Was sind schon fast fünfzig Jahre, wenn du ewig lebst? Sie ziehen an dir vorbei, wie fünf Minuten. Genauso schnell, wie die Dinge kommen, vergisst du sie wieder, fühlst nur noch dunkle Schatten der Erinnerung, die manchmal aufploppen, aber schwer zu fassen sind. Einer dieser Erinnerungsschatten hat mich jedoch etwas begreifen lassen, was mir vorher nie aufgefallen war, denn ich hatte dem in den ganzen Jahrtausenden meiner Existenz kaum Wichtigkeit beigemessen. Nein, es hatte mich nie interessiert, das Geheimnis der Vergänglichkeit, als Dämon denkst du in anderen Dimensionen. Doch dann erinnerte ich mich, kurz nach Isas Tod, daran, dass ich manchmal das Gefühl gehabt hatte, dass ich diese oder jene Frau schon einmal um ihr Kind gebracht hatte. Eine Art Déjà- vu.
Nachdem es mir eingefallen war und mich gezwungen hatte, mich an die genauen Momente zu erinnern, in denen ich das Gefühl hatte, einer Wiedergeborenen begegnet zu sein, war mein Plan gefasst.
Nun tingele ich also durch die ganze Welt, um Isa wiederzufinden. Dabei weiß ich, dass die Seelen nie sofort zurück geschickt werden, und auch nicht immer. Doch ich weiß genau, dass ich die einzige Frau auf der ganzen Welt, die mir eine kompromisslose Gefährtin und Geliebte gewesen war, wieder erkennen werde, wenn es soweit ist und bis dahin werde ich niemals wieder so eine Beziehung eingehen. Es heißt, man müsse mindestens acht Jahre, der Kreis der Ewigkeit, auf eine Wiedergeburt warten. Manchmal sind es auch achtzig oder Achthundert.
Ich habe damit einen Anhaltspunkt und suche nach Babies, die acht Jahre nach Isas Tod geboren sind, mittlerweile sind seitdem weitere zwölf Jahre vergangen, die an mir vorbeigeflogen sind, wie zwölf Minuten. Isa war ja schon Dreißig gewesen, als ich sie kennen gelernt hatte, und ich verlor sie, als sie erst achtundfünfzig gewesen ist. Sie hat mich schon bei ihrer Krebsdiagnose ein Jahr vor ihrem Tod fortschicken wollen, doch ich war bis zum Ende bei ihr geblieben, hatte sie in den Armen gehalten und zum ersten Mal in all der Zeit gespürt, wie mein Herz zerriss. Danach hatte ich verhungern wollen, aber meine verdammte Natur hatte mich nicht gelassen, ganz im Gegenteil, ich war wie in Trance gewesen und hatte in einer Nacht ein wahres Blutbad angerichtet, hatte seit langer Zeit wieder getötet. Sodass ich eine Zeitlang als Wolf leben wollte, um meine Spuren zu verwischen, aber die ordnungseifrigen Deutschen hatten mich eingefangen, um mir einen Tracker einzupflanzen, was ich nicht zulassen konnte. Ich war nun richtig in Schwierigkeiten gewesen, da ich einige Wildhüter getötet hatte. Ich hatte mich daraufhin in meiner wahren Gestalt in der Kanalisation versteckt, war dort gewandert, so weit, wie ich kam. Ethel und Bill waren auf allen Suchlisten gewesen, und heutzutage haben sie dich sofort auf dem Schirm, du musst nur an irgendeiner Kamera vorbei laufen, und zack!
Ich musste Europa also zunächst verlassen, war durch Asien gewandert, teils als Aswang, teils als Mensch, hatte die verlassensten Gegenden abgesucht, obwohl ich irgendwie wußte, dass ich Isa dort wahrscheinlich nicht finden würde. Ich hüpfte rüber nach Japan, Australien, Neuseeland, wieder zurück nach Europa, als genug Zeit vergangen war, und nun bin ich in Kanada gelandet. Dort angekommen, hatte ich mich in Gabriel verwandelt, einen zarten, freundlichen Jungen, den alle auf Anhieb sympathisch finden und den ich schon oft genutzt hatte, weil er so unschuldig und süß wirkt.
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