Endlich Dienstag, Mitternacht
Die Bässe durchströmen meinen Körper und streicheln mich von innen, ich habe die Augen geschlossen und bewege mich zur Musik, die besser ist, als die im ersten Club, aber auch noch nicht perfekt. Jedenfalls nicht durchgehend, doch die Nacht ist ja noch nicht vorbei! Ich öffne die Augen und schmunzele. Ich habe extra das Duschgel und Shampoo genommen, was angeblich, nach Meinung von Berit, den Leichengeruch übertönen soll, aber nein, ich stehe fast alleine in meiner Tanzecke. Da hilft auch „Black" nicht mehr, mein Parfüm, dass ich mir großzügig ins Haar gesprüht habe. Doch dann bemerke ich, dass mich mein Gegenüber gerade mit den Blicken auszieht, er bleibt aber auf Abstand. Ich lege den Kopf schief und lächele, oh, je! Nein, ich wollte abstinent bleiben! Aber hey, ein kleiner Orgasmus...selbst, wenn ich keinen habe, reicht es aus, um...er kommt näher. Uh. Da wir in der Community unterwegs sind, habe ich gehofft, nicht auf allzuviele Hetero- Männer zu treffen, aber der ist anscheinend einer. Jedenfalls ist er nicht Trans, das sehe ich sofort, und er sieht so konservativ aus, dass ich mich wundere, was er hier macht. Ein schriller Typ stupst ihn an und ruft:
„Hab dir doch gesagt, es lohnt sich auch für dich!"
„Wird sich rausstellen!" grinst der Typ mich an. „Ich bin Dennis, hi."
„Nora, hi." lüge ich.
Nora Tschirner, die Halluzinelle. Von der Serie Ijon Tichy- der Raumpilot, von der Anton und ich jede Folge auswendig kennen. Ich habe mich in die Serie verliebt, bevor ich Anton kennen gelernt habe und wir hatten gestaunt, dass es wieder etwas war, das wir gemeinsam haben. Wie, vor'm Einschlafen „Mondnacht" zu hören und Pizza zum Frühstück zu essen! Herrgott, vergiß Anton, denke ich genervt und wende mich Dennis zu, der mir in den Ausschnitt glotzt und nachdenklich aussieht, während er versucht, sich zum Takt zu bewegen.
„Was benutzt du für ein Parfüm?" fragt er und ich lache auf.
„Sorry, das ist kein Parfüm. Ich arbeite in der Verarbeitung von Leichen und rieche langsam selbst wie eine." erkläre ich ehrlich, denn das ist Schritt zwei, nun wird sich zeigen, ob er es aushält und mehr will! Er nickt.
„Du siehst nicht so aus, als wärst du so taff."
Uh. Knock Out, normalerweise, aber ich date ja nicht, ich will nur das, was zwischen seinen Beinen ist. Oder nicht? Automatisch leuchtet Antons Penis vor meinem geistigen Auge auf, dieses wunderbare Prachtstück, fehlt bloß noch die passende Hintergrundmusik! Die gerade ziemlich eintönig ist und das ist Antons Penis gar nicht. Und ich finde, ich hatte zu wenig Zeit, ihn richtig zu genießen...
„Hab ich was Falsches gesagt?" grinst der Typ verlegen.
„Nein, das denken viele." winke ich ab.
„Du tanzt echt heiß." raunt er nun.
Dabei trete ich nur von einem Fuß auf den anderen und warte, dass der Beat besser wird! Und, dass Antons Penis aus meinem Kopf verschwindet! Ich denke an einen T- Rex und bums, hat der ne Fahnenstange, ne beschnittene! Ich heule auf.
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Night Creatures
HorrorEine Sammlung von unheimlichen Geschichten, abstoßenden Kreaturen und Liebe.