon, dass ich es auch bei lebendigen Menschen nicht mag, so zu schlafen, ist es bei Ghuls noch merkwürdiger, weil sie einem eiskalt und steif im Rücken liegen. Anton atmet nicht, noch schlägt sein Herz. Ich gebe ihm einen Kuss auf seine wunderschönen Lippen und lege mich ihm zugewandt hin.

Etwas später hämmert jemand panisch an meine Tür. Ich springe auf und renne hin, weil ich sofort denke, etwas Schlimmes ist passiert. Tim schaut mich aus seinen großen, babyblauen Augen ängstlich an.

„Komm bitte schnell, Adrian atmet nicht mehr!" keucht er.

Ich seufze erleichtert, doch dann wird mir bewußt, dass Tim gerade eine Entdeckung gemacht hat, die uns echt in Schwierigkeiten bringen kann! Ich drehe mich zu Anton um, er ist noch jenseits von Gut und Böse und so schiebe ich mich an Tim vorbei und schließe die Tür hinter mir.

„Komm, wir machen uns erstmal n Kaffee."

„Aber...wir müssen einen Krankenwagen holen!" ruft der Blonde.

„Du hast doch hoffentlich nicht schon angerufen?" frage ich alarmiert.

„Nein, ich dachte, vielleicht hat er nächtliche Aussetzer oder so..."

Ich bemerke, dass Tim nur eine Boxer trägt. Hat er bei Adrian geschlafen? Wie unvorsichtig!

„Ja, sowas Ähnliches, beruhige dich, ihm geht's gut. Ich dachte, es wäre Schluß?" frage ich irritiert.

„Äh, weiß nicht genau. Wir hatten jedenfalls keinen Sex, haben ziemlich viel gequatscht und Filme geguckt, bei ihm oben. Er meinte, wenn ich müde wäre, solle ich runter gehen und im Gästezimmer schlafen, er hätte einen unruhigen Schlaf, aber dann bin ich doch eingepennt, in seinem Sessel. Er hat vor meinen Füßen gesessen und als ich eben aufgewacht bin, lag er auf dem Boden, auf dem Flauschteppich, er sah tot aus. Ich hab an ihm gerüttelt, aber er ist schon ganz steif! Und du denkst nicht, dass..."

Ich schüttele den Kopf. Ich bin müde und immer noch durcheinander, wegen der Szene in der Nacht, wegen Antons Ausflug, noch nie hatte er Geheimnisse vor mir gehabt. Okay, vielleicht doch...

„Ich sage dir jetzt, warum Adrian Schluß gemacht hat, okay? Aber du darfst es niemanden verraten, sonst muss ich dich töten." erkläre ich ernst, denn ich will nicht mehr alleine damit sein.

Tim lacht kurz, aber da ich keine Miene verziehe, verstummt er wieder. Ich reiche ihm die Kaffeetasse und er bedankt sich, wir setzen uns an den Küchentisch und ich berichte ihm, dass Adrian längst tot sei. Tim lauscht still staunend, und da er noch Zugriff auf die Polizeidatenbank hat, guckt er sich die Tatortfotos von Adrian an. Er beginnt, bitterlich zu weinen und nachdem er sich wieder gefangen hat, erklärt er mir, dass er genauso gehandelt hätte, wie ich. Ich sage:

„Verstehst du? Wenn du uns verrätst, schadest du in erster Linie mir. Denn niemand wird glauben, dass Adrian wirklich tot ist, sie werden denken, dass ich ihn hier versteckt halte und werden tausend Beweise haben, dass ich hier Schmu gemacht habe. Ich verliere meinen Job und...die beiden müssen untertauchen."

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